"Grundlegende Dinge fallen durchs Raster"
Zu unserer Titelgeschichte im Samstagsblatt vom 8. Juni, KW 23, "Es geht um Gerechtigkeit", erreichte uns folgender Leserbrief von Hannes Aubinger:
Ich bin mehr als verwundert, dass das Thema immer wieder aufgedreht wird. Seit Jahrzehnten! Bundestagskandidaten von SPD und Grünen, die Rente für alle, vollmundig, fordern. Der VdK immer wieder Artikel bringt, die die Lage doch treffend beschreiben. Aber! War nicht die SPD im letzten Jahrzehnt mit an der Regierung? Wie verhält sich eigentlich die CDU/CSU?
"Täuschen und irreführend"
Ich finde die Hinweise, wie kompliziert so eine Umstellung wäre, einfach diskriminierend, falsch, täuschend und irreführend. Es funktioniert in Österreich und in der Schweiz und die Experten in diesen Ländern sind ja wohl nicht dümmer oder schlauer, als Experten in unserem Lande, oder? Es geht ja nicht nur um die Einzahlung von allen in eine Rente, sondern um Privilegien, die die Beamten jetzt haben und dann auch behalten wollen. Ich finde es einfach schäbig und beschämend, dass Beamte eine 13. Pension (warum die Rentner nicht?) erhalten und zusätzlich eine Beihilfe, die sie vor Eigenzahlungen in ihrer Krankenversicherung (warum diese privat versichert sein müssen, ist wohl auch seltsam und erklärungsbedürftig!) bewahrt. Das Rentenniveau beträgt gerade mal 47 Prozent , derzeit noch. Das Pensionsniveau liegt über 72 Prozent. Beamte brauchen sich keine Rentenpunkte verdienen, erarbeiten oder was auch immer, sondern es gilt deren letztes Einkommen, das oft noch vor der Pensionierung befördert wird, und damit wird das Pensionsniveau noch unterlaufen.
"Solidarität und Gerechtigkeit"
Eine gemeinsame Rente würde dazu führen, das alle daran interessiert sind, dass das System funktioniert. Wir könnten uns z.B. die Riesterrente und andere kostspielige Eigenvorsorgen, die sich dann auch nur die Besserverdiener leisten können, sparen. An den ganzen hilflosen Versuchen die Eigenvorsorge – diese muss man sich auch erst leisten können – zu propagieren, verdient doch nur die Versicherungswirtschaft. Von Politikern, die immer nur sagen, das müsste, sollte, könnte man prüfen oder diskutieren, verlange ich einfach, endlich das in die Praxis umzusetzen, was sie immer vollmundig von sich geben, Solidarität und Gerechtigkeit! Wenn es um ihre eigenen Privilegien geht, sind sie ja auch nicht zimperlich, diese stillschweigend und ohne lange Diskussionen umzusetzen, siehe hierzu, beispielhaft Dienstwagen, Diäten, Pensionen, Überbrückungsgelder, Reisekostenvergünstigungen, Nebeneinkünfte, Umzugsbeihilfen, zinsgünstige Darlehen, Postengeschachere, Beförderungen usw.
Bei über 20 Millionen Rentnern verwundert es doch, wie wenig Einfluss hier vorhanden ist. Wenn ein paar tausend Leute auf die Straßee gehen, wie fridays for future, bebt die Nation und die Grünen erwachen zu neuer Stärke, aber die grundlegenden Dinge wie Gerechtigkeit und Solidarität fallen durchs Raster.
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