"Man hört uns nicht zu"
Bürger kritisieren die träge Reaktion der Stadt auf ihre Anfragen
Das Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee soll vernünftig verkehrlich erschlossen werden. Dazu gehört ein S-Bahn-Halt an der Berduxstraße wie auch reichlich Busverbindungen nach Pasin gund Obermenzing. "Noch ist Zeit!", mahnte ein Bürger die Stadt. Doch Stadtplaner Bernd Schmiedlau kündigte lediglich einen Shuttlebus zum S-Bahnhof Pasing an und wurde ausgepfiffen. (Foto: us)
Die Pasinger engagieren sich für ihr Stadtviertel. Dies war auf der jüngsten Bürgerversammlung im Bert-Brecht-Gymnasium wieder deutlich zu spüren. Rund 300 Bürger kamen, um den Rechenschaftsbericht der Stadt, des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing (BA) und der Polizei zu hören. Die gleiche Wertschätzung ließ die Stadt von vornherein nicht unbedingt erkennen. Denn statt Stadtspitze mit Bürgermeistern oder wenigstens Fraktionssprecher der Parteien im Stadtrat moderierte Stadtrat Christian Müller die Versammlung. Zwar gehört auch er dem Stadtrat an, war allerdings auch sechs Jahre lang Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) und ist in dieser Amtsperiode stellvertretender Vorsitzender. So erinnerte die jüngste Bürgerversammlung eher an eine großaufgezogene BA-Sitzung.
Die Bürger hielten dennoch mit ihren Wünschen, Ideen und Anträgen nicht hinterm Berg. Die meisten der 21 gestellten Anträge und Anfragen kamen zu Verkehrsthemen – wie übrigens auch schon in den vergangenen Jahren. „Man hat den Eindruck, dass die Stadt uns nicht zuhört. Jahr für Jahr stellen wir dieselben Anträge, ohne dass sich etwas tut, dass wir Erklärungen bekommen oder die Anträge oft gar nicht einmal beantwortet werden“, kritisierte Susanne Lachenmayr in ihrem Redebeitrag. „Mit gesundem Menschenverstand hat das nichts mehr zu tun. Wollen wir etwas bewegen oder wollen wir nur plaudern?“
Hört die Stadt zu?
Auch andere Redner bestätigten diesen Eindruck in ihren Anfragen und Anträgen. „Seit sechs Monaten liegen der Stadt fünf Anträge vor, die sich alle mit der Verkehrssituation nördlich der Bahn befassen. Sie sind alle noch unbeantwortet. Wir halten an unseren Forderungen fest und stellen hiermit die Anfrage nach dem Sachstand zu unseren Anträgen“, sagte Adrian Fikentscher und zählte die entscheidende Punkte auf: neue Verkehrsbewertung und -zählung, ein schlüssiges Verkehrskonzept für Pasing, LKW-Durchfahrverbot und bauliche Umgestaltung in der Theodor-Storm-Straße, damit sich dort der Verkehr endlich verlangsame.
Noch andere Dauerbrenner-Themen kamen zur Bürgerversammlung zur Sprache, allen voran die Wohnbebauung in der Paul-Gerhardt-Allee und deren verkehrliche Anbindung. „Das vorhandene Straßennetz reicht nicht aus, um noch einmal 5.000 neue Bürger und weitere 1.000 Angestellte in den neuen Geschäften aufzunehmen. Das hat auch schon zu Metro-Zeiten nicht gereicht. Bitte handeln Sie! Noch ist Zeit!“ Zu einem funktionierenden Straßensystem gehöre ebenso ein S-Bahn-Halt an der Berduxstraße, damit das Wohngebiet sinnvoll angebunden sei, so der Antragsteller.
„Meine Arbeitswoche hat 39 Stunden“
Vielleicht solle die Stadt mit den aktuellen Planzahlen herausrücken, die sie als Gegenstand für die Wohnbebauung hernimmt, so ein weiterer Anwohner der Paul-Gerhardt-Allee. „Wir alle brauchen belastbare Zahlen, damit wir wissen, worauf wir uns einstellen müssen. Mit den Zuzügen in die Paul-Gerhardt-Allee ist es ja nicht getan. Denken Sie nur an die Nachverdichtungen im Viertel!“
„Wir brauchen endlich ein Verkehrskonzept, dass alle Siedlungs- und Wohnstraße wirksam entlastet“, beantragte ein weiterer Bürger und wiederholte damit ebenfalls die Bürgerwünsche der vergangenen Jahre. Darin eingeschlossen sollten nicht nur ein Kammerkonzept für den Pasinger Norden, sondern wirksame Entlastungen für die Straßen im Pasinger Süden sein. Stadtplaner Bernd Schmiedlau wiegelte in der Antwortrunde wiederum ab: seine Verkehrszählung ergebe keine Mehrbelastung in den Stadtvierteln und ein Shuttlebus von der Paul-Gerhardt-Allee zum Pasinger Bahnhof reiche aus, meinte er. Zum überfälligen Verkehrskonzept äußerte er sich nicht. Mit Kopfschütteln und „Bla-Bla-Rufen“ reagierte die Versammlung auf Schmiedlaus Worte, als er erklärte: „Es ist schon alles gesagt. Meine Arbeitswoche hat 39 Stunden, wir arbeiten alles der Reihe nach ab.“
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