Kommt die Umgehungsstraße?
Grünes Licht für den zweiten Autobahnanschluss in Gräfelfing
Zuletzt hatten sich die Gräfelfinger im Jahr 2013 ausgiebig mit dem Bau und den Möglichkeiten einer Umgehungsstraße beschäftigt. Damals stand die so genannte kleine Lösung zum Bürgerentscheid an. Diese kleine Lösung sieht vor, eine Umgehungsstraße östlich vom Gräfelfinger Ortsgebiet von der Würmtalstraße bis zur A96 zu bauen inklusive einer neuen Autobahnauffahrt. Die große Lösung dagegen umschließt die Weiterführung der Straße von der A96 bis zur Ortsgrenze Pasings.
Mehrheitlich hatte sich vor vier Jahren der Gräfelfinger Gemeinderat für die kleine Lösung ausgesprochen und vor allem das Kosten-Nutzen-Verhältnis der abgespeckten Variante gepriesen. In der Bevölkerung fanden die Pläne allerdings generell keinen großen Anklang. Die meisten Bürger lehnten den Straßenneubau ab und präferierten dagegen kleine Maßnahmen, um den Verkehr im Ort zu reduzieren. Enttäuscht meinte damals der amtierende Bürgermeister Christoph Göbel (CSU): „Nach dieser Entscheidung werde ich dem Freistaat mitteilen, dass die Gemeinde Gräfelfing alle Bemühungen für einen Neubau der Staatsstraße inklusive der Autobahnauffahrt einstellt. Das ist ein deutliches Signal auch gegen das Lärmschutzprogramm.“
Bewegung ins Thema bringen
Und Uta Wüst (IGG), damals designierte Bürgermeisterkandidatin und mittlerweile erste Bürgermeisterin Gräfelfings, betonte nach dem Bürgerentscheid: „Wir wollen nun kleine Maßnahmen realisieren. Besonders Anwohner der Pasinger Straße und der Heitmeirsiedlung werden wir nicht im Regen stehen lassen. Dort ist die Lärmbelastung besonders hoch.“ Zu den umgesetzten kleinen Maßnahmen rechnet Wüst inzwischen den Flüsterasphalt wie auch die Bemühungen um einen Fahrradstreifen.
Die Umgehungsstraße um den Ort herum ist allerdings nicht aus den Diskussionen verschwunden. „Wir planen weiter an der Verkehrsberuhigung für Gräfelfing. Im Zuge einer Anfrage an die Autobahndirektion Süd und an das Bundesverkehrsministerium bekamen wir nun die positive Antwort, dass wir sowohl die Autobahnausfahrt Ost wie auch eine Umgehungsstraße in Angriff nehmen können“, berichtete Wüst. „Ich denke, hier sehen alle Beteiligten Vorteile, denn auch die Autobahn A 96 wird in ihrem Dauerstau zu Spitzenverkehrszeiten deutlich entlastet.“ Die Aussicht auf eine sinnvolle Umgehungsstraße Gräfelfings sei mit dem positiven Signal „ins Realistische“ gerückt. „Das ist toll für unseren Ort.“ Nun werde man die Diskussionen im Gemeinderat wieder aufnehmen und über eine Entlastungsstraße ja/nein verhandeln.
Reicht eine Anschlussstelle?
„Es kommt Bewegung ins Thema“, freute sich Peter Köstler, CSU-Fraktionssprecher im Gemeinderat und zweiter Bürgermeister. „Viele Fragen sind allerdings nicht geklärt, vor allem die nach der Finanzierung. „Die Umgehungsstraße ist unbedingt notwendig, das fordern wir seit Anfang an. Aber wir müssen genau prüfen, wie der Verkehr fließt und ob die Entlastung tatsächlich greifbar wird.“ Die Forderung der Umgehungsstraßenbefürworter war damals und sei immer noch: Verkehr raus aus dem Ort!
„Die Verlegung des Autobahnanschlusses der A 96 Richtung Osten am Lochhamer Schlag sollte schon immer mit der Schließung der jetzt aktuellen Autobahnauffahrt einhergehen. Nur so kann es in der Heitmeirsiedlung ruhig werden und nur so wird die Pasinger Straße tatsächlich verkehrsberuhigt. Wir wollen keineswegs zwei Einfallstore für Gräfelfing erhalten!“, bekräftigte Köstler weiter.
Verkehr raus aus dem Ort!
Unabhängig von den politischen Entwicklungen kämpfen auch Bürger für die Verkehrsberuhigung in Gräfelfing. Die „BIG – BürgerInitiative Gräfelfing“, initiiert von Ingrid und Klaus Saller und Anwohnern der Pasinger Straße, traf sich mit Bürgermeisterin Wüst, Verwaltungsmitarbeitern und Mitarbeitern des Straßenbauamt Freising. „Uns sind die Maßnahmen bisher noch nicht weitreichend genug“, meinte Ingrid Saller. „Im Wahlkampf 2014 kamen zwar viele Ideen zur Sprache, aber umgesetzt wurde fast nichts davon. Das ärgert uns.“ Dabei steige der Lärm, und die Wohnqualität an der Pasinger Straße lasse zu wünschen übrig.
Die Teilnehmer an diesem runden Tisch einigten sich darauf, weitere Maßnahmen zu prüfen. „Dazu gehören auch Tempo 30, Smileys und optimale Ampelschaltungen“, meinte Wüst. Und Ingrid Saller resümierte: „Wir müssen ganz klar weiter an unserem großen Ziel arbeiten: Es kann nach wie vor eine Staatsstraße 2063 neu geben. Ich bin sicher, dass viele entschlossene Bürger dem politischen Willen schon auf die Sprünge helfen können. Wir geben jedenfalls nicht auf. Und bis die 2063 neu kommt, verfolgen wir die 'kleinen' Maßnahmen.“
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