Offenes, tolerantes Pasing
Vierter Pasinger Friedensweg mit Kirchen, Moschee und Beth-Shalom-Gemeinde
Bei strahlendem Wetter fand am Wochenende der vierte Pasinger Friedensweg statt. Angehörige aller Konfessionen versammelten sich an der kleinen Pippinger Kirche St. Wolfgang und gingen gemeinsam den vorbestimmten Weg durch Pasing vorbei an der Himmelfahrtskirche und der Moschee Haci Bayram bis zum Pfarrsaal Maria Schutz, wo die Pfadfinder aus St. Hildegard die Teilnehmer mit Kürbissuppe bewirteten. In diesem Jahr machte der Friedenszug auch erstmals Halt am Pasinger Rathaus, wo die Skulptur „Gebeugter leerer Stuhl“ von Marlies Poss und Bianka Wilchfort an die verfolgten jüdischen Mitbürger während der Naziherrschaft erinnerte.
An allen Stationen spielte der Stammesvater Abraham eine zentrale Rolle. „Wir haben dem diesjährigen Weg den Titel „Zu Gast bei Abraham“ gegeben", erklärte dazu Luitgard Golla-Fackler, die neben Marion Stopic und Volkan Türlü den Pasinger Friedensweg ins Leben gerufen hat. „Abraham ist ein echtes Bindeglied zwischen allen drei monotheistischen Weltreligionen. Dem wollen wir Rechnung tragen.“
„Zu Gast bei Abraham“
Jede Kirchengemeinde begrüßte den Zug auf individuelle Weise und beleuchtete entweder besondere Aspekte Abrahams oder übersetzte seine Erkenntnisse in die heutige Zeit. Dazu gab es entweder Musik, Gebete oder Lesungen. „Der ganze Weg war wieder voller guter Gespräche und Inspirationen. Wir haben wieder viel gelernt und sicherlich einige neue Bekanntschaften geschlossen“, so Stopic. Besonders berührt sei sie gewesen, dass sich Pasinger Passanten spontan dem Zug angeschlossen und zumindest ein Stück des Weges mitgelaufen sind.
Volkan Türlü von der Pasinger Moschee freute sich über die besondere, zu Herzen gehende Atmosphäre während des Friedenswegs. Auch sei deutlich geworden, wie nah sich die Religionen letztendlich stehen. Sein Vortrag in der Moschee handelte von einengenden Vorstellungen und Vorurteilen. „Wir sollten Gott nicht mehr in unseren Vorstellungen eingrenzen“, meinte er, „so wie auch Abraham letztendlich seine Vorstellungen aufgegeben hat.“
„Wir sind viele!“, ergänzte auch Golla-Fackler. „Wir haben den ganzen Wolkentunnel ausgefüllt, von Anfang bis Ende!“ Es sei berührend gewesen, wie viel Zustimmung von den Passanten rund um das Alex und die Arcaden gekommen sei. „Uns ist es ein Anliegen zu zeigen, wie offen und tolerant Pasing ist. Egal ob gläubig oder nicht, der Friedensweg soll allen eine Bereicherung sein. So ein Tag wie dieser kann uns auch an unsere politische Verantwortung erinnern.“
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