Präsenzunterricht vor allem für die "reichen" Schulen?
Simone Fleischmann (BLLV) warnt: Mittelschüler werden am meisten leiden
"Die Schule ist für uns alle sehr zentral", unterstrich Ministerpräsident Markus Söder in einer Regierungserklärung vor dem Schulstart. Wegen Corona habe man hier viel nachzuholen. Jetzt sei Präsenzunterricht das klare Ziel. "Durch Luftreiniger, sofern vorhanden, wird die Sicherheitslage verbessert", sagte Söder, "unter Umständen kann mit ihnen auf eine Quarantäne verzichtet werden." Das finanzielle Angebot von Bund und Land für Luftreiniger sei aber erst zu 10 % abgerufen worden.
Wer kann sich die Reiniger leisten?
"Die Situation rund um die Lüftungsanlagen ist in Sachen Bildungsgerechtigkeit eine Bankrotterklärung", nahm Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. (BLLV), dazu Stellung. "Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die in eine mit Lüftern ausgestattete Schule gehen, in der sich also die Sachaufwandsträger diese Anlagen leisten können, können auf vollen Präsenzunterricht zählen. Denn dort müssen laut Staatsregierung die Kinder dann eher nicht in Quarantäne, wenn es zu einem positiven Fall in der Klasse kommt", kritisierte Fleischmann.
"Gerade die Kinder und Jugendlichen aus sozioökonomisch schwierigeren Verhältnissen, die ja bekanntlich in den entsprechenden Regionen in Bayern zu Hause sind, sollen jetzt wieder mehr unter dieser Situation leiden müssen? Ist das die Antwort auf Bildungsungerechtigkeit?"
Es seien die Schülerinnen und Schüler an den Mittelschulen, die in den kommenden Jahren am meisten leiden, sagte Fleischmann. Der Lehrermangel schlage genau an den Stellen zu, wo das System ohnehin die größten Schwächen hat. "Die Stunden im Ganztag werden dort gekürzt, der Lehrermangel schlägt dort jetzt und in den kommenden Jahren am stärksten zu und jetzt sind es dann dort wohl auch noch diese Jugendlichen, die in Quarantäne müssen, weil die Lüfter fehlen?"
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