"Man sollte auch ehrlich sagen, wenn etwas nicht geht"
Alle Altersgruppen müssen sich in München wohlfühlen können, sagt Stadträtin Verena Dietl
Verena Dietl ist seit 2008 Stadträtin, in Laim geboren und lebt dort mit ihrer Familie. Als berufstätige Mutter und ehrenamtliche Stadträtin findet sie selbst inzwischen wieder mindestens einmal die Woche Zeit, im Westpark zu laufen. Zu fast allen Terminen ist Verena Dietl mit dem Fahrrad unterwegs und macht sich dadurch fit für die Sitzungen im Rathaus. Yoga ist daher für sie einmal die Woche zum "Runterkommen" vom recht stressigen Job sehr wichtig. Die Sprecherin im Sportausschuss sowie stv. Fraktionsvorsitzende der SPD im Münchner Stadtrat beantwortete die Fragen der Münchner Wochenanzeiger.
"Ein schönes Gefühl"
Warum sind Sie in die Politik gegangen?
Verena Dietl: Als Sozialpädagogin ist es mir wichtig, dass die Menschen, denen es nicht so gut geht, auch in der Politik vertreten werden. Mir ist die Teilhabe und Chancengleichheit aller Menschen in allen Lebenslagen sehr wichtig. Hier etwas als Politikerin bewegen zu können ist, auch wenn nicht immer alles durchgesetzt werden kann, was man möchte, ein schönes Gefühl.
Schlaflose Nächte
Wie vereinbaren Sie Familie, Job und Rathausarbeit?
Verena Dietl: Mein Arbeitstag pendelt ständig zwischen meiner hauptamtlichen Arbeit als Sozialpädagogin und dem Rathaus sowie danach natürlich noch die Präsenztermine als Stadträtin bzw. stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD. Durch das gut funktionierende Team am Arbeitsplatz bei AKA (Aktiv für interkulturellen Austausch) am Ostbahnhof funktioniert das sehr gut. Mein Sohn verbringt im Moment tagsüber die Zeit bei einer Tagesmutter, aber wenn ich an 2014 zurückdenke, dann war die Zeit mit ihm im Rathaus, auch dank einiger schlafloser Nächte, bei Sitzungen, aber auch im Fraktionsvorstand sehr aufregend.
Für Teilhabe aller einsetzen
Was machen Sie bei dem AKA?
Verena Dietl: Seit 2012 bin ich dort in der Geschäftsführung und kann dadurch natürlich auch den gemeinnützigen Verein "Aktiv für interkulturellen Austausch" mitgestalten. Dieser Verein setzt sich seit über 40 Jahren für die interkulturellen und den sozialpolitschen Diskurs, sowie die Teilhabe und Chancengleichheit aller Menschen ein.
"Die AWO ist sehr wichtig"
Wo sind Sie in anderen Bereichen noch aktiv?
Verena Dietl: Als stellvertretende AWO-Vorsitzende engagiere ich mich seit Jahren. Die Münchner Arbeiterwohlfahrt ist in vielen Bereichen der sozialen Arbeit in München aktiv und ist als einer der größten Münchner Arbeitgeber im sozialen Bereich sehr wichtig. Politisch bin ich seit 14 Jahren Mitglied im Bezirksausschuss Laim und nicht nur als Mitglied des Verwaltungsrats des TSV München von 1860 e.V. fiebere ich mit den Löwen.
Nicht immer jedem recht machen
Was ist für Sie gute Politik?
Verena Dietl: Es braucht gute Lösungen, auch wenn man es nicht immer jedem recht machen kann. Positiv an der Kommunalpolitik ist, dass man sich nicht verstecken kann. Man ist sehr nah, etwa über den Bezirksausschuss, an den Menschen dran und wird an den Lösungen und konkreten Ergebnissen gemessen.
Mit allen sprechen
Wie erreicht man denn gute Lösungen in der Sportpolitik?
Verena Dietl: Viele Gespräche mit allen sind extrem wichtig und auch die Vor-Ort-Termine sind die Grundlage für richtige Entscheidungen. Man muss nicht jeden Grashalm auf jeder Anlage kennen, aber wenn Entscheidungen in Millionenhöhe anstehen, dann sollte man schon wissen, um was es genau geht. Aber auch bei kleineren Dingen ist Ortskenntnis wichtig. Hier sind es die vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen, die uns zeigen, wo es hängt. Aus diesem Grund gibt es auch seit vielen Jahrzehnten die SPD-Sportgespräche, in denen die Verantwortlichen in den Vereinen auch mal kleinere Probleme ansprechen können.
Klarheit und Ehrlichkeit
Was ist Ihr persönlicher Anspruch an Politik?
Verena Dietl: Wichtig sind klare Aussagen und ehrliche Statements. Man muss den Leuten nicht nach dem Mund reden, sondern sollte auch ehrlich sagen, wenn etwas nicht geht. Ehrlichkeit wird von den Menschen, für die die Politik ja gemacht wird, auch honoriert.
An alle Altersgruppen denken
Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren?
Verena Dietl: Die Stadt München wächst stark und durch diesen Zuzug entstehen eine Reihe von Problemen. Neben bezahlbaren Wohnungen muss auch die Infrastruktur wie Schulen, soziale Einrichtungen und Sportmöglichkeiten mitwachsen. Wichtig ist hier auch eine zusätzliche Innenstadt-U-Bahnlinie und die ausgebaute Stammstrecke. Das besondere Lebensgefühl und das Flair von München muss unbedingt erhalten werden. Wir müssen für alle Altersgruppen die Möglichkeit schaffen, sich in München wohl zu fühlen.
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