Sie wissen, wenn's nicht passt
Können Sie alle Medikamente richtig benennen, die Sie gerade nehmen?
Seit mehr als 40 Jahren steht mit der St.-Vitus-Apotheke am Harras allen Kunden ein fachkundiges Team beratend (und derzeit geschützt) zur Seite: PTA Gerlinde Schwarz, PKA Inge Stisser, Apothekerin Barbara Plechaty, PTA für Ernährungsberatung Monika Czeike, Apothekerin und stellv. Leitern Beatrice Nickels (von links). (Foto: mm)
Antibiotika darf man nicht mit Milch einnehmen - das weiß fast jeder. Der Grund: Kalzium stört einige Antibiotika in ihrer Wirkung. „Deshalb sollten sie nicht mit Milch oder kalziumreichen Mineralwässern geschluckt werden“, erklärt Apotheker Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes. „Idealerweise nimmt man die Tabletten mit einem großen Glas Leitungswasser ein.“ Wer ein Antibiotikums einnimmt, sollte zudem (mindestens zwei Stunden lang) seine Finger von Eisentabletten oder Magnesium lassen.
Was für Antibiotika gilt, gilt auch für Aspirin & Co - für alle der gut 60.000 bei uns zugelassenen Arzneimittel und ihre Unzahl von Wirkstoffen. Jedes Medikament hat Wirkungen (nur dazu ist es da). Werden mehrere Medikamente von einem Patienten eingenommen, wird sein Körper oft mit Wechselwirkungen belastet – manche Wirkstoffe verstärken sich, manche blockieren sich gegenseitig, manche führen zu ganz ungewollten neuen Wirkungen.
Ungewollte Wirkungen und Blockaden
Bei den Antibiotika gibt es beispielsweise welche, die die Wirkung von einigen Blutdrucksenkern verstärken (sie fahren also den Kreislauf viel zu weit nach unten), andere lösen Zuckerschwankungen bei Diabetikern aus. Bei einigen Antibiotika kann der verhütende Effekt der Pille nachlassen, weiß Dr. Hubmann: „Es ist deshalb wichtig, dass Patienten vorab mit dem Arzt und Apotheker abklären, ob ihr Medikament von solchen Wechselwirkungen betroffen ist und wie sie sich dann am besten verhalten.“
Leicht gesagt: Patienten greifen tatsächlich oft auf mehrere Medikamente gleichzeitig zurück, die von verschiedenen Fachärzten gegen verschiedene Beschwerden verschrieben werden. Aber weiß ein Internist wirklich, welches Rezept ein Augenarzt seinem über Bauchschmerzen klagenden Herz-Patienten ausgestellt oder welche Salbe ihm sein Dermatologe gegen eine Kontaktallergie verschrieben hat? Und wenn Sie dieser Patient wären: Könnten Sie alle Medikamente richtig benennen, die Sie in den letzten zwei oder drei Wochen zu sich genommen haben?
Nicht alle passen zusammen
Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 1,4 Milliarden Arzneimittel-Packungen ausgegeben. Im Schnitt verbraucht jeder vor uns alle drei Wochen eine ganze Packung, steht demnach also fast immer unter dem Einfluss von Wirkstoffen. Nicht alle Ärzte können sich jederzeit austauschen und nicht jeder Patient versteht alles, was auf Beipackzetteln steht. So greift ein Kranker bei seinen Pillen, Tropfen und Tinkturen schnell auf „Paare“ zurück, die nicht zusammenpassen und nicht gut miteinander wirken.
In der Apotheke vor Ort laufen die Fäden dagegen am besten zusammen. Kunden finden hier Fachwissen und Erfahrung - und die Einschätzung von Fachleuten, bei denen man weiß, dass man sich auf sie verlassen kann. Irgendwo „im Internet“ versteckte Versandapotheken versprechen zwar, „bequem“ und „günstig“ zu sein. „Bequem“ mag als Anspruch an Freizeitklamotten genügen. „Günstig“ ist ohnehin interpretierbar. Geht es um die eigene Gesundheit, sind andere Dinge wichtiger: Da setzt man auf jene Apotheke, die es „in echt“ gibt. Diese Erfahrung haben die Apotheker einmal mehr jetzt in der Corona-Zeit gemacht: 90 Prozent von ihnen berichten bei einer Umfrage dieser Tage, dass sich deutlich mehr Kunden mit Fragen an sie wenden. Sprunghaft gestiegen sei die Nachfrage nach ihrer fachlichen Einschätzung zu Corona-Themen wie Behandlung, Impfstoff und Ansteckungsgefahr.
Fehler vermeiden
Schon bei der Einnahme seiner Medizin kann man vermeidbare Fehler machen. Es ist keineswegs egal, wann und wie die einzelnen Medikamente eingenommen werden. Apotheker Dr. Volker Schmitt (Sprecher der Apotheker in Bayern) erklärt: „Der Körper verträgt einige Arzneimittel zu bestimmten Tageszeiten besser. Auch der genaue Einnahmezeitpunkt spielt für die optimale Wirkung eine entscheidende Rolle. Während der Körper manche Arzneistoffe am besten im nüchternen Zustand aufnimmt, heißt es für andere, sie wegen ihrer magenreizenden Wirkung zusammen mit einer Mahlzeit zu schlucken.“ Gerade wenn Medikamente zum ersten Mal eingenommen werden, ist es deshalb wichtig, sich in der Apotheke über den richtigen Einnahmezeitpunkt und die richtige Einnahmeart beraten zu lassen.
Vor allem ältere Menschen, die auf verschiedene Medikamente angewiesen sind, sollten sich auch die richtige Anwendung in der Apotheke demonstrieren lassen. „Tabletten einzunehmen ist relativ einfach. Aber bei technisch aufwändig verpackten Medikamente wie Augentropfen, Trockensäften oder Medikamenten zur Inhalation passieren älteren Menschen häufig Fehler“, sagt Apotheker Dr. Schmitt und rät allen Patienten deshalb, sich in der Apotheke vor Ort nach der korrekten Anwendung zu erkundigen.
Die „Bequemen und Günstigen“ helfen hier nicht so unkompliziert weiter.
Rekord des Wissens
Die Apotheker besuchten 2019 mehr Fortbildungen als jemals zuvor. Fast 190.000 Apotheker, Pharmazeutisch-technische Assistenten und Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte haben an ihnen im vergangenen Jahr teilgenommen, belegen die Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (in dieser Statistik noch nicht einmal berücksichtigt sind die Fortbildungsangebote Dritter). „Ich freue mich über diesen neuen Rekord. Die Apothekenteams arbeiten daran, ihr Wissen aktuell zu halten und zu erweitern“, sagt Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer. So können die Apothekenteams überall vor Ort für ihre Patienten beste Begleitung sichern.
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