Offener Bücherschrank
Am Giglbrunnen kann jetzt Literatur getauscht werden
Unterhalb der Pfarrkirche St. Quirin, gegenüber dem Aubinger Dorfbrunnen, mitten im alten Ortskern von Aubing gibt es jetzt einen öffentlichen Bücherschrank. Auf den ersten Blick könnte man ihn fast für eine Telefonzelle halten. Beim genauerer Betrachtung fallen jedoch die Regalbretter auf, auf denen eine Vielzahl an Büchern und Bildbänden Platz gefunden haben.
„Ein Freudentag für die Kultur in Aubing“, schwärmte Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel bei der Einweihung. Dann waren die beiden Stadträte Katrin Habenschaden (Grüne) und Johann Sauerer (CSU) an der Reihe. Beide hatten sich zur Feier des Tages ihre Amtsketten umgelegt. Beherzt griffen sie zur Schere und durchtrennten das rot-weiße Flatterband, das den Bücherschrank versperrt hatte.
Die Idee zu diesem Projekt hat der Förderverein 1000 Jahre Urkunde Aubing entwickelt. „Der offene Bücherschrank bietet die Chance, mehr Menschen für das Lesen zu begeistern und soll die Stadtkultur beleben“, freute sich Vorsitzender Klaus Bichlmayer bei der Einweihung. Die Kosten in Höhe von 10.000 Euro stammen von der Städtebauförderung, außerdem gab es einen Zuschuss vom BA 22. „Der Bücherschrank ist damit auch das Startprojekt im erweiterten Sanierungsgebiet Aubing-Neuaubing und wird dazu beitragen die Aufenthaltsqualität dieses Platze weiter zu verbessern“, betonte Bichlmayer.
Prinzip basiert auf Vertrauen
Auch soll damit eine „solidarische und engagierte Stadtgesellschaft gefördert werden, in der Nehmen und Geben selbstverständlicher ist“, hoffte er. Kriesel freute sich auch aus einem anderen Grund auf den Bücherschrank. „Das wird spannend. Dann bekommen wir ein Abbild der Leseinteressen in unserem Stadtbezirk“.
Das Prinzip des offenen Bücherschranks basiert auf Vertrauen. Wer will, kann sich hier jederzeit seine gewünschte Lektüre kostenfrei herausnehmen. Das Buch kann, nachdem es ausgelesen ist, wieder zurück gestellt oder sogar behalten werden. In den Bücherschrank sollen aber auch Bücher hineingestellt werden. Am besten „gute“ Bücher, die man auf diese Weise anderen Lesern empfiehlt. „Nur eines darf nicht geschehen: Der Bücherschrank soll keine Deponie für ausrangierte Bücher werden“, mahnte Bichlmayer. Der Förderverein wird kontrollieren, dass dies nicht geschieht. Er hat auch die Grundausstattung beigesteuert. Auf den Regalbrettern türmten sich Krimis neben Bildbänden, Reiseführer neben Bestsellern und Kinderbücher neben Kochbüchern. Kriesel legte zur Eröffnung „Der Name der Rose“ von Umberto Eco in den Schrank. Schließlich spielt darin die große Klosterbibliothek eine große Rolle. „Lesestoff ohne Bürokratie“ nannte Kriesel die Einrichtung, von der es 15 in ganz München gibt.
Zur Feier des Tages hatte der Freundeskreis den Autor und Slam-Poeten Jaromir Konency eingeladen. Er trug zwei heitere Kurzgeschichten vor und gab den Aubingern den Tipp, sich mit denn Kindern für eine kleine Auszeit auf die Treppe zur Kirche niederzulassen. Die Kinder würden dann automatisch anfangen sich ein Buch auszusuchen und zum Lesen anfangen.
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