Unser Buchtipp
Heribert Schwan & Tilman Jens - Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle
Es geht um nichts weniger als ein historisches Vermächtnis: In 630 Stunden hat Helmut Kohl seine Lebenserinnerungen zu Protokoll gegeben. Sein Gesprächspartner: der Historiker, Journalist und Autor Heribert Schwan, den Helmut Kohl als Ghostwriter seiner Memoiren ausgewählt hatte. Drei Bände der Erinnerungen des Kanzlers sind erschienen, dann endete die Zusammenarbeit jäh. Zuletzt ist auf öffentlicher Bühne ein Kampf um die "Deutungshoheit über ein politisches Leben" (Berliner Zeitung) entbrannt: Wie ist Helmut Kohls Wirken zu verstehen? Was ist wahr, was ist verzerrt am Bild dieses Jahrhundertpolitikers? Durch wen erfahren wir, wie er dachte, taktierte, handelte?
Am besten durch den Altkanzler selbst, ungefiltert, in seinen eigenen Worten – anhand der "Kohl-Protokolle". Erstmals werden sie hier der Öffentlichkeit vorgelegt.
Entstehung
Als Gostwriter von Helmut Kohls Erinnerungen war Heribert Schwan dem Altkanzler so nah wie kein Zweiter. Stunden und Tage haben beide in den Jahren 2001 und 2002 in Gesprächen verbracht: über Kohls Leben, seine Ansichten, sein politisches Wirken, über Freund und Feind. Es waren Interviews mit einem Mann, der den höchsten Gipfel der Macht erklommen hatte, der als Bundesvorsitzender seine Partei, als Kanzler das Land lenkte und der seinen Platz in der Geschichte fand, weil er mit persönlichem Geschich die deutsche Einheit Wirklichkeit werden ließ. Doch dem höchsten Triumph folgte ein tiefer Sturz: Durch die Spendenaffäre wurde Kohl zur Unperson und zum Verfemten in der eigenen Partei. Und dann, im Juli 2001, nahm sich seine Frau Hannelore das Leben.
Seinem Biographen Heribert Schwan gegenüber spricht Helmut Kohl in dieser Situation so offen über die Politik, sein Leben, sein Weltbild wie nie zuvor. Hinter der öffentlichen Person zeigt sich hier ein Mann, der mit jeder Faser seines Seins für die Politik lebt, ein Mensch mit all seinen Ambitionen, Hoffnungen und Enttäuschungen - Charakterzüge, die mitunter vor aller Augen, zumeist aber hinter den Kulissen entscheidend waren für die Bündnisse, in denen politische Entscheidungen vorbereitet und umgesetzt wurden, und für die Ziele, das Gelingen odas das Scheitern dieser Politik. Gestützt auf die Kohl-Protokolle, zeichnen Heribert Schwan und Tilman Jens ein authentisches Poträt des Kanzlers - eine Nahaufnahme, bei der Helmut Kohl selbst mit seinen ganz persönlichen Einschätzungen zu zentralen politischen Themen und Personen zu Wort kommt, ein einzigartiges Zeugnis der Zeitgeschichte.
Über die Autoren
Heribert Schwan, Dr. phil., geboren 1944, war Redakteur beim Deutschlandfunk und beim WDR-Fernsehen, u.a. verantwortlich für die Kulturfeatures im ARD-Programm. Für seine Dokumentationen erhielt er zahlreiche nationale und internationale Preise; für seinen Film „Die verdrängte Gefahr – Neonazismus” wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter einige Bestseller; zuletzt erschien von ihm „Die Frau an seiner Seite. Leben und Leiden der Hannelore Kohl”. Tilman Jens, geboren 1954, lebt als Journalist in Frankfurt am Main. Buchveröffentlichungen über Uwe Johnson und Mark Twain. Autor u.a. von „Goethe und seine Opfer”, „Demenz”, „Freiwild” und „Axel Cäsar Springer. Ein deutsches Feindbild”. Zahlreiche Fernsehdokumentationen zu Themen von Kultur, Theologie und Wissenschaft für die ARD und arte. Regelmäßige Mitarbeit bei den Kulturmagazinen der ARD, bei „3sat/Kulturzeit” und im arte Wissenschaftsmagazin „X:enius” .
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