Eine große Stütze zur Berufsorientierung
Freiwilliges Soziales Jahr im Sport: Valentin Winter und Tristan Römpp berichten
Das Abitur erfolgreich in der Tasche und dennoch unsicher, welche Berufslaufbahn man anstreben möchte: So geht es heute vielen Jugendlichen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und gerade das überfordert unschlüssige junge Menschen. Wie soll es denn jetzt weitergehen? Was kann man besonders gut? Welche Tätigkeiten machen einem Spaß? Soll man eine Ausbildung oder ein Studium beginnen?
All diese Fragen hat sich auch Valentin Winter gestellt. Als leidenschaftlicher Fußballer und aktiver Spieler des FC Neuhadern (FCN), kam ihm die Idee, Vorstand Rainer Wagner um ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Verein zu bitten. Kein leichtes Unterfangen, denn für FSJ-ler haben vor allem kleinere Amateurclubs nicht das Geld.
Neues Tätigkeitsfeld
"Da ich Valentin als engagierten Fußballer bereits kannte, wollte ich ihm das Soziale Jahr bei uns ermöglichen", sagt Rainer Wagner. "Also haben wir Kontakt zur Guardinischule aufgenommen, um durch eine Kooperation eine Refinanzierung der Stelle anzustreben." Die Schule zeigte sich dem Projekt gegenüber aufgeschlossen und mit Hilfe des Fördervereins konnte eine Zusammenarbeit ausgehandelt werden: Valentin Winter unterstützt den Sportunterricht der Schule als Übungsleiter; im Gegenzug refinanziert die Schule das Soziale Jahr, so dass die Kosten für den Verein gedeckt werden können.
Am 26. August 2013 trat Valentin seinen Dienst an. Als erster FSJ-ler beim FC Neuhadern musste sein Tätigkeitsbereich erst definiert werden: "Valentin war sozusagen unser Probekaninchen, aber es hat auf Anhieb gut funktioniert", lobt Rainer Wagner. Schnell waren wichtige Aufgaben für Valentin gefunden: "Als Jugendtrainer habe ich anfangs drei Mannschaften trainiert. Hinzu kamen die Öffentlichkeitsarbeit für den Verein sowie die Pflege der Homepage. Zur Rückrunde habe ich das Torwarttraining unterstützt. Außerdem gab es viele organisatorische Aufgaben, die ich übernommen habe", erklärt der junge Mann begeistert. "Schließlich fiel mir auch die Organisation des Sommerturniers der A- bis G-Junioren zu: Ich habe den Ablauf koordiniert und für das Rahmenprogramm gesorgt." Das Benefizturnier erwies sich als voller Erfolg: Der Verein konnte knapp 400 Euro an Spenden sammeln. Die Summe kommt dem Projekt "Arche Noah" der Kinderklinik Dritter Ordern zugute, das chronisch kranken Kindern in der Klinik mehr Lebensqualität bieten möchte. "Ohne Valentins Hilfe wäre die Ausrichtung des Turniers nicht möglich gewesen", meint Wagner, da das Personal sonst zu knapp gewesen wäre.
Die Aufgaben weitergeben
Zum 31. August endet Valentin Winters Freiwilliges Soziales Jahr beim FCN, doch eine Lücke lässt er nicht: Zum einen wird er weiterhin als Trainer und Spieler aktiv sein, zum anderen möchte er den neuen FSJ-ler Tristan Römpp, der am 25. August in den Dienst startet, in die nun festgelegten Aufgabenbereiche einweisen. "Unser Freiwilliges Soziales Jahr überschneidet sich um eine Woche. So bleibt uns etwas Zeit für den Austausch und einige Tipps", meint Valentin.
Tristan Römpp, der dieses Jahr sein Abi am Klenze-Gymnasium erfolgreich gemeistert hat, freut sich bereits auf die neue Herausforderung, die ihn auf sein Studium, das in Richtung Sport angepeilt ist, vorbereiten soll: "Das ist eine gute Gelegenheit, um das Vereinsleben hautnah kennenzulernen. Auch ich möchte diese Zeit zur Berufsorientierung nutzen und wünsche mir nach dem vielen Schulstress eine Phase, in der ich das machen kann, was mir viel Spaß macht." Absolutes Neuland dürfte die ehrenamtliche Arbeit beim FCN für ihn nicht sein, denn Tristan ist Spieler beim SV Planegg-Krailling und unterstützt das Training der Kindermannschaft. "Mein Verein bietet aber leider kein FSJ an, das machen im Bereich Fußball nur wenige. Ich bin froh, dass ich die Stelle hier in München bekommen habe."
"Fortschritt sehen"
Mittlerweile weiß auch Valentin Winter, wie es bei ihm weitergehen soll: Ab Oktober studiert der junge Mann Medieninformatik an der LMU. Die Zeit als FSJ-ler bei Neuhadern empfand er als positiv und prägend: "Ich habe die Arbeit hier sehr genossen, vor allem die praktischen Tätigkeiten. Es war toll mit den Jüngeren zu trainieren und an den Wochenenden die gemeinsamen Fortschritte und den sich festigenden Zusammenhalt der Mannschaften zu sehen. Ich persönlich habe durch meine Aufgaben mehr Selbstbewusstsein entwickelt, so dass ich nun problemlos vor großen Gruppen sprechen kann. Das war anfangs noch ein Problem. Außerdem habe ich durch meinen Trainerschein, den ich absolviert habe, fachliches Wissen hinzugewonnen."
Ein Freiwilliges Soziales Jahr kann er allen empfehlen, die nach der Schule noch Zeit brauchen, sich beruflich zu orientieren und weniger Theorie wünschen. Voraussetzungen gebe es kaum: "Man sollte vor allem Neuem gegenüber aufgeschlossen, engagiert und kontaktfreudig sein", rät Valentin, verweist jedoch darauf, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen sei. Es gehe schließlich nicht darum, das Wissen bereits mitzubringen, sondern Dinge zu erlernen. Seinem Nachfolger Tristan wünscht er viel Erfolg und ebenso viele schöne Erlebnisse, wie er sie hatte.
"Kann es Vereinen empfehlen"
Vorstand Rainer Wagner blickt der Zukunft des Vereins positiv entgegen. Sein Fazit lautet: "Ich bin froh, dass Valentin mich auf die Stelle angesprochen hat. Er war uns eine große Unterstützung und Entlastung im Hinblick auf das Training der Jugendmannschaften. Durch sein Engagement hat er wesentlich dazu beigetragen, dass der Verein sein Angebot aufrechterhalten konnte. Ich bin mir sicher, dass es mit Tristan genauso gut funktionieren wird." Und scherzhaft fügt er hinzu: "Zudem habe ich die Hoffnung, dass Tristan im Laufe des Jahres zu unserem Verein wechselt."
Anderen Vereinen, die darüber nachdenken ein FSJ im Sport anzubieten, rät Wagner: "Am besten wendet man sich an nahegelegene Ganztagsschulen, die häufig auch zu wenig Personal haben und meistens froh um Unterstützung im Sportunterricht sind. Am Schluss sind garantiert beide Parteien zufrieden, eine solche Kooperation ausgehandelt zu haben."
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