„Ein Affront“
Bezirksausschuss verärgert über Mauergestaltung
Verärgert ist der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) über die Gestaltung der Mauer an der Längsseite des Leonrodhauses entlang der Schwere-Reiter-Straße. Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft hat zusammen mit dem Münchner Gewerbehof (MGH) im Alleingang entschieden, wer die Mauer mit welchem Inhalt gestalten darf. Weder der BA noch die Nutzer des ansässigen Kreativlabors wurden bei der Entscheidung zur Wandgestaltung eingebunden. Einen „Affront“ nennt das Willi Wermelt, Vorsitzender des Kulturausschusses im BA 9.
„Der BA ist über die Art und Weise der Aktion und Kommunikation sehr verstimmt“, erklärt Willi Wermelt (SPD), Vorsitzender des Kulturausschusses im BA 9. Dem Lokalparlament geht es ausdrücklich nicht darum, Kritik an der künstlerischen Gestaltung der Mauer entlang des Kreativquartiers zu üben, noch Anstoß an den Gestaltern bzw. Projektentwicklern zu nehmen. In großen Lettern stehen seit Kurzem auf rund 200 Meter Wandlänge entlang der Schwere-Reiter-Straße die Schlagwörter „Mut“, „Toleranz“, „Frieden“ oder auch der Satz „Schön, dass es dich gibt“. Für die Umsetzung hat die gemeinnützige Organisation „Dein München“ mit Jugendlichen zusammengearbeitet – ein Projekt also, das grundsätzlich die Fürsprache des BAs Neuhausen-Nymphenburg finden würde. Und doch hagelt es nun einen geharnischten Brief vom BA 9, adressiert an das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München (KT-KuT), die MGH und die Zuständigen im Kulturreferat. Darin erklärt das Gremium: Man habe die Gestaltung der Mauer „mit deutlicher Verärgerung und Irritation“ zur Kenntnis genommen. Der Bezirksausschuss hätte erwartet, dass man die Gestaltung mit einer derart gesellschaftspolitischen Aussage und der farblichen Gestaltung auf der über 200 Meter langen Wand im Vorfeld mit dem Gremium abgestimmt hätte.
„Belastet das Verhältnis“
Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) macht sich immer wieder für die Gestaltung des öffentlichen Raums stark, fördert und bezuschusst Kunst- und Kultur-Projekte. „Diverse Fußgänger-Unterführungen, Schulbauten und die Brückenpfeiler der Donnersbergerbrücke sind über die Jahre zur Gestaltung vom BA initiiert, kuratiert und finanziert worden“, heißt es jetzt im einstimmig verabschiedeten Brief an MGH, KT-KuT und Kulturreferat. Gerade erst hatte der BA die Gestaltung der Fassade am Leonrofhaus initiiert, wo seit wenigen Monaten der blaue Reiter an der Gebäudefront zu sehen ist. Der BA hatte im Vorfeld Künstler aufgerufen, sich zu melden, wenn sie die Wand bemalen, besprayen o.ä. wollten. Dann entschied eine Jury, in der u.a. BA-Mitglieder sowie Vertreter des Kreativlabors saßen, über die Auftragsvergabe. Ein ähnliches Prozedere hätte man sich nun auch bei der Gestaltung der Außenmauer gewünscht.
Dass der BA, als das ortskundige Bürgergremium im Viertel außen vor gelassen wurde, sorgt für Ärger und „belastet das Verhältnis zu den beteiligten Institutionen KT-KuT und MGH Abteilung Kultur- und Kreativflächen“, wie der BA erklärt.
An der Kommunikation zwischen KuK mit BA und Vertretern des Kreativlabors könnte sich jedoch künftig durch neuerliche Gespräche und auch eine geplante Stadtratsvorlage, die Mitgestaltungsmöglichkeiten der Akteuren des Kreativlabors berücksichtigt, verbessern.
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