Magnet für den Marienplatz
Marienplatz-Arkaden mit Büros, vielen Geschäfte und Lokalen geplant
Vormals war der Pasinger Marienplatz ein weiträumiges Gelände, begrenzt von der Planegger, der Instituts- und der Bodenseestraße und des Schmiedwegerls. Erst 1922 wurde der Platz mit dem bekannten Flachgebäude, der „Pappschachtel“, bebaut. Nun sollen die Tage der Pappschachtel gezählt sein, denn die Stadt München plant für den Pasinger Marienplatz einen weiteren Kaufmagnet, um dem Gebiet rund um den Bahnhof einen städtebildlichen Gegenpol zu bieten.
Das Gegengewicht heißt in dem Fall wiederum eine Einkaufsmeile. Parks, soziale oder kulturelle Einrichtungen kommen im Plan nicht vor, wie aus dem Konzept von Stadtplaner Erhard Thiel vom Planungsreferat ersichtlich ist. Er stellte seine Sicht des künftigen Marienplatz bereits 2008 im Bezirksausschuss (BA) vor und orientierte sich am Einzelhandelsgutachten von Bulwien und Partner GmbH, demzufolge in Gesamtpasing rund 24.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche mehr etabliert werden sollte. „Am Marienplatz könnten wir davon insgesamt 4.000 Quadratmeter realisieren“, meinte Thiel damals.
Ein Kino, bittschön
Auch eine Machbarkeitsstudie vom Büro RMArchitekten lag im Januar 2009 vor. Architekt Robert Meyer pries die Entwürfe als „neuen Raum für die Bürger“. Nun legte der BA nach und stimmte über ihre Änderungen zum städtischen Konzept ab. Streitpunkt war der mögliche Verkehr. „Der Marienplatz soll verkehrsberuhigt sein. Eine Kfz-affine Nutzung ist deshalb nicht in unserem Sinn“, argumentierte Romanus Scholz (Grüne). Elektromärkte müssten eher schlechte Karten haben. Dem stimmte auch Gudrun Koppers-Weck (SPD) zu: „Wir wollen den Verkehr wegbringen, was sollen da große Märkte?“ Außerdem drängte sie auf ein Kino. „Das fehlt hier völlig. Wir sollten ein kleines Kino aufnehmen, damit es nicht in Vergessenheit gerät.“
Wünsche hin oder her, „wir können froh sein, wenn sich der Magnet entwickelt“, hielt Frieder Vogelsgesang (CSU) dagegen. Und sein Parteikollege Sven Wackermann meinte: „Ein Gegenpol zum Bahnhof muss eine bestimmte Größe haben. Verkehr und Parkhaus gehören dazu, damit die aus dem Würmtal nicht durch Pasing in die Bahnhofscenter fahren, sondern am Marienplatz bleiben.“ Dem stimmte auch der BA-Vorsitzende Christian Müller zu: „So ein Magnet muss wirtschaftlich tragfähig sein. Deshalb müssen wir das Spiel der freien Wirtschaft zulassen.“
Marienbrunnen an markante Stelle rücken
Nicht alles soll sich indes erneuern. Der kleine Marienbrunnen mit der Mutter-Kind-Figur von Arwed Peterson, der momentan seitlich des Confettis steht, muss auch nach der Platzumgestaltung erhalten bleiben. Dafür setzte sich die SPD mit einem Antrag extra ein. „Der historische Marienbrunnen mit seiner ansprechenden, schlichten Gestaltung soll weiterhin einen würdigen Platz in Pasing einnehmen“, hieß es in der Antragsbegründung. Einst diente der Brunnen als Ersatz für die Mariensäule, die ab 1908 für einige Jahrzehnte der Tramschleife weichen musste. Für alles andere bleibe noch viel Zeit zum Diskutieren. Maria Osterhuber-Völkl (CSU): „Der Zeithorizont für ein Marienplatz-Center ist noch gar nicht absehbar. Ein Streit über die Geschäftestruktur macht daher noch gar kein Sinn.“
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