"Es sind ein paar Knaller dabei!"
Prämierung der besten Firma des Mittelschul-Projekts "firm"
Eine Firma gründen und zum Erfolg führen? Das ist bekanntermaßen kein Zuckerschlecken. Und das dann noch von 8-Klässlern durchführen zu lassen? Da schüttelt wohl so mancher den Kopf. Dennoch beweist das firm-Projekt auch dieses Jahr wieder aufs Neue, dass es sehr wohl möglich ist mit ein paar Schülern und einer Idee etwas Großes zu produzieren.
Schüler agieren wie Profis
"Es ist unser Ziel Schüler fit für die Wirtschaft zu machen", betont Wolfgang Kreuzer, Hauptverantwortlicher des Projekts. "Die Firmen müssen geschäftsmäßig agieren. Somit sammelt jeder Schüler Qualifikationen für die Berufsfindung und den späteren Beruf." Zum elften Mal wurde das Projekt dieses Jahr vom Staatlichen Schulamt in der Landeshauptstadt München und dem Arbeitskreis Mittelschule Wirtschaft durchgeführt.
Angefangen bei einer kreativen, individuellen als auch ansprechenden Idee, geht es dann zu einem weiteren wichtigen Teil: der Rollenverteilung. Wer ist der Geschäftsführer, wer sollte für die Buchhaltung zuständig sein? Diese Fragen werden intern geklärt und die Aufgaben klar verteilt. Teil eines jeden Projekts ist es auch, ein Konto zu eröffnen und Überblick über die Transaktionen zu behalten. Auch müssen die Schüler ihr Startkapital selber erwirtschaften, bevor es an die Produktion geht. Und so verkaufte jede Firma in- und außerhalb der Schule Anteilsscheine im Wert von je fünf Euro. Das Kernkonzept des Projekts ist es, die Firmen möglichst praxisnah zu etablieren.
Letzte Woche kam nun der Höhepunkt des Projekts des Schuljahres 2014/15, das für Mittelschulen aus München gedacht ist: Die elfte firm-Messe. Von 29 Firmen, die sich insgesamt beteiligt haben, konnten die zehn Besten am finalen Wettbewerb teilnehmen, der in den Räumen des Kooperationspartners Agentur für Arbeit stattfand.
Mit vollem Einsatz
Die Schüler bauten dort ihre Stände auf und präsentierten ihre Produkte der Jury, den Lehrern und sonstigen Besuchern. Sie bewarben ihr Produkt mit vollstem Körpereinsatz, mal verkleidet, mal trommelnd durch den Gang laufend. Und die Ergebnisse des Projekts, das seit September 2014 läuft, zeigen Erstaunliches. Herr Kreuzer betonte schon im Vorfeld: "Es sind ein paar Knaller dabei!"
Mehrere Firmen kümmern sich zum Beispiel um das leibliche Wohl. Die MS Blumenauer Straße mit ihrer Firma "Wizley's Zauberküche und Zauberscherze" überraschte mit mysteriösen Leckereien und Zaubertränken. Durch deren Liebestrank in den siebten Himmel gehoben, konnte man sich bei "Mc Tacco 77" der MS Sambergstraße mit Tacos den Magen vollschlagen. Als Dessert schaute man noch bei den Schülern der MS Franz-Nißl-Straße vorbei, um sich in der Mikrowelle einen "Cuby Cake" zu machen.
Gestärkt von diesen Leckereien konnte man sich nun dem Shopping widmen. Da funkelten einem schon die Mosaiksteinchen von der "Inzeller Mosaik Werkstatt" entgegen. Die Schüler der MS Inzeller Weg verschönern Alltagsgegenstände mit Mosaiken aus Fließen und Glas. Mit dem schönen neuen Einrichtungsgegenstand musste man wohl auch an sein eigenes Aussehen denken, das man mit einem Armband der "BANDitos" der MS Fernpaßstraße aufpeppen konnte.
Und da lief man schon am Stand "Stickstoff" der MS Situlistraße vorbei, und dachte sofort an Chemie. Aber weit gefehlt, bei Stickstoff geht es weniger um Elemente im Periodensystem, als um Personalisierung von Textilien jeglicher Art durch Besticken. Bei "Bag World" der MS Toni-Pfülf-Straße kauft man sich noch eine schöne Tasche, und bei "Kettenbaum & Co." der MS Ichostraße noch einen einzigartigen Schmuckbaum, bevor man sich bei den "Kichererbsen" der MS Wittelsbacherstraße das Lachen während ihrer Sketche nicht verkneifen kann. Und vor lauter Lachen ist man so erschöpft, dass man wieder an Essen denken muss – und so kauft man schlussendlich ein Schneidebrett für die nächste Mahlzeit mit eigenem Aufdruck bei "indiWOODuell" der MS Cincinnatistraße.
Wahre Präsentationstalente
Nach dem Bestaunen der Produkte und der Vielfalt sowie der Kreativität der Schüler, präsentierte sich jede Firma nochmals auf der Bühne im Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit. Denn neben dem Produkt, Visitenkarten und Flyern, hat jede Firma auch noch eine Präsentation sowie einen Werbespot vorbereitet. In orginellen, lustigen und ansprechend Sketchen stellten die Junggründer ihr Produkt dem Publikum vor. Moderiert von Lehrern und musikalisch unterlegt von der Lehrerband "Tonangeber", wurde man durch das Programm geführt, in dem die Schüler bewiesen, dass sie nicht nur tolle Produkte auf den Markt gebracht haben, sondern auch wahre Präsentationstalente sind. Zu guter Letzt hatte die Jury, bestehend aus Vertretern von Schule und Wirtschaft, die Ehre den Sieger küren zu dürfen: Gewonnen hat die Firma "Cuby Cake", dicht gefolgt von der "Inzeller Mosaik Werkstatt" und dem Drittplazierten "Stickstoff". Die Gewinner wurden mit einer Urkunde und einem Geldpreis ausgezeichnet.
"Spielerisch die Wirtschaft erleben"
Alle Schulen haben vor allem eines bewiesen: Sie agierten selbstständig, eigenverantwortlich, zeigten Leistung und auch Ausdauer und engagierten sich im Team für ein gemeinsames Ziel. Sie haben eine Firmengründung durchgeführt und in professioneller Manie ein Produkt verkaufsfähig gemacht. Clemens Hauck, Mitbegründer des Projekts sowie Schulleiter der Mittelschule Toni-Pfülf-Straße, freut sich über die Entwicklung des Projekts, das mit gerade mal zehn Schulen gestartet ist, und möchte mit seinen Kollegen den Mittelschülern der achten Jahrgangsstufe auch weiterhin die Chance geben "im Schutzraum der Schule spielerisch die Wirtschaft erleben" zu können.
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