"Sie ist ein Stück Daseinsvorsorge"
Michael Piazolo fordert: Stadt soll Eigentümerin der Großmarkthalle bleiben
Wie geht es weiter mit der Großmarkthalle? Wie MdL Michael Piazolo (Freie Wähler) über Standort, Neubau und Alternativen denkt, erklärte er im Gespräch mit Johannes Beetz.
"Ein heimeliges Münchengefühl"
Die Großmarkthalle ist ein buntes Stück München – seit über 100 Jahren. Sie trägt unsere Versorgung mit frischen und regionalen Lebensmitteln und sichert eine erhebliche Zahl von Arbeitsplätzen. Das ist die klassische „Daseinsvorsorge“. Was schätzen Sie an der Halle?
Für mich ist die Großmarkthalle eine pulsierende Lebensader, die Münchens Einzelhändler, Gastronomie und die Märkte versorgt. Sie ist ein Teil der Münchner Geschichte und wurde mal als „Münchens Tor zur Welt“ beschrieben. Kein Wunder bei dem vielfältigen Angebot. Grundsätzlich finde ich es charmant, dass die Münchner Großmarkthalle in das Stadtleben integriert ist und nebenbei eine kleine Heimat für Kunst und Kultur und auch für die Münchner Tafel bietet. Reizvoll ist auch der Handel in der Halle, in dem abseits von unseren alltäglichen Supermarktgewohnheiten tatsächlich noch verhandelt und gefeilscht wird. Dazu kommt in mir immer ein heimeliges Münchengefühl auf, wenn ich in BR-Serien und anderen Filmproduktionen die Großmarkthalle sehe. Dann wird mir auch bewusst, dass die Großmarkthalle und auch der Schlachthof die Landeshauptstadt irgendwie mit ganz Bayern verbinden und damit nicht nur Bauch von München sondern auch sein Nabel sind.
"Mir blutet das Herz"
Die Händler fordern Planungssicherheit und wollen wissen, wie es mit dem Umbau weitergeht. Die Stadt möchte private Investoren suchen. Die Händler glauben, dass eine Halle in städtischer Hand besser, günstiger und schneller verfügbar wäre. Wie sehen Sie das? Wie kann man den Händlern helfen?
Die Stadt sollte unbedingt Eigentümer der Großmarkthalle bleiben. Mir blutet das Herz bei dem Gedanken daran, dass die Stadt die Großmarkthalle oder auch einen Teil der Fläche in andere Hände geben könnte. Aus meiner Sicht muss nicht alles privatisiert und in Investorenhand liegen. Eine Kommune wie München sollte eine Großmarkthalle locker managen können. Für mich ist das tatsächlich ein Stück Daseinsvorsorge, als Stadt den Händlern und Kunden aus dem Einzelhandel, der Gastronomie und der Hotelerie einen Großmarkt anzubieten. Das Gelände ist eines der letzten Juwelen der Stadt. Die Stadt sollte hier in Zukunft also schon noch mitmischen. Dabei sollte man das Gelände gemeinsam entwickeln und investieren. Die Investitionen kommen indirekt auch der Münchner Wirtschaft zu gute und müssen ja bei guter Planung nicht unbedingt aus dem Ruder laufen.
"Das kann ich mir nicht erklären"
Die Sanierung der Halle lässt seit Jahren auf sich warten – die laufende Instandhaltung verschlingt Unsummen. Für viele Bürger ist das nicht nachvollziehbar. Können Sie das erklären?
Nein, mir geht es da wie den Bürgern. Die Großmarkthalle hat eine wichtige Funktion für den regionalen und lokalen Einzelhandel und die Gastronomie in München und der Region. Ähnlich wie bei vielen Schulen, wurde die Modernisierung und ein zukunftsfähiges Konzept zu lange verschlafen. Warum, kann ich mir ehrlicherweise auch nicht erklären.
"Gemeinsamen Weg finden"
Die Großmarkthalle belegt eine riesige Fläche mitten in der Stadt – Platz, den man auch mit dringend benötigten Wohnungen bebauen könnte. Ist der Neubau eine machbare Möglichkeit, Raum für Wohnungen zu schaffen, ohne die Händler zu verbannen?
Wir bräuchten natürlich mehr Wohnungen und könnten das Gelände entsprechend entwickeln und planen. Ich sehe aber die damit verbundene Nachverdichtung und den Zuwachs des Viertels kritisch. Auch bei einer Weiterentwicklung halte ich es für wichtig, dass die Großmarkthalle an dieser Stelle bleibt. Grundsätzlich fehlt mir aber ein schlüssiges Verkehrskonzept und ein darüber hinausgehendes Konzept zur Anbindung des dann neuen Viertels an das Umfeld. Sicherlich hat der Ausbau einen Reiz und die Prüfung der Vorschläge durch den Stadtrat ist richtig, aber in meinen Augen wäre es parallel dazu sicherlich sinnvoll, eigene Planungen und Ideen von Seiten der Stadt einzubringen. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass im Stadtrat selbst ein wenig Ratlosigkeit herrscht, welche Wege man für die Zukunft gehen sollte. Mein Vorschlag wäre, dass man sich nochmals gemeinsam mit den Händlern und den Anwohnern austauscht und einen gemeinsamen Weg zur Weiterentwicklung finden sollte.
Kandidat im Stimmkreis 103
Michael Piazolo (Freie Wähler) ist seit 2008 Landtagsabgeordneter. Am 14. Oktober wird der Landtag neu gewählt. Piazolo tritt als Direktkandidat wieder im Stimmkreis 103 Giesing an. Dazu gehören Sendling, Thalkirchen, Obersendling, Solln sowie die Hälfte von Forstenried und Fürstenried, Obergiesing-Fasanengarten und der Großteil von Untergiesing-Harlaching.
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