Meisterwerke des Pariser Salons
Kunst aus dem Musée d'Orsay zu Gast in München
Unter dem Titel "Gut · Wahr · Schön" zeigt die Kunsthalle München bis zum 28. Januar des kommenden Jahres über 100 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und kunsthandwerkliche Objekte aus dem Musée d’Orsay. Die Werke, deren überwiegender Teil hierzulande noch nie zu sehen war, sind dem Phänomen der Salonkunst zuzurechnen und wurden beim "Salon de Paris", der im 19. Jahrhundert weltweit wichtigsten Kunsttausstellung, gezeigt.
Neue Impulse
Die altehrwürdige, von Ludwig XIV. (1638–1715) ins Leben gerufene Ausstellung geriet im 19. Jahrhundert ins Spannungsfeld zwischen traditioneller akademischer Kunstauffassung – Kunstwerke sollten das Gute und Wahre in idealer Schönheit zum Ausdruck bringen – und den gesellschaftlichen und technischen Veränderungen, die das Industriezeitalter mit sich brachten. Die von den Juroren des Salons gewünschte sogenannte Historienmalerei musste erneuert werden, um die Menschen noch zu erreichen.
Damals weltberühmte Maler wie Jean-Léon Gérôme (1824–1904), Alexandre Cabanel (1823–1889) oder William Bouguereau (1825–1905) reagierten auf diese Herausforderung mit Werken, die im Pariser Salon gefeiert, aber auch kontrovers diskutiert wurden. Den Salon-Künstlern gelang es, die alte Tradition mit dem Zeitgeist zu verbinden. Sie gaben der Historienmalerei neue Impulse, indem sie opulente Götter- oder Heldenszenen auf ein menschliches Maß herunterbrachen und den Alltag ins Bild ließen. Ihre Originale wurden weltweit gesammelt; günstigere Reproduktionen fanden beim Bürgertum reißenden Absatz. Nie zuvor hatten Kunstwerke eine solche Popularität und Reichweite erlangt.
Vielfältig und richtungsweisend
Viele Neuerungsversuche aber wurden scharf kritisiert: Obwohl es nach allen Regeln der Kunst gemalt war, überschritt Bouguereaus Gemälde "Dante und Vergil" (1850) mit seiner gewalttätigen Körperlichkeit die Grenzen des Hinnehmbaren. Und auch seine "Geburt der Venus" (1879), die das aktuelle Ausstellungsplakat ziert, wurde als vulgär und voyeuristisch gescholten.
Die Ausstellung in der Kunsthalle München hat sich zum Ziel gesetzt zu zeigen, wie vielfältig und richtungsweisend das Schaffen der heute zu Unrecht vergessenen Salon-Künstler war. Die Besucher sind eingeladen, diesen wesentlichen Bereich der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts neu zu entdecken.
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