Kleines Sendlinger Büro mit weltweitem Einfluss
Ein Einblick in die Tier- und Artenschutzorganisation "Pro Wildlife"
Das Team von Pro Wildlife (v.l.hinten): Diplom-Biologin Daniela Freyer, Pressesprecherin Sandra Henoch, Wildlife-Managerin Adeline Fischer, Diplom-Biologin Sandra Altherr, Projektassistentin Bianca Scavo. Vorne knien Christine Schorling (Fundraising) und Christine Vogel (Mitgliederbetreuung und Backoffice). (Foto: Jürgen Höppner)
Unsere Erde ist einzigartig und weist eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren auf. Im Jahr 1995 wurde im Global Biodiversity Assessment insgesamt eine Zahl von rund 1,75 Millionen beschriebenen Arten angegeben – ein Schätzwert, der niemals konkretisiert werden kann. Was zunächst nach viel klingt, wird in Wahrheit durch den Menschen in höchstem Maße gefährdet: Mehr als 23.000 Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht, Tendenz steigend. Längst hat der Mensch die Flora und Fauna als lukrative Einnahmequelle für sich entdeckt. Durch Jagd und Wilderei, die Zerstörung natürlicher Lebensräume und den exotischen Tierhandel sterben jedes Jahr tausende Arten aus.
Um diesem Prozess entgegenzuwirken, gründete im Jahr 1999 eine Gruppe aus Biologen, Tierärzten und Naturschutzinteressierten die Organisation "Pro Wildlife". Unter den Initiatoren befanden sich auch die Münchnerinnen Daniela Freyer und Dr. Sandra Altherr. „Es gab schon damals eine Vielzahl an Tierschutzorganisationen, aber keine von ihnen hatte auch den Erhalt der Artenvielfalt im Blick“, erläutert Daniela Freyer die damalige Situation. "Wir haben uns also als Tier- und Artenschutzorganisation das Ziel gesetzt, Tierschutz mit Naturschutz zu verbinden."
Vom Wohnzimmer aus die Welt retten
Seinen Sitz hat der gemeinnützige Verein in der Kidlerstraße 2 in Sendling, direkt unterhalb des Sendlinger Bergs. Von außen wirkt die weiße Fassade unscheinbar, niemand würde hier eine Tier- und Artenschutzorganisation mit weltweitem Einfluss vermuten. Nur das Schild vor der Haustür mit dem Logo - ein kleines Äffchen, das neben dem Pro-Wildlife-Schriftzug einen unsichtbaren Stamm hinaufklettert - verrät, dass hinter diesen Wänden der Versuch unternommen wird, unsere Erde zu schützen.
Es handelt sich um eine ganz normale Altbauwohnung mit weißen Wänden und hellem Boden. Ein Raum wurde zum Besprechungszimmer umfunktioniert, die restlichen Zimmer dienen als Büros für sechs Angestellte und eine ehrenamtliche Helferin. Schon beim Eintreten wird klar, dass hier Menschen mit viel Herz für jedwedes irdische Leben arbeiten: Haus- und Wildtiere blicken einem von Postern und Postkarten entgegen, zwei Bürohunde dösen auf Kuschelkissen in Ecken vor sich hin und aus einem hinteren Raum piepst es schrill und aufgeregt ; ein kleiner Wildvogel in einem ausgepolsterten Schuhkarton wird von seiner menschlichen Pflegemutter Christine, die mit Nachnamen zufällig Vogel heißt, gefüttert. „Nein, wir sind keine Aufzuchtstation für Wildtiere“, lacht die Mitgliederbetreuerin gleich. „Dass ich den Kleinen gefunden habe, war nur Glück.“ Der hilflose Piepmatz muss fast jede Stunde gefüttert werden. Um sein Leben zu retten, verzichtet Christine Vogel seit Tagen auf erholsamen Schlaf. Hier wird der Name zum Programm: Pro Wildlife eben.
„Verantwortungsvollen Umgang erzielen “
Obwohl die Atmosphäre entspannt ist, hat es der Büroalltag in sich. „In diesen Räumlichkeiten wird recherchiert und dokumentiert, Öffentlichkeitsarbeit betrieben, es werden Statistiken ausgewertet, umfangreiche Berichte und Veröffentlichungen zu aktuellen Themen verfasst, Projekte geplant und umgesetzt, weltweit Kontakte geknüpft und Networking betrieben“, erklärt Diplom-Biologin und Vereinsmitbegründerin Daniela Freyer vereinfacht. „Das alles, um bei der Bevölkerung, Politikern und Unternehmen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu erzielen.“
Als Mitglied im Deutschen Naturschutzring (DNR) und im Species Survival Network (SSN) nimmt die Non-Profit-Organisation an weltweiten Konferenzen teil. Die Mitarbeiter gestalten die Themen aktiv mit und versuchen mit politischer Arbeit Einfluss auf Gesetze und Entscheidungen zu nehmen, um das Plündern der Natur einzudämmen. „Wir streben eine stetige Verbesserung der Gesetzeslage an, denn was bringen die besten Schutzgesetze, wenn sie nicht umgesetzt und bei Zuwiderhandeln nicht strafrechtlich verfolgt werden?“, gibt Freyer zu bedenken.
Auch wenn man für diese Arbeit einen langen Atem braucht, „es lohnt sich“, versichert die Artenschützerin. „Wir haben in den 18 Jahren unseres Wirkens etliche Erfolge erzielen können, darunter zum Beispiel die Unterschutzstellung vieler gefährdeter Arten wie bestimmter Reptilien, Papageien oder des Nautilus (Perlboot). Auch konnten wir Einfuhrbeschränkungen für exotische Tiere sowie tierische Souvenirs und Produkte erwirken. Zudem ist Pro Wildlife als SSN Regional Bureau für Europa bei Fragen Ansprechpartner der zuständigen EU-Kommission und der EU-Artenschutzbehörden.“
Eine Vielzahl an Projekten
Die Arbeit der gemeinnützigen Organisation geht weit über München und Europa hinaus. Mit einer Vielzahl an Projekten versucht das Team notleidende Tiere vor Ort zu retten und deren Lebensraum zu schützen. „Zu unseren Partnerprojekten gehört ein Affen-Waisenhaus in Kamerun, je ein Elefanten-Waisenhaus in Sambia und auf Sri Lanka, eine Auffangstation für Plumploris und ein Schutzprogramm für Orang-Utans in Indonesien, Hilfe für Delfine und Kleinwale, eine Auffangstation für Schimpansen im Kongo und ein Netzwerk, das in verschiedenen Ländern Afrikas gegen Wilderei und Wildtierhandel agiert“, zählt die Diplom-Biologin auf. Regelmäßig sei man bei den Einrichtungen vor Ort, um sich direkt mit dem Partner auszutauschen und nach dem Rechten bei den Tieren zu sehen. Adeline Fischer, diplomierte Wildlife-Managerin und zuständig für Projekte, Kampagnen und Social Media, lächelt selig: „Das sind dann schon immer besondere und sehr bewegende Momente. Sie machen unsere Arbeit direkt greifbar.“
Mitmachen erwünscht!
„Wir sind mit vielen Einrichtungen weltweit gut vernetzt. Werden wir um Hilfe gebeten, so versuchen wir so schnell wie möglich Gelder für die entsprechenden Einrichtungen zu sammeln. Dies können direkte Spenden oder aber auch Aktionen zur Geldgewinnung sein.“ So werden zum Beispiel ausgediente Handys gesammelt, die weiterverkauft oder recycelt werden. „Oft unterstützen uns ganze Schulklassen dabei", freut sich Daniela Freyer. "Jährlich können wir auf diese Weise bis zu 7.000 Euro generieren, die wir wiederum für unser Gorilla- Schutzprojekt verwenden können." Das postalische Zuschicken nicht mehr benötigter Handys an Pro Wildlife e.V., Kidlerstraße 2, 81371 München, oder das persönliche Vorbeibringen ist jederzeit möglich.
Bei der Tier- und Artenschutzorganisation können Interessierte auf vielfältige Weise mitwirken: Ob durch eine Mitgliedschaft mit individuell wählbarem Beitrag (Minimum 46 Euro jährlich), eine einmalige Spende, eine Fördermitgliedschaft, Benefiz-Events, Patenschaften, Schenkungen, das Unterschreiben der Petitionen oder ehrenamtliche Unterstützung bei Veranstaltungen - „Jeder kann etwas tun!", plädiert Daniela Freyer. "Und sei es nur simpelster Umweltschutz, indem man Strom oder Wasser spart. Wir haben nur eine Erde und diese müssen wir schützen - leider am meisten vor uns selbst.“
Ausführliche Infos rund um Pro Wildlife und die Projekte, Kampagnen, Petitionen und Mitmach-Aktionen gibt es unter www.prowildlife.de im Internet.
Spendenkonto
Pro Wildlife e.V.
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