„Handlungsreisende in Sachen Flüchtlingshilfe“
Martina Kreis leitet bei der Inneren Mission die Fachstelle Volunteering und Ehrenamt
Seit drei Monaten leitet Martina Kreis bei der Inneren Mission die neugeschaffene – und vom Münchner Stadtrat befristet finanzierte – Fachstelle Volunteering/ Ehrenamt. Zu ihren Aufgaben gehört es, die zahlreichen Kontakte mit Freiwilligen zu koordinieren. Und ihr erstes Fazit ist durchweg positiv: „Die Betreuung der Ehrenamtlichen braucht eine Struktur. Wir haben da in den ersten drei Monaten schon etwas Tragfähiges aufbauen können. Die Vernetzung greift langsam ineinander“, betont die Theologin, die viele Jahre lang bei „diakonia secondhand“ als Bereichsleiterin für die Sortierung und Verteilung der Kleiderspenden zuständig und dort sozusagen das „Gesicht der Flüchtlingshilfe" war. „Ich bin sehr froh, über die Unterstützung durch die Freiwilligen, denn sie federn unglaublich viel ab.“
Während sich Martina Kreis um die Ehrenamtlichen in den Gemeinschaftsunterkünften und kommunalen Flüchtlingseinrichtungen kümmert sowie für übergeordnete Kontakte in der Flüchtlingshilfe – beispielsweise zu Kirchengemeinden im Dekanat – zuständig ist, bearbeiten zwei Kolleginnen die konkreten Anfragen in der Bayern-Kaserne und den Dependancen sowie am „Lighthouse Welcome Center“.
Zentrale Ansprechpartnerin
Zusätzlich gehört zum Aufgabenbereich der 55-Jährigen die interne Absprache mit der – ebenfalls bei der Inneren Mission angesiedelten – InterKulturellen Akademie. Hier geht es vor allem darum, bedarfsgerechte und zentrale Unterstützungs- und Schulungsangebote für Ehrenamtliche zu konzipieren und umzusetzen. Mit ihrer neuen Aufgabe setzt Martina Kreis das nahtlos fort, was sie in ihrem vorigen Beruf jahrelang erfolgreich umgesetzt hat: „Wir müssen uns mit unseren Angeboten nach außen hin öffnen und verstärkt netzwerken.“ Als zentrale Ansprechpartnerin ist die Pfarrerin an der Schnittstelle zu den vielen Helferkreisen vor Ort tätig; hier bringt sie Angebot und Nachfrage ehrenamtlichen Engagements möglichst passgenau in Einklang.
Gemeinsam mit den Sozialberatern in den Gemeinschaftsunterkünften möchte sie den Bereich der Patenschaften für einzelne Flüchtlinge oder auch ganze Familien ausbauen. Und als Theologin denkt sie auch darüber nach, mit welchen interreligiösen Angeboten ihr Arbeitgeber beispielsweise auf Sterbefälle von Nicht-Christen reagieren könnte. „Da liegen viele Aufgaben vor uns, von denen wir jetzt noch gar nicht wissen, wie die überhaupt aussehen“, so Martina Kreis, die jahrelang auch als Krankenhaus-Seelsorgerin tätig war.
„Potential optimal einsetzen“
Einen regelrechten „Adlerblick“, wie sie es nennt, möchte die Pfarrerin von ihrer übergeordneten Warte aus einnehmen: Den Überblick bekommen, Ideen aufnehmen und dann gezielt einbringen, wo sie passen. „Ich bin eine Handlungsreisende in Sachen Flüchtlingshilfe und freue mich darauf, möglichst viele Leute kennenzulernen und sie mit ihrem Potential optimal einzusetzen“, betont Martina Kreis. Dazu gehöre auch, mit potenziellen Spendern Kontakt aufzunehmen und die vorhandenen zu pflegen. „Wenn die Leute wissen, wofür sie konkret spenden, dann geben sie auch gerne.“ Mit den Freiwilligen führt sie regelmäßig Gespräche, findet heraus, was sie wollen – und was sie können – und schaut dann, dass sie einen idealen Einsatzplatz bekommen. Und hilft, wenn es um den Antrag für ein erweitertes Führungszeugnis geht, das man braucht, wenn man sich für Menschen engagieren will. Nur durch gute Unterstützung und Begleitung lasse sich die in der Flüchtlingshilfe langfristig notwendige Qualität der Arbeit sicherstellen.
„Es gibt noch eine Menge zu tun“
Und gleichzeitig will Martina Kreis auch den generellen Blick weiten auf das, was nötig ist. So bieten beispielsweise auch Firmen des Öfteren Hilfe an und spenden Stühle, Tische oder Material. Das sei natürlich gut und hilfreich, so die aus der westfälischen Landeskirche stammende Theologin, mittelfristig wolle sie die Blickrichtung zusätzlich auch umdrehen. „Wir brauchen Praktikumsplätze und Stellenangebote für die Flüchtlinge“, erklärt Martina Kreis. Damit da auf beiden Seiten kein Kulturschock entsteht, müsse man intensive Vorarbeit leisten. „Das ist genau das, was mir liegt“, betont die 55-Jährige, die nach ihrer Arbeit bei „diakonia secondhand“ eigentlich ein Jahr Pause machen wollte. „Meine neue Aufgabe macht mir aber sehr viel Spaß und gibt mir Kraft. Das ist auch gut so, denn es gibt noch eine Menge zu tun.“
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