Statt langer Reden mit Konzert bedankt
Konstantin Wecker und Initiative „Bildungsstreik“ mit Krenkl-Preis geehrt
Nicht als Konkurrenzveranstaltung, aber doch zur gleichen Zeit wie das Fußballländerspiel und das Politiker-Derblecken am Nockherberg, lud die SPD im Münchner Süden am 3. März 2010, zur Verleihung des 20. Krenkl-Preises in die „Münchner Haupt’“ an der Zielstattstraße ein. Wohl gerade deshalb ist auch das Programm dort an jenem Abend ein ganz anderes als beim Salvator-Anstich gewesen, denn auch wenn sich die Landes- und Bundesregierung in der Laudatio so manchen Redners eine „Watsch’n“ abholen musste, so stand an diesem kalten Märzabend doch etwas ganz anderes im Vordergrund: das politische und soziale Engagement von einzelnen Persönlichkeiten. Und so wurde der Krenkl-Preis 2010 – benannt nach Franz-Xaver Krenkl, der die Kutsche des Prinzregenten verbotswidrig überholte und von Luitpold nach dem Grund einer solchen Dreistigkeit gefragt, dies mit den Worten "Wer ko, der ko!" quittierte – in diesem Jahr gleich zwei Mal vergeben!
An Konstantin Wecker, den beliebten Münchner Liedermacher, der – wie ein Krenkl – nicht zum sturen Mitläufer geworden ist und, wie sein Laudator Klaus Hahnzog, der frühere Bürgermeister, anmerkte, die Menschen auffordert: „Sage Nein, steh auf und misch dich ein!“ oder mit Weckers Worten gesagt: „Mitmachen, ohne zu denken, ist auch für eine gute Sache nicht richtig!“ Wecker lebt diese Philosophie und zeigt seit Jahrzehnten Präsenz gegen Intoleranz und Rechts, nicht zuletzt, als er im Januar gegen den Aufmarsch von Neonazis in Dresden demonstrierte. So ist Weckers „Nein“ niemals zu einer unkonstruktiven Verweigerungshaltung verkommen, sondern steht für ein „Ja“ für Freiheit und die Menschen.
Niemand kann sein Handeln wohl besser in Worte fassen, als Konstantin Wecker selbst. Aber als Vollblutmusiker macht er das natürlich nicht am Rednerpult, sondern setzt sich an ein Keyboard und singt die Lieder, die für sein politisches Engagement stehen: mit „Gutti-Land“, einer stimmungsvollen Hymne auf den Verteidigungsminister zu Guttenberg, die gegen Kriegstreiberei und Lobbyismus mahnt, melodischen Chansons und seinem ergreifenden Talking Blues vom „Willy“, seinem Freund, der von einem Rechten erschlagen wird, weil er öffentlich gegen die stille Unterwanderung der Gesellschaft durch Faschisten warnt. Lieder und Texte, die mehr politische Aussage treffen als moderne Regierungserklärungen und die mehr soziale und ethische Werte vermitteln, als an manchen bayerischen Schulen unterrichtet wird.
Und genau gegen dieses Problem kämpft der zweite Preisträger, Malte Pennekamp, der stellvertretend für die Münchner Studierenden ausgezeichnet wurde, die im Herbst 2009 mit der Besetzung des AudiMax der Ludwig-Maximilian-Universität gegen die Bildungspolitik des Freistaat demonstrierten. Sie schafften mit der Initiative „Bildungsstreik“, durch ein eigentlich spaltendes Instrument, dem Streik und der Blockade, eine neue Gemeinschaft zwischen den Studieren und leiteten eine Veränderung an den Hochschulen ein, wie sie seit den Protesten der 68er nicht mehr zu finden war. Auch die Münchner Studierenden dankten für den Ehrenpreis und krönten Ihre Rede mit dem Lied, das zum Symbol für den Protest geworden ist, geschrieben während der Besetzung in einem Hörsaal der LMU, von der Sendlinger Musikpädagogikstudentin Tamara Banez „Wir bleiben hier“.
Es war nicht der von Konstantin Wecker geliebte Bösendorfer-Flügel, auf dem er und Tamara Banez Ihre Lieder für ein ergriffenes Publikum spielten. Es waren Persönlichkeiten und das Schaffen eben dieser, die dem Abend wahre Größe verlieh. A.Gill
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