"Engagierte Frauen sind bis heute prägend“
Arbeiterwohlfahrt feierte ihr 100-jähriges Jubiläum
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Oberbayern feierte zusammen mit rund 120 Ehrenamtlichen, Freunden und Förderern das 100-jährige Verbandsjubiläum.
Die Präsidentin der AWO Oberbayern Nicole Schley begrüßte die Gäste mit einer Ansprache in der sie hervorhob, wie stolz sie auf Gründerin Marie Juchacz sei, die auch eine der wichtigsten Akteurinnen der damaligen Frauenbewegung war: „Engagierte und kluge Frauen wie Marie Juchacz waren und sind für die AWO bis heute prägend.“
Nicole Schley, Präsidentin, und Cornelia Emili, Vorstandsvorsitzende der AWO Oberbayern, betonten auch, dass sich die Organisation bis heute den Grundwerten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz verpflichtet fühle. Gerade in Zeiten „wachsender sozialer Ungleichheit und fremdenfeindlicher Strömungen“ sei der „praktische und politische Einsatz für eine vielfältige, tolerante und solidarische Gesellschaft, für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie so wichtig wie eh und je“.
Kleine Geschichtsstunde
1919 hatte Marie Juchacz, eine Frauenrechtlerin, Sozialreformerin und eine der ersten weiblichen Abgeordneten in Deutschland überhaupt, den "Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt“ ins Leben gerufen: die Keimzelle und Geburtsstunde der heutigen AWO. Prof. Dr. Jürgen Mittag − Historiker und Mitautor des AWO-Geschichtsbuches − nahm die Gäste mit auf eine Reise durch die Entstehungsgeschichte der Arbeiterwohlfahrt.
Zu Beginn sei es Juchacz in erster Linie darum gegangen, die verheerenden Folgen des Ersten Weltkriegs zu lindern, aber auch einen Schlussstrich unter die demütigende Praxis staatlicher Almosen zu ziehen. So organisierte sie mit ihren Genossinnen Näh- und Wärmestuben, Suppenküchen und ähnliche Formen praktischer Hilfe zur Selbsthilfe: die Basis der modernen Selbsthilfegruppen und der Sozialarbeit auf Augenhöhe.
Von den Nationalsozialisten verboten und verfolgt, musste sich der Verband nach dem 2. Weltkrieg wieder neu aufbauen. Nach der Wiedervereinigung etablierte er sich auch im Osten, als unabhängiger, überparteilicher und überkonfessioneller Wohlfahrtsverband. Heute habe die AWO gut 333.000 Mitglieder und Ehrenamtliche sowie über 18.000 soziale Einrichtungen bundesweit.
Ein AWO-Kind
Bereits in der Begrüßung wies Präsidentin Schley darauf hin, "dass die praktische ehrenamtliche Arbeit bei der AWO – ob in den Altenclubs, den Secondhandläden und anderswo zum ganz großen Teil von Frauen erledigt würde. Damals wie heute.“ Und auch die hauptamtlich Beschäftigten seien zu 85 Prozent weiblich.
In einem Verein, der primär von Frauen gestemmt, aufgebaut und gepflegt wurde, musste das letzte Wort selbstverständlich auch an eine Powerfrau gehen: Und so sorgte die aus dem Bayerischen Fernsehen bekannte Kabarettistin Lizzy Aumeier zum Abschluss für Spaß und Unterhaltung. Allerdings nicht bevor sie betont hatte, „ein AWO-Kind“ zu sein, da sich bereits ihr Vater für die Arbeiterwohlfahrt engagiert hatte.
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