Eine ziemlich große Familie
Marder: Kleine Raubtiere zu Gast im Münchner Tierheim

Das kleine Hermelinjunge war zum Zeitpunkt des Fundes ca. vier Wochen alt. (Foto: Tierschutzverein München)
Vergangene Woche trafen gleich drei Marderjungtiere in der Wildtierstation des Münchner Tierheims ein: Zwei Steinmarder und ein Hermelin. "Ein Steinmarder und das Hermelin wurden von Passanten gebracht, das andere Steinmarderjunge von der Tierrettung", erklärt Lydia Schübel vom Tierschutzverein München. "Leider sind alle Tiere ohne Mutter aufgefunden worden. Aber die etwa sechs Wochen alten Marder und das vier Wochen alte Hermelin sind inzwischen gut versorgt", versichert sie.
Im Tierheim haben die kleinen Racker nur einen Zwischenstopp eingelegt, bevor sie in die Hände von Marderexperten gegeben wurden, denn "obwohl diese Marderarten miteinander verwandt sind, haben sie ganz unterschiedliche Grundbedürfnisse und entwickeln sich auch unterschiedlich", sagt Schübel. So kommt es, dass die Steinmarder nun bei Artgenossen in Abensberg sind und das Hermelin bei einer Münchner Spezialistin untergebracht worden ist.
Von 30 Gramm bis 30 Kilogramm
Aber was genau sind Marder? Laut Definition sind sie eine Familie der hundeartigen Raubtiere, zu denen auch Otter, Dachse, Iltisse, Nerze und Wiesel zählen. In der Umgangssprache denkt man bei Mardern jedoch gleich an die bekannten (und aufgrund ihrer Leidenschaft für Autokabel nicht unbedingt gern gemochten) Stein- und Baummarder, die auch als "Echte Marder" bezeichnet werden. Alle Arten haben gemein, dass sie vorrangig Fleischfresser sind.
Zur Familie werden rund 20 Gattungen mit 58 Arten gezählt. "Die meisten Marder sind im Vergleich zu anderen Raubtieren eher klein, doch der Größenunterschied zwischen den kleinsten und den größten Mitgliedern dieser Familie kann beträchtlich sein", so Lydia Schübel. "Ein Mauswiesel - von denen wir übrigens ebenfalls zwei im Tierheim haben - bringt vielleicht 30 Gramm auf die Waage, während Seeotter, Riesenotter oder Vielfraße ein Gewicht von ca. 30 Kilogramm erreichen können."
Marder gefunden - was tun?
Da in letzter Zeit häufig Marderjungtiere im Münchner Tierheim abgegeben wurden, möchte Lydia Schübel allgemeine Tipps im Falle eines Fundes geben. "Zuerst sollte man natürlich schauen, ob das Muttertier in der Nähe ist, das Junge also eine Zeit lang beobachten. Fünf bis zwölf Stunden überleben unverletzte Junge in einem geschützten Versteck im Normalfall problemlos. Taucht die Fähe nicht auf, sind die Kleinen verletzt oder schreien sie bereits sehr laut, sollte man gleich unsere Wildtierstation unter der Nummer (089) 92100076 verständigen. Da die Marderarten so unterschiedlich in ihrer Lebensweise und Verpflegung sind, gibt es viele Pflegestellen mit denen wir gut vernetzt sind, die jedoch nur auf eine Art spezialisiert sind. Wir werden die Jungen nach der Erstverpflegung dann so schnell wie möglich in Expertenhände weitergeben", versichert die Tierschützerin.
Dank des beherzten Eingreifens von Tierfreunden dürfen sich die Steinmarder und das Hermelin auf ein baldiges artgerechtes Leben freuen, auf das sie bereits jetzt gut vorbereitet werden: "Das Hermelin wird schneller selbstständig und soll recht bald ausgewildert werden", weiß Lydia Schübel, die mit den Experten einen guten Kontakt pflegt. "Die Steinmarder sind mit Artgenossen unter so naturnahen Bedingungen wie möglich in einer großen Voliere untergebracht. Ihre Auswilderung wird wohl erst im August erfolgen, wobei sie den Winter über noch zugefüttert werden."
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