Jetzt kommen die Minis!
Der Tölzer Knabenchor bietet ganz neu eine musikalische Früherziehung an
Im Tölzer Knabenchor hat eine neue Ära begonnen. Nicht nur, dass das Chorjahr, das früher im Februar startete, an das Schuljahr angepasst wurde und nun Mitte September los geht, es wurde auch eine musikalische Früherziehung für Kindergarten- und Vorschulkinder, die "Minis" ins Leben gerufen. Das Besondere dabei ist nicht nur das musikpädagogische Konzept, sondern auch die Tatsache, dass bei den "Minis" auch Mädchen willkommen und erwünscht sind.
"Wir haben schon lange mit dem Gedanken gespielt, eine musikalische Früherziehung anzubieten", erklärt der Künstlerische Leiter, Dr. Clemens Haudum. "Grund dafür ist auch, die Kinder eher an unsere musikalische Ausbildung heranzuführen. Deshalb haben wir zum einen eine komplette Chorstufe eingeschoben und zum anderen die musikalische Früherziehung realisiert. Im Vorschulalter kann man noch andere, spielerische Schwerpunkte setzen. Das ist ein Boden, auf dem man aufbauen kann."
Spielerisches Lernen
Der Chor macht kein Geheimnis daraus, dass die Veränderung der schulischen Strukturen mit immer mehr Ganztagsangeboten eine besondere Herausforderung bedeutet. Die Anpassung ans Schuljahr mit einer Chorstufe 5 und die "Minis" sind eine erste Antwort darauf. Langfristig soll auch eine Nachmittagsbetreuung angeboten werden.
Die musikalische Früherziehung kann 50 Kinder zwischen fünf und sieben Jahren aufnehmen. Gestartet wurde zum Schulbeginn mit zwei Gruppen mit sechs und acht Kindern, die jeweils eine Schulstunde, also 45 Minuten, Unterricht haben. Wobei das Lernen spielerisch geschieht. Dafür sorgt die Musikpädagogin Magdalena Eidenhammer, die elementare Musik- und Tanzpädagogik im – zum Mozarteum gehörenden – Carl-Orff-Institut in Salzburg studiert hat. Jetzt hat sie für ihre Masterarbeit an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) gewechselt und pendelt regelmäßig zwischen München und der Hauptstadt Österreichs hin- und her. Sie war die Wunschkandidatin des Tölzer Knabenchors und bereits als Gruppenleiterin im Gespräch, als die "Minis" noch in der Planung waren. Neben den "Minis" soll Magdalena Eidenhammer zusammen mit Julia Jacobs auch den Chor 5 übernehmen. Außerdem gibt sie musikalische Früherziehung im benachbarten Kindergarten, mit dem der Tölzer Knabenchor eine musikalische Kooperation eingegangen ist.
"Das erste Instrument ist der Körper"
Dass die junge Frau ein Energiebündel ist, wird nicht nur an ihrer lebhaften Art zu sprechen deutlich, sondern auch im Umgang mit den Kindern. Magdalena Eidenhammers Schwerpunkt liegt auf einer ganzheitlichen Musikerziehung. "Vom Erleben zum Erkennen zum Benennen", doziert sie und macht gleich klar, was sie damit meint: Von der Praxis zur Theorie zum Verständnis." Sie schaue, was die Kinder können und baue darauf auf. "Nicht umgekehrt!", erläutert sie. "Die Kinder lernen auf vielen Ebenen. Das erste Instrument ist der Körper. Der Rhythmus geht in den Körper."
Zum Musizieren wird das Orff-Instrumentarium herangezogen, aber auch Dinge des täglichen Gebrauchs sind nicht vor der Lust an Klängen und Rhythmik sicher. "Ich kann auch auf Mülleimern spielen", meint Magdalena Eidenhammer schmunzelnd. Neben den Orff-Instrumenten, dem klassischen Rhythmusmaterial, sind es Tücher, Bälle, Ringe und Sandsäcke, die neu für die "Minis" angeschafft werden.
"Die Mädchen pushen es"
Wenn die Kinder in den Gruppenraum kommen, sorgt Magdalena Eidenhammer dafür, dass sie sich erst einmal ausgiebig zur Klavierbegleitung bewegen – laufen, sausen, springen. Zur Zeit steht in den Stunden der "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saëns im Mittelpunkt, in dem allerlei Tiere musikalisch imitiert werden. Für den Elefanten hat Magdalena Eidenhammer eine Fingerpuppe organisiert; die Kinder haben sie Findus genannt. Und dann geht es zur Sache: Mit der Handtrommel wird das Leitmotiv des Elefanten gespielt, es wird eine Tanzform dazu entwickelt, andere Songs wie zum Beispiel das Kinderlied "Was müssen das für Bäume sein..." werden dazugenommen, es wird dirigiert und gezeichnet...
Dass die Gruppen gemischt sind, hält Magdalena Eidenhammer ganz klar für einen Vorteil. Die Mädchen pushen es, sie sind in diesem Alter einfach fitter", sagt sie. Dass talentierte Mädchen später nicht in die Chorstufen des Tölzer Knabenchors wechseln können, sei kein Problem, versichert die Musikpädagogin. "Sie gehen dann vielleicht in den Münchner Mädchenchor!" Und Clemens Haudum fügt hinzu: "Wir bereiten die Basis, wenn die Kinder später auf dem musikalischen Sektor weitergehen, ist es zu ihrem Nutzen und für uns ist es nicht zum Schaden."
Infos zum neuen Angebot beim Tölzer Knabenchor erhält man per E-Mail an chorbuero@toelzerknabenchor.de oder unter Tel. (089) 724419413 im Chorbüro.
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