Nachhaltigkeit ist, wenn ...
... man nicht den ganzen Kuchen aufisst
Nachhaltigkeit ist, wenn man sieht, dass nur noch ein Drittel des Kuchens übrig ist und man ihn – trotz großem Appetit – nicht schnell aufisst, sondern sich gut überlegt, wer noch ein Stück bekommen sollte.
Wie kann man es Kindern erklären?
Nachhaltigkeit ist ein sehr abstraktes Wort, das für Kinder eher unverständlich ist und von Erwachsenen inflationär gebraucht wird. Wie also dem Nachwuchs vermitteln, dass unsere Erde begrenzte Ressourcen hat, mit denen wir sparsam umgehen müssen? Sollten wir nicht unsere Energie von Sonne, Wind und Wasser beziehen statt von Öl und Gas, die die Umwelt verschmutzen und die Erde so erhitzen, dass Menschen nur noch schwer leben können? Die Sonne schickt uns keine Rechnung!
Umdenken geschieht langsam, in vielen kleinen Schritten. Zuerst muss das Bewusstsein geschult werden: Was ist eigentlich schlecht für unsere Umwelt und warum? Ah, pupsende Rinder machen unsere Atmosphäre kaputt und müssen außerdem in engen Ställen und auf langen Transporten leiden. Also sollten wir weniger Fleisch essen und lieber mal gesunde Rezepte für Mahlzeiten ohne Fleisch rauskramen, Kinder mögen sowas nämlich. Beim Einkaufen vermeiden wir Plastikverpackungen, wo es nur geht, und benützen unsere gebrauchten Tüten für unsere Äpfel und Gelbe Rüben.
In der Familie gemeinsam überlegen
Und wenn wir hören, dass Frauen in Asien unter schlimmen Bedingungen unsere billigen Klamotten nähen und noch dazu miserabel bezahlt werden, sollten wir lieber weniger und bessere Kleidungsstücke kaufen. Muss eigentlich schon wieder ein neuer Anorak her? Schauen wir doch mal im Secondhandladen, da gibt es manchmal schicke Sachen, und wir haben wieder Ressourcen gespart.
Wir wissen auch, dass Flugzeuge durch ihren CO2-Ausstoß stark zur Erderhitzung beitragen. Lasst uns doch bei einer Familienkonferenz mit Papier und spitzem Bleistift gemeinsam überlegen, was wir als Familie in den Ferien machen können – ohne Fliegen. Und allgemein: Wie wäre es mit etwas mehr Radeln statt Autofahren? Manchmal ist es zwar voll in den Bussen und Bahnen, aber wenn es der Umwelt nützt …
Ihr Kind denkt noch nicht an eigene Kinder, aber Sie fragen sich vielleicht: ist unser Verhalten wirklich enkeltauglich? Reicht es nicht, wenn wir ein etwas kleineres Stück von dem leckeren Kuchen essen, damit auch noch etwas für die Kinder und Enkel bleibt?
Nele Kreuzer, Familientherapeutin in der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in der Westendstraße 193
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