"Lösungen, die dauerhaft tragen"
Weiter Lehrermangel an Bayerns Schulen
"Grund-, Mittel-, und Förderschulen leiden aktuell unter einem massiven Lehrkräftemangel. Die mobilen Reserven sind ausgereizt, die jahreszeitbedingte Krankheitswelle und die seit langem bekannten Pensionierungen werden diese Situation weiter verschärfen", sagt Ruth Brenner, Sprecherin der Landesfachgruppe Grund- und Mittelschulen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Bayern (GEW). Die Gewerkschaft geht davon aus, dass etwa 450 Kollegen in den Ruhestand gehen werden.
"Eklatanter Mangel an Personal"
Auch Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), ist alarmiert: "An den Grundschulen herrscht schon jetzt ein eklatanter Mangel an Personal bei gleichzeitig steigenden Anforderungen." Die Situation werde sich weiter verschärfen. Auch in Bayern seien erhebliche Defizite auszumachen: "Nach unseren Berechnungen gehen bis zum Jahr 2030 rund 10.600 Grundschullehrkräfte in Pension, das sind 40 Prozent. Gleichzeitig steigen die Schülerzahlen im selben Zeitraum um zwölf Prozent. Um diese Lücke zu schließen, wären weitere 3.200 Lehrer nötig."
Laut GEW herrschen bereits heute schwierige Zustände an den Schulen: Nach offiziellen Angaben unterrichteten Studierende alleine in den Klassen. Vollzeitstellen würden aus der mobilen Reserve ersetzt – diese Kollegen hätten unterschiedlich lang befristete Verträge, daraus entstünden mitunter Engpässe. Es seien "Notmaßnahmen" bekannt: Klassen einer Jahrgangsstufe würden in einigen Fächern zusammengelegt, um Stunden zu sparen. "Neben den sich zuspitzenden Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte leidet auch die Unterrichtsqualität", erklärt Brenner. "Trotz des überdurchschnittlichen Engagements der Kollegen muss die unterrichtliche und pädagogische Qualität strukturbedingt leiden." Fehlende Kontinuität verhindere gute Bildungs- und Erziehungsarbeit. "Die 'Flickschusterei' destabilisiert die Klassengemeinschaft. Durch Vertretungen fallen nötige Fördermaßnahmen und wertvolle Stunden unter den Tisch."
"Unterrichtsqualität leidet"
Der BLLV fordert langfristige Maßnahmen. Fleischmann: "Wir brauchen Lösungen, die dauerhaft tragen." Dazu brauche es längerfristige und solide Personalplanung. Die Attraktivität des Lehrerberufs müsse gesteigert werden. "Dazu gehören auch mehr Aufstiegsmöglichkeiten, bessere Bezahlung und qualifizierte Vorbereitung auf Leitungsaufgaben." Vor allem aber müssten endliche die Weichen in der Lehrerbildung sinnvoll gestellt werden. "Es gilt, Qualität zu steigern, Flexibilität zu erhöhen und Mobilität zu gewährleisten." Das derzeit praktizierte Konzept sei zu starr und verhindere, dass auf veränderte Anforderungen und Bedarfe entsprechend reagiert werden könne. "Die Grundschullehrer leisten immens viel. Sie brauchen dringend personelle Stärkung."
Die GEW ist ebenfalls überzeugt, dass kurzfristige Maßnahmen, wie sie das Kulturministerium momentan fährt, die Personalsituation nicht lösen werden. Die bayerische Staatsregierung solle endlich Schritte einleiten, um eine grundlegende Reform umzusetzen.
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