Geteilte Meinungen zu "Wem nutzt Riester?"
Auf unterschiedliche Reaktionen ist unser Interview mit Holger Balodis über den Nutzen der Riester-Rente ("Wem nutzt Riester?" / "Es ist wie ein Blindflug" im SamstagsBlatt vom 7. September) gestoßen.
Riesige Freude
Alois Sepp hat sich über unseren Beitrag "riesig gefreut" und schreibt:
Ihrem Beitrag ist nichts hinzuzufügen. Leider wird von den sonstigen Medien zu wenig über die Wahrheiten und die Abzocke der Versicherungsnehmer berichtet. Selbst beim TV-Duell - Kanzlerin / Steinbrück - wurde noch nichts darüber ausgesagt, dass dies ausgemachter Flopp ist, die Versicherungsnehmer nur ausgeblutet werden. Ihr Bericht deckt
sich absolut mit meiner Meinung, ich sende Ihnen deshalb meinen eingestellten Bericht in der Bürgerredaktion mit:
"Die Debatte um Rente und Altersarmut wird meist interessegeleitet geführt. Private Versicherer wollen verkaufen. Wissenschaftler liefern oft Ergebnisse, die bestellt wurden. Politiker werden von schlagkräftigen Lobbyisten in die 'richtige' Richtung gedrängt oder folgen dem'Zeitgeist'.... Politiker, Finanzlobbyisten und Wissenschaftler haben die gesetzliche Rente demontiert, um die private Vorsorge anzukurbeln. Trotz Riester-Rente droht Millionen Rentnern der Gang zum Grundsicherungsamt.
Ich möchte jedem Jüngeren anraten, vor Abschluss eines solchen Zusatzvertrages mit der Versicherungswirtschaft, sich vorher genauestens zu erkundigen, möchte den Interessierten das Buch von Balodis / Hühne ("Die Vorsorgelüge") zum Studium empfehlen.
Die Regierenden verschweigen bis heute uns Bürgern und Arbeitnehmern die Realitäten und Nachteile solcher Versicherungsvertrge zu Gunsten der Lobbyisten. Ich persönlich traue allen derzeitigen Parteien und Politfiguren absolut nicht zu, hier auch nur das Geringste ändern zu wollen! Wer riestert oder - als Selbständiger- rürupt, kann sein Geld genauso gut zum Fenster rauswerfen."
Ich bedanke mich jedenfalls aufs Herzlichste, dass Sie ebenfalls über diese miesen Machenschaften zwischen Politik und der Versicherungswirtschaft berichten. Ich bin überzeugt davon, dass man bei weitverbreiteter Information gewaltigen Schaden der Versicherungsnehmer abwenden kann, denn Aufklärung tut hier Not.
Staunende Augen
Bernhard Fuchs hält unseren Beitrag hingegen für ein "Armutszeugnis". Er meint:
Mit staunenden Augen habe ich Ihren Artikel gelesen. Es ist mir ein Rätsel, wie man so vollkommen unobjektiv, einseitig und vor allen Dingen falsch über das Thema berichten kann. Viele Zahlen stimmen nicht mal ansatzweise. 40 % Vertragskosten? Es würde mich interessieren, wie dieser Herr Balodis darauf kommt. Es erinnert ein wenig an die unsägliche Schlagzeile der Bild-Zeitung, in der in fetten Letter gedruckt wurde: "Schock für Riester-Sparer", bei einem Anbieterwechsel werden über 800 Euro Gebühren fällig. Der Artikel beruft sich auf eine Studie, die allerdings tatsächlich ermittelt hat, dass bei den meisten Verträgen Kosten zwischen 100 und 150 Euro anfallen und nur zwei Verträge über 150 Euro berechnen. Ich will nicht abschweifen, aber diese 40 % mögen vielleicht in einer von hunderten Policen von irgendeinem unseriösen Drückerunternehmen vorkommen (da sollte man mal darüber berichten), aber das dann so zu pauschalisieren ist einfach nur lächerlich und unfair den teils wirklich hervorragend wirtschaftenden Unternehmen, die auch in der aktuellen Niedrigzinsphase wirklich beachtliche Renditen erzielen die man in anderen Anlageformen heute nirgends findet!
Es ist auch erschreckend, wie sich heute jemand hinstellen kann und lauthals postuliert, dass der demografische Wandel in unserer Gesellschaft gar nicht so schlimm ist. Man möchte über so eine Aussage ob der Unkenntnis des Schreibers eigentlich lachen - wenn es nicht so viele Menschen gäbe, die diesen Unsinn aus Unwissenheit auch noch glauben und noch unsicherer macht, wenn es um die Absicherung des Alters geht. Der unbedarfte Leser wird auf Grund solcher Propaganda sein Vertrauen in die private Altersvorsorge verlieren und damit ins offene Messer laufen. Denn wenn wir in 30 Jahren ein Verhältnis 1:1 Arbeitnehmer / Rentner haben werden, kann man sich ausrechnen, was das Umlageverfahren dann noch wert ist. Und lassen Sie uns nicht vergessen: Die Kinder, die unsere Rente finanzieren werden, sind schon geboren. Und es sind nicht genug.
Aussagen wie dass die Kinderzulage nur bis 18 gezahlt wird, sind falsch. Google ist dein Freund. Ebenso falsch ist die Aussage, dass zusätzlich zu unserer Zahlung in die gesetzliche Rente 4 % für den Riestervertrag aufgebracht werden müssen. Ja, aber nicht nur aus der eigenen Tasche. 4 % sind die Grundlage, von der aber noch die Zulagen abgezogen werden. Bei manchen Familien schrumpfen die 4 % dann schnell auch mal auf 0 bis 1 %. Aber spielt ja keine Rolle, wir wollen ja nur die Versicherungswirtschaft und Riesterverträge schlecht machen.
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