Gesucht wird ein Fels in der Brandung
Bürgermeister-Kandidatur war ein zentrales Thema beim SPD-Neujahrsempfang in Gut Nederling
„München ist spitze. Darauf können wir stolz sein. Wir leben in einer liebenswerten, lebenswerten und internationalen (Welt)-Stadt mit Herz." Mit einer richtigen Liebeserklärung bekannte sich die Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz beim SPD-Neujahrsempfang im Theater Gut Nederling in Moosach zu ihrer Stadt. „Mit der Olympia-Bewerbung kriegen wir nochmals einen Schub nach vorne." Die Landeshauptstadt sei im Übrigen die sicherste Großstadt in Deutschland. Trotzdem „stehen wir vor großen Herausforderungen. Bis zum Jahr 2020 werden wir die Zuwanderung von 200.000 bis 300.000 Menschen bekommen", prophezeite die Politikerin. Die Stadt München könne dies nur durch die Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden bewältigen. Stachowitz wies ferner darauf hin, dass 2011 das Jahr des Ehrenamtes sei. Sie forderte deshalb die mehr als 300 Ehrengäste in Gut Nederling zu einem „Riesen-Applaus für alle Ehrenamtlichen" auf. Die Anwesenden klatschten prompt.
Unter den Gästen waren, wie jedes Jahr, viele bekannte und einflussreiche Frauen und Männer, die maßgeblich die Geschicke der Stadt München lenken. Brauereichefs, Bauträger, Banker, Wiesn-Wirte, Feuerwehrchefs sowie Stadt-Minister: Tourismus-Chefin Gabriele Weishäupl, Baureferentin Rosemarie Hingerl und der neue Schulreferent Rainer Schweppe. Alexander Reissl, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, begrüßte außerdem viele Trachtler und Schützen, die Faschingsprinzenpaare aus Moosach, Neuhausen und Laim sowie die Polit-Prominenz aus dem Münchner Norden, darunter Franz Maget, Vizepräsident des Bayerischen Landtags.
Schon länger in Geschäft
Stachowitz forcierte die aktuelle Diskussion in München um die Suche nach einem Ude-Nachfolger mit einer zündenden Rede. In der schwierigen Frage, wer im Jahr 2014 München als Oberbürgermeister in die Zukunft führen werde, gab die Moosacher Landtagsabgeordnete den Anwesenden, aber auch der Öffentlichkeit, ein paar spitze Anmerkungen mit auf den Weg. „Schauen Sie nicht nur auf einen Menschen, der telegen ist, gegeltes Haar hat und teure Anzüge trägt", sagte die Politikerin, wohl in Anspielung auf Münchens neuen Wirtschaftsreferenten Dieter Reiter, der um die Ude-Nachfolge aussichtsreich im Gespräch ist.
Im Rennen ist aber auch SPD-Stadtratsfraktionschef Alexander Reissl aus Moosach. Parteifreundin Stachowitz war für ihn voll des Lobes und charakterisierte den Moosacher so: „Schauen Sie auf einen Menschen, der kommunalpolitische Erfahrung hat, der um die Herausforderungen der Stadt weiß und der kommunalpolitische Entscheidungen trifft, die lange tragen können. Wir brauchen jemanden, der wie ein Fels in der Brandung steht, der München kennt, ein Münchner Kindl ist und Münchner Charme mitbringt." Dem so stark gelobten Politiker war das sichtlich ein bisschen unangenehm. Jedenfalls ließ sich Reissl nur zu ein paar kurzen, knappen Statements in eigener Sache hin: „I kann ozapfa. Habe heute Abend nur zwei Schläge gebraucht." Denn dem Ritual beim Anzapfen des ersten Fass Biers auf dem Oktoberfest durch den Münchner Oberbürgermeister (ja, wie viele Schläge braucht er denn wohl dieses Mal) kommt jedes Jahr höchste medienpolitische Bedeutung und Aufmerksamkeit zu.
Reissl kann diesbezüglich auf eine lange Tradition verweisen: Er zapft seit vielen Jahren als Stadtrat und zuvor als Bezirksausschussvorsitzender beim Moosacher Maifest auf dem Moosacher St.-Martins-Platz im Festzelt das erste Fass Bier an und neuerdings auch beim SPD-Jahresempfang in Gut Nederling. Seine jahrzehntelange Erfahrung in der Kommunalpolitik beschrieb Reissl so: „Ich bin schon länger im Geschäft." Die rot-grüne Mehrheit im Rathaus sei dieses Jahr im Mai nach der letzten Kommunalwahl drei Jahre im Amt und habe dann Halbzeit in der laufenden Amtsperiode. „Die Bilanz, die wir ziehen können, ist nicht schlecht", resümierte Reissl.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH