Integrativ, sozial und mittendrin
Mentoren des Vereins INSOMI kümmern sich um Flüchtlinge
Manchmal sei es ziemlich anstrengend nach der Arbeit bei den Flüchtlingen in der Gemeinschaftsunterkunft in Freiham vorbeizufahren, gibt der Mentor zu. „Aber ist es nicht auch ein Riesengeschenk, wenn eine SMS kommt: ‚Wann kommt ihr wieder? Wir vermissen euch!‘ Und die Flüchtlingskinder laufen einem in die Arme, wenn man kommt“. Im Februar feiert der gemeinnützige Verein INSOMI – das ist die Kurzform von integrativ, sozial und mittendrin – sein einjähriges Bestehen. „Vor zwölf Monaten gab es den Verein noch gar nicht und heute können wir voller Stolz auf das bisher Erreichte zurückblicken“, freut sich Sebastian Brandis, der gemeinsam mit Karin Fink, Ulrike Kastenbauer und Christian Meeder im Vorstand sitzt.
Im Dezember 2015 hatten sie sich mit anderen Bürgern aus München und dem Würmtal vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise zusammen gefunden, um zu helfen. Als Partner der Inneren Mission engagiert sich Insomi mit anderen Helfergruppen von Anfang an in der Gemeinschaftsunterkunft in Freiham. Sie wurde vor einem Jahr fast zeitgleich mit der Vereinsgründung belegt. Mittlerweile kümmern sich rund 20 Mentorenschaften (Einzelpersonen und Eltern mit ihren Kindern), wie es Brandis bezeichnet um Asylbewerber. „Die meisten von uns haben Kinder, also bietet es sich an, sich um Flüchtlingsfamilien mit Kindern zu kümmern“, erklärt der Vorstand.
Nachfrage ist groß
Die Mentoren werden bei den Flüchtlingen stark nachgefragt. „Immer wieder kommen welche auf uns zu, die auch gerne eine ‚german family‘ hätten“, sagt Brandis. Deswegen sucht INSOMI nach neuen Mentoren. Christian Meeder und seine Familie begleiten seit einigen Monaten eine iranische Familie: „Am Anfang stand ein bisschen Aufgeregtsein, dann vorsichtiges Beschnuppern, Kennenlernen, das Überwinden sprachlicher Hürden. Wir waren uns sehr bald gegenseitig sympathisch, lachten, spielten mit den Kindern." Dankbar war die Familie, als die Mentoren die schwangere Mutter ins Krankenhaus fuhren und dass dank der Fürsprache ein Kindergartenplatz für den „tollen, aufgeschlossenen Jungen, der Ablenkung und Zuneigung braucht“, gefunden werden konnte. „Wir sind glücklich dieser super netten Flüchtlingsfamilie zur Seite zu stehen “, lautet Meeders persönliches Fazit.
Nicht alles läuft reibungslos. Unterschiedliche Welten, Kulturen und Religionen müssen sich erst aufeinander einstellen. Doch es konnte viel erreicht werden: „Hier ein Kindergartenplatz, dort ein zusätzlicher Sprachunterricht, hier rechtzeitig zur Geburt ins Krankenhaus geschafft, dort mit einer Flüchtlingsmutter gemeinsam gekocht. Oder unsere Kinder spielen mit den Flüchtlingskindern." Eine Mentorin hütet während des Sprachkurses der Mutter die Kinder, Vorstand Karin Fink hat mit einer Flüchtlingsfrau für ein Welt-Kochbuch gekocht und berichtet begeistert über die neuen Rezepte.
Regelmäßige Treffen
Aber es wird auch Tacheles geredet, den Flüchtlingen klar gemacht, dass sie deutsch lernen, eine Ausbildung machen, arbeiten müssen, um dann ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Bei ihrer Aufgabe sind die Mentoren nicht auf sich alleine gestellt. Regelmäßig finden Treffen statt. „Dabei helfen wir uns gegenseitig und können von den Erfahrungen der anderen profitieren“, so Brandis. Für 2017 plant INSOMI weitere Projekte. So könnte der Verein beispielsweise auf andere Stadtteile ausgeweitet werden und es soll eine Evaluierung gemacht werden, um die Qualität des Engagements zu bewerten.
Und dann gibt es noch eine Vision. Der Verein möchte Wohnraum für Flüchtlinge schaffen. Es sollen integrative Wohnmodelle in „bunten“ Quartieren entstehen, in denen verschiedene gesellschaftliche Gruppen miteinander leben. Doch der angespannte Wohnungsmarkt macht die Aufgabe extrem schwer.
Einen Eindruck über die Arbeit der Mentoren gibt die Bilderausstellung „Interaktion und Integration“ von Klaus Bichlmayer. Die Fotos werden im Rahmen der Wiedereröffnung in der ubo9 (Ubostraße 9) ausgestellt (21./22., 28./29. Januar von 14 bis 17 Uhr, 27. Januar von 17 bis 19 Uhr). Der Fotograf hat auf Farbe verzichtet, um den Betrachter zum Zentrum des Anliegens zu führen: Der Interaktion zwischen Ehrenamtlichen und Flüchtlingen.
Den Verein INSOMI kann man am Sonntag, 22. Januar, von 10 bis 17 Uhr bei der Münchner Freiwilligen Messe im Münchner Gasteig kennenlernen.
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