"Ein Irrglaube, dadurch an Qualität zu gewinnen"
In einem Neun-Punkte-Programm fordert der Bayerische Philologenverbandes Nachbesserungen bei der Digitalisierung in Schulen (Werbe-Spiegel / Sendlinger Anzeiger vom 19. Juli). Helmut Michael Gaber ist Mitglied im Arbeitskreis "Wandel im Zeichen der Digitalisierung - Medienkompetenz" des Kulturforums der Gaertnerstiftung für Gesundheit, Soziales und Kultur und schreibt dazu:
Es werden Millionen von Euro in Hardware und Software investiert, so dass das Kapital dieser Anbieter und Hersteller, meist aus dem außereuropäischen Ausland, immer größer wird.
Lassen Sie uns doch mehr (viel mehr) in die Aus- und Fortbildung der Lehrer investieren. Da ist noch viel Luft nach oben. Wo sind die von meinem heute 91-jährigen Vater beschriebenen hervorragenden Pädagogen geblieben? Diese brachten völlig ohne Computer und 'Co' eine fundierte Erziehung an die Schüler mit Eigenschaften, welche die digitalen Erscheinigungen nicht (noch nicht?) bieten können.
Es geht nicht darum, reines Wissen online anzubieten. Nein, es geht vielmehr um Förderung von Intelligenzen, Erwecken von Interessen, Begeisterungen für gute Literatur, Verinnerlichung von sozialer Kompetenz, respektvollen und achtsamen Umgang untereinander, Akzeptanz von Minderheiten und 'anders' Denkenden, Erlernen von Hilfsbereitschaft, Erkennen von Nachhaltigkeit etc. etc. Das ist nur ein kleiner Auszug dessen, worauf es im Leben ankommt.
Natürlich geht heute in den meisten Bereichen nichts mehr ohne PCs Jedoch suggerieren die Hersteller direkt oder auch indirekt, dass wir den Erziehungsauftrag immer mehr ein Stück weit abgeben, in dem Irrglauben, dadurch an Qualität zu gewinnen.
Ich bin der Meinung, dass die Entwicklung von Kleinkindern, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu viel von der "Gerätewelt" beherrscht wird. Nur schade, dass diese Tatsache in unserer Gesellschaft noch zu wenig erkannt wird. Wie in manch anderen Bereichen erkennen wir auch hier sehr spät die "Zeichen der Zeit".
Die klugen und klügsten Köpfe unserer Geschichte und Kultureb hatten alle keine digitale Welt zur Verfügung. Aber sie hatten u.a. etwas Anderes, was leider heutzutage ein immer größer werdender 'Edelstein' ist, nämlich Zeit.
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