"Ohne Lehrer geht es nicht!"
MLLV feiert sein 150-jähriges Bestehen
Können Frauen Familie und Lehrerberuf unter einen Hut bringen? Nein - davon war Mann noch 1950 so fest überzeugt, dass Lehrerinnen nicht heiraten durften oder ihren Beruf (und ihre Pension) aufgeben mussten, wenn sie es doch taten. Heute steht mit Waltraud Lucic eine Frau an der Spitze des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (MLLV). Und dass es in den Schulen ohne Frauen nicht geht, ist offensichtlich.
Mitgestaltet und bereichert
Anno 1867 wurde der MLLV gegründet. Bei der Feier zu seinem 150-jährigen Jubiläum in der Allerheiligenhofkirche würdigte Bildungsminister Ludwig Spaenle ihn als "kompetenten Partner und wertvollen Impulsgeber für Schul- und Bildungslandschaft in der Landeshauptstadt". Der Verband habe die Münchner Schul- und Bildungslandschaft verantwortungsbewusst mitgestaltet und bereichert.
„Um bestmögliche Bildung für jedes Kind zu erreichen, braucht es das Engagement vieler. Mit seinem wertvollen Einsatz für die Lehrkräfte und die Schüler in München ist der MLLV ein starker Partner", ergänzte Staatssekretär Georg Eisenreich. Angesichts von Herausforderungen wie der Digitalisierung oder der Heterogenität der Schüler in einer Großstadt sei das Zusammenwirken aller in der Schulfamilie gefordert.
Waltraud Lucic erinnerte an wichtige Stationen in der Geschichte des MLLV und erläuterte das Selbstverständnis der Lehrerschaft, das der Verband mit den drei Adjektiven "kollegial, kompetent, konstruktiv" umreißt. "Als Vorsitzende bin ich stolz auf mein engagiertes und ideenreiches Team", sagte sie und dankte ihren Mitstreitern: "Ungebrochener Idealsimus, geballtes Fachwissen und starke Vernetzung in Politik, Verwaltung und Gesellschaft machen uns zum Mitgestalter der Bildungslandschaft."
Technik allein reicht nicht
Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV (Bayerischer Lehrer- und Lehreinnenverband) mahnte, bei aller Digitalisierung nicht zu vergessen, dass man in der Schule Menschen brauche: "Wenn wir eine menschliche Schule wollen und keine Technokratien, sind Lehrer unverzichtbar!" Kinder und Jugendlichen benötigen Bezugspersonen, die ihnen helfen, wenn sie selbst nicht weiter wissen. "Zur Erziehung gehört Beziehung - nicht nur Technik", so Fleischmann. Die Zukunft gestalten und bilden könne man nur mit "echten" Lehrern. "Wir brauchen keine Nerds und digitale Einzelgänger", sagte sie, "wir brauchen soziale Kompetenz!"
Diese Botschaft gaben auch die Simmernschüler mit einer kleinen Vision einer digitalen Schule der Zukunft wieder. Ihr Fazit: "Ohne Lehrer geht es nicht!"
Was ist der MLLV?
Der Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband (MLLV) ist der älteste und größte Interessenverband von Pädagogen in der Landeshauptstadt München. Er setzt sich vor allem für Verbesserungen zugunsten der Lernsituation der Schüler und der Arbeitssituation der Lehrer ein.
Münchner Schulen müssen sich besonderen Herausforderungen stellen: Schüler aus einer Vielzahl von Kulturen und aus sozioökonomisch benachteiligten Familien, mit Sprachdefiziten, unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Wertevorstellungen erwarten nicht nur guten Unterricht, sondern individuelle Unterstützung.
Der Verband wurde 1867 von 33 Lehrern gegründet. Heute zählt er 4.122 Mitglieder. Weil darunter ein sehr hoher Anteil von Frauen ist, wurde der Name 1951 von "Münchner Lehrerverein" auf "Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband" erweitert.
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