Früher in die Ferien
Letzter Schultag ist heuer schon Freitag, 18. Dezember
Bayerns Schüler gehen früher in die Weihnachtsferien: Letzter Schultag ist nicht wie ursprünglich geplant der 22. Dezember, sondern schon Freitag, 18. Dezember. Das haben Ministerpräsident Markus Söder und Kultusminister Michael Piazolo festgelegt.
Sie hoffen, dass das Infektionsrisiko durch die nun fast einwöchige Zeit zwischen Unterricht und Weihnachten gesenkt wird. "Damit verbessern wir die Möglichkeiten, dass die Familien das wichtigste Fest des Jahres gesund und unbeschwerter feiern können", so Söder. Er mahnte gleichzeitig zu Vorsicht: "Treffen mit der Familie: ja. Treffen im kleinen Kreis: gerne!" Die Ferien dürfen aber nicht zu einem "zweiten Ischgl" oder neuen Infektionsgefahr werden. Urlaub wie früher üblich könne es daher in den Ferien nicht geben.
Auch Kultusminister Piazolo hielt die Schüler dazu an, in den Ferien Kontakte zu reduzieren. Ihm ist bewusst, dass der frühere Ferienbeginn für manche Familien Umplanungen erfordert. "Nicht alle Eltern sagen Juhuu", räumte er ein. Um berufstätige Eltern zu unterstützen, werde es an Schulen und Kitas wieder Notbetreuung geben. Die Lehrkräfte bleiben an den "neuen" Ferientagen Tagen im Dienst.
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayrischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) sieht im Verlängern der Weihnachtsferien ein weiteres Indiz für einen Notbetrieb an Schulen: "Wir haben ohnehin schon reduzierte Lernzeiten, wir haben ein völlig anderes Schuljahr und können auf keinen Fall davon sprechen, dass jetzt irgendwas noch irgendwie normal ist."
Aus Sicht des BLLV muss sich das auch auf den Umgang mit Leistung auswirken, der sich in der Pandemie zunehmend als problematisch erweise: Wenn Leistung als individueller Prozess verstanden werde, der jeden einzelnen Schüler in den Blick nimmt, gehöre dazu auch die außerordentliche Situation, die sich an allen Lernorten durch die Corona-Maßnahmen ergibt. Das gelte besonders dann, wenn Schüler an Corona-Hotspots im Wechsel von Distanz und Präsenz unterrichtet werden. Grund- und Förderschulen sollten davon ebenso ausgenommen werden wie Abschlussklassen, so Fleischmann. Gleichwohl bleibe Abstand "das Mittel der Wahl", so Fleischmann zu möglichem Wechselunterricht. Geteilte Klassen bedeuten für Lehrkräfte aber immer Mehraufwand. Aufgrund des Lehrermangels seien Klassenteilungen problematisch.
Beim Bayerischen Philologenverband (bpv) überwiegt in Bezug auf die längeren Ferien Skepsis. Es sei nicht klar, für welche Familien die angekündigte Notbetreuung greift und ob nicht ein sorgloses Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen die angestrebte Kontaktreduzierung unterlaufen wird, meinte Michael Schwägerl, Vorsitzender des bpv. Wenn es um Infektionseindämmung ginge, hätte man aus Sicht der Philologen für die beiden Tage auch bayernweiten Distanzunterricht in Betracht ziehen können.
Viel wichtiger als eine Verlängerung der Weihnachtsferien sei für den bpv angesichts der unvermindert hohen Inzidenzwerte die Stärkung des Gesundheitsschutzes für Schüler und Lehrer. "Die zögerliche Beschaffung von mobilen Raumluftreinigern muss Fahrt aufnehmen und die Bereitstellung von FFP2-Masken für Lehrkräfte darf keine Einmalaktion sein", so Schwägerl. "Nur mit gesunden und nicht in Quarantäne befindlichen Schülern und Lehrern kann Präsenzunterricht stattfinden."
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