Respekt ist ...
... wenn man die Grenzen von Kindern achtet
Anja Bawidamann, Sozialpädagogin und Sexualpädagogin bei AMYNA e. V., sagt:
Respekt spielt eine große Rolle
AMYNA e.V. setzt sich für den Schutz von Mädchen und Jungen vor sexueller Gewalt ein. Wir möchten Erwachsene in ihrer Verantwortung für Kinder und Jugendliche unterstützen. Respekt spielt dabei eine große Rolle: Es stärkt Mädchen und Jungen, wenn sie erleben, dass sie ernst genommen und ihre Rechte geachtet werden.
Wir wissen: Täter und Täterinnen kommen häufig aus dem Umfeld der Kinder. Viele gehen planvoll vor, wenn sie ein Kind missbrauchen wollen. Sie beginnen mit kleinen Grenzverletzungen, die sie langsam steigern. Mädchen und Jungen, die auch sonst in ihrem Alltag Grenzverletzungen und respektloses Verhalten erleben, wird es schwer fallen, das zu erkennen. Eltern und andere Erwachsene können hier einen Gegenpol bilden, indem sie die Grenzen der Kinder achten und respektieren.
Niemand muss sich "Küsschen" geben lassen
Egal ob zuhause, in der KiTa, in der Schule oder im Verein – es ist wichtig für Kinder zu erleben, dass sie Grenzen haben dürfen und wo diese Grenzen liegen. Sie erkennen, was ihnen gefällt und was nicht und können erleben, dass andere diese Grenzen wahren. Ein typisches Beispiel ist das „Familienküsschen“. Wenn ein Kind seinen Tanten, Onkeln, Omas, Opas,… ein Küsschen geben muss oder sich küssen lassen muss, obwohl es das schlabberig und eklig findet, lernt es: Ich bestimme nicht selbst über Berührungen und meinen Körper. Das bestimmen die Erwachsenen. Wenn wir dagegen respektvoll mit Mädchen* und Jungen* umgehen und sie z.B. darin unterstützen, unerwünschte Küsse abzulehnen, erfahren sie: Ihre Stimme und ihr Gefühl zählen, sie werden wertgeschätzt und ernst genommen.
Respekt ist ein Baustein der Prävention!
Wenn Mädchen und Jungen das alles in ihrem Alltag erfahren, nehmen sie so vielleicht auch Grenzverletzungen deutlicher wahr. Sie können erkennen, dass da eine erwachsene Person etwas macht, das ihnen nicht gefällt und dass das nicht in Ordnung ist. Das erhöht ihre Chance für sich einzustehen und sich jemandem anzuvertrauen. Auch für die anderen Erwachsenen im Umfeld von Kindern ist das wichtig: Wenn allen klar ist, wie ein respektvoller, Grenzen achtender Umgang aussieht, fällt es schneller auf, wenn jemand diese Grenzen bewusst überschreitet, um einen sexuellen Missbrauch „vorzubereiten“.
So können wir als Erwachsene schon mit kleinen Dingen dazu beitragen, dass Kinder besser vor sexueller Gewalt geschützt werden. Deshalb ist Respekt ein Baustein der Prävention!
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH