Gemeinsames Erinnern
Totengedenken im Jüdischen Friedhof Gauting
Seit 2008 gedenkt der Verein Gedenken im Würmtal e.V. am Totensonntag den 172 in Gauting begrabenen jüdischen ehemaligen KZ-Häftlingen in einer Feierstunde. Unter Anteilnahme der Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger und des Planegger Bürgermeisters Heinrich Hofmann, vieler Gemeinderäte und Vereinsmitglieder, Abordnungen aus dem Feodor-Lynen-Gymnasium, dem Kurt-Huber- und Otto-von-Taube-Gymnasium sowie vieler Zeitzeugen fand auch heuer die Gedenkstunde im jüdischen Teil des Gautinger Waldfriedhofs statt.
„Wir wollen nicht vergessen – wir wollen uns erinnern und gedenken!“, betonte Sabine Baumgartner von der evangelischen Waldkirche Planegg. Viele hier begrabene Juden überlebten den Todesmarsch aus dem KZ Dachau, starben aber nach ihrer Befreiung im Luftwaffenhospital Gauting an den Folgen des Naziterrors. Auf Bitten des Patientenkomitees, das die Interessen der kranken Juden vertrat, stellte die Gemeinde Gauting schon 1945 die Fläche auf dem Gemeindefriedhof zur Verfügung. „Seit 1947 steht das möglicherweise erste Holocaustmahnmal auf deutschem Boden in Erinnerung an die Leiden des jüdischen Volkes im Zweiten Weltkrieg hier auf dem Gautinger Friedhof.“
Jüdischer Friedhof wird geöffnet
Wie jedes Jahr verlasen auch heuer wieder Schüler der drei Gymnasien die Namen der 172 Opfer. „Wir wollen den Verstorbenen einen Namen geben und ihrer gedenken“, so Baumgartner dazu. „Keiner hatte hier eine Familie, die am Grab trauern kann.“ Vereinsmitglied Eliezer Pankievicz betonte, wie wichtig ein Grab in der jüdischen Tradition sei. „Ohne Grab keine Auferstehung“, erklärte er. Seine Mutter und sein Onkel haben als einzige einer großen Familie den Holocaust überlebt. Sein Großvater starb kurz vor Kriegsende im Kauferinger Lager. „Ich engagiere mich gern im Verein, fühle mich in Verpflichtung der vielen Opfer. Besonders freut mich aber, dass die Schulen unsere Arbeit aufgreifen und sich für ein lebendiges Erinnern an den Naziterror einsetzen“, so Pankievicz.
Im nächsten Jahr erhält der Jüdische Friedhof im Gautinger Waldfriedhof erstmals eine Eingangstafel mit allen wichtigen historischen Daten. Im Zuge dessen wird der Friedhof auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Einen Großteil der Finanzierung übernimmt der Rotary Club Gauting-Würmtal, die Anfertigung obliegt der Stiftung der KZ Gedenkstätten. Andreas Albath, Präsident des Rotary Clubs im Jahr 2014, sagte dazu: „Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass der Jüdische Friedhof an Bekanntheit gewinnt, dass sich die Besucher über die Geschichte informieren können und wissen, in welcher Tradition wir hier die Opfer des Naziterrors ehren.“
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