Ein Ur-Nashorn in Stonehenge
Maler und Lackierer präsentieren ihre Semesterarbeiten
Eine Vespa. Versteinert. Dieses Objekt von Fabian Stadler ist eines von 22 Werken, das ab 16. März in der Zeppelinhalle zu bewundern ist. Die Absolventen der Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik München präsentieren wieder ihre Semsterarbeiten. Das Thema in diesem Jahr: "Steinzeit". "Wir haben wieder eine sehr starke Gruppe mit sehr vielen kreativen Ideen", freut sich Projektleiter Kurt Goerz. Die Vernissage am 16. März beginnt um 19 Uhr. Weitere Besichtigungstermine sind am Montag, 19. März, und Dienstag, 20. März, jeweils von 8 bis 17 Uhr. (Foto: tab)
Melanie Pecirep fährt zufrieden mit der Hand über ihr Backgammonspiel. Das Brett mit den Spielsteinen und Würfeln ist ihre Semesterarbeit. Die 21-Jährige ist Absolventin der Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik München und hat mit 22 weiteren jungen Erwachsenen Ende vergangenen Jahres das Thema für die Semesterarbeit erhalten: "Steinzeit".
Spiel als Zeitvertreib
Nun sind die Schüler auf der Zielgeraden. In Kürze müssen die Arbeiten fertig sein, denn am 16. März werden sie der Öffentlichkeit präsentiert. Aus diesem Grund wird derzeit in der Zeppelinhalle noch hochkonzentriert gearbeitet. "Ganz leicht war das Thema nicht", sagt Melanie Pecirep. Aber bald habe sich ihre Idee des Spiels herauskristallisiert. "Ich wollte die Zeit als Zeitvertreib sehen und ein schöner Zeitvertreib ist spielen. Außerdem ist Backgammon schon ein sehr altes Spiel."
Am Feuer sitzen
Eine ganz andere Umsetzung hat Iwan Takiyan für sich gefunden. Bei ihm wird es ein Tisch. "In die Mitte kommt eine Ethanolwanne, in der man Feuer machen kann", erklärt der 29-Jährige. "Früher saßen die Menschen zusammen am Feuer, haben sich Geschichten erzählt und gegessen. Das wollte ich damit aufgreifen." Die Tischplatte bestehe aus drei aufeinandergeleimten Holzfaserplatten, die mit Acrylfarben bemalt wurden. "Mit der blauen Farbe möchte ich an die kalte Jahreszeit erinnern. Die beiden Untergestelle sind aus Teakholz. Damit werden zwei wichtige Materialien miteinander verbunden", sagt er.
Höhlenmalerei als Anfang
Die Höhlenmalerei von Lascaux hat sich Elena Reich (24) zum Vorbild genommen. Sie stellt die Entwicklung des Nashorns in ihrem Projekt dar, angefangen mit einem Ur-Nashorn im Stil der Höhlenmalerei. "Die zweite Stufe ist im Stil der Zeichungen von Leonardo da Vinci entstanden", sagt sie. Die Arbeit endet mit einem Nashorn wie wir es heute kennen.
Für Vanessa Suttner war ganz klar, dass sie etwas mit einer Figur machen möchte. Die ausgbildete Schaufenstergestalterin arbeitet gerade an den Einzelteilen einer Figur. "Sie kommt auf eine Tür, die symbolisch für einen Höhleneingang steht", erklärt die 22-Jährige. Rund 70 Stunden Arbeit steckten schon in dem Projekt.
Ideen finden und umsetzen
Projektleiter Kurt Goerz ist zufrieden mit seiner Gruppe. 23 Frauen und Männer, aufgeteilt in zwei Teams, arbeiten an ihren Semesterprojekten. "Wir hatten im vergangenen Jahr eine sehr gut Gruppe, und auch in diesem Jahr sind sie wieder ganz stark mit vielen tollen Ideen", lobt er seine Schüler. Als sie das Thema "Steinzeit" erhalten hätten, sei erst einmal Ideenfindung angesagt gewesen. "Die Schüler beginnen immer mit einem Brainstorming. Sie schreiben auf, was ihnen zum Thema einfällt, recherchieren im Internet und setzen das graphisch um. Daraus entstehen dann ganz individuelle Themen", sagt er.
Hoffnung für die Menschheit
Ihr Thema gefunden haben auch Julia Kraus (22) und Samuel Simon (22). "Wir haben uns gefragt, wie wir in den letzten 5000 Jahren mit unserer Umwelt umgegangen sind", sagt Julia Kraus. So habe sich ihre Arbeit in Anlehnung an Stonehenge entwickelt. Weil es sich um ein umfangreiches Projekt handelt, hatten sie von der Schule grünes Licht für ihre Teamarbeit bekommen. "Wir haben zuerst Styroporplatten aufeinandergeleimt und die Blöcke dann mit einer Säge bearbeitet, um sie in Form zu bringen", sagt Samuel Simon. Mit unterschiedlichen Farben wollten sie unterschiedliche Stationen ausdrücken. "Die grauen Steine zeigen es so, wie es einmal war. Die rot-grünen sollen einen Zwiespalt in der Gegenwart darstellen, und mit den blauen symbolisieren wir die Zukunft und die Hoffnung, dass sich die Menschen richtig entscheiden", erklärt Julia Kraus.
Zwei Jahre Ausbildung
Die Schüler befinden sich im zweiten und somit letzten Ausbildungsjahr an der Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik München. Bald werden sie die Schule als staatlich geprüfte Farb- und Lacktechniker verlassen. Wer eine Ausbildung an der Schule machen möchte, muss eine abgeschlossene Berufsausbildung im Fachbereich Maler oder Lackierer sowie mindestens ein Jahr Berufserfahrung mit Gesellenbrief vorweisen können. Zum Inhalt gehören Fächer wie Mathematik, Chemie, Werkstoffkunde und Kalkulation. Da alle Inhalte der Meisterprüfung unterrichtet werden, haben die Absolventen zudem die Möglichkeit, auch die Meisterprüfung abzulegen.
Öffnungszeiten der Ausstellung
Die Vernissage ist am Freitag, 16. März, um 19 Uhr in der Zeppelinhalle (Hofmannstr. 42). Anmeldungen hierfür sind per Mail möglich an info@fachschule-muenchen.de oder per Fax an (089) 233 32811. Am Montag, 19. März, und Dienstag, 20. März, sind die Werke dann jeweils von 8 bis 17 Uhr zu sehen. Weitere Infos zur Städtischen Fachschule für Farb- und Lacktechnik gibt es unter www.fachschule-muenchen.de im Internet.
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