„Nichts überstürzen!“

„Die nächsten Wochen werden eine Frage der Balance“, erklärte Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag nachmittag. Bayern werde „so viel Normalität wie möglich“ zulassen, aber sich zugleich vor einem Rückfall sichern. Diese Balance ist wichtig, denn: Anders als in Bayern, warnte Söder, steige die Reproduktionszahl der Corona-Infektion in Deutschland bereits wieder. „Ich bin nicht bereit, Experimente mit der Gesundheit der bayerischen Bevölkerung zu machen“, so Söder. Man müsse vor allem die Älteren schützen - also Eltern und Großeltern, die Generation, die den Aufbau geleistet habe. Der Virus könne aber auch für Jüngere gefährlich werden, verwies Söder auf Erkenntnisse der Virologen, denn möglicherweise können überstandene Corona-Infektionen spätere Folgeschäden nach sich ziehen.

„Es ist eine Gratwanderung“, sagte der Ministerpräsident und kündigte an, nächste Woche einen „Fahrplan“ für Mai vorzulegen und Termine für weitere Schritte aus den Beschränkungen zu nennen. Diese werden flexibel angepasst: Seit Montag sind 80 Prozent der Geschäfte geöffnet. Zudem kann jetzt auch jedes großes Geschäft öffnen, wenn es seine zugängliche Fläche auf 800 qm beschränkt.

Die größten Herausforderungen, so Söder, haben indes die Familien zu bestehen. Manche könnten Kinderbetreuung in der Familie stemmen und die Beschränkungen lange aushalten. Andere sind an die Grenzen der Belastbarkeit gekommen. „Es wird schwierig sein, einen optimalen Pfad für alle zu finden“, räumte Söder ein.
Das gilt für die gesamte Bevölkerung: „Manche glauben, wir seien schon durch“, so Söder. Für ihn ist das eine Fehleinschätzung. „Wir müssen einen klugen Weg finden, das Virus weiter zu isolieren“, sagte er. Ein Auf und Ab wie in Singapur müsse man vermeiden. „Ich bleibe bei meiner Linie“, unterstrich er, „anpassen, aber nichts überstürzen! Wer zu schnell rennt, wird stolpern.“

In Erwartung einer zweiten Infektionswelle (Söder: „Sie wird kommen!“) wolle man alles tun, damit diese „so spät wie möglich“ eintrifft.