Drei Engel für Bello & Co.
Tierschutzinspektoren: Im Einsatz gegen Quälerei
Judith Brettmeister, Georg Thomas und Stefan Heinrich sind die Retter nicht artgerecht gehaltener, verwahrloster und/oder leidender Tiere. Zu den Hauptaufgaben der drei Tierschutzinspektoren des Tierschutzvereins München zählt, jedem Hinweis auf Tierquälerei nachzugehen, bei Sicherstellungen durch Amtstierärzte anwesend zu sein und Tiere aus schwierigen Situationen wie z.B. Messie-Haushalten herauszuholen. Zudem helfen sie beim Einfangen von Fundtieren und fahren notfalls schwer kranke oder verletzte Tiere persönlich in die Tierkliniken. Das Dreigespann wird ergänzt durch die Mitarbeiterinnen Brigitte Mitterhuber und Andrea Bachmann.
"Aktuell gehen bei uns durchschnittlich zwei Anrufe am Tag (diesen Sommer waren es täglich sechs bis acht) aus der Bevölkerung ein. Jährlich rücken wir mehr als 2.000 mal aus, um uns die Situation vor Ort anzuschauen und zu beurteilen, ob der Hinweis korrekt war und tatsächlich eingegriffen werden muss", erklärt Judith Brettmeister, die seit Anfang Juni dieses Jahres als Teamleitung bei den Inspektoren tätig ist. Die Tierschützerin arbeitet vorwiegend im Innendienst, nimmt Meldungen über schlechte Tierhaltung entgegen und tauscht sich bei benötigter Hilfe mit dem Veterinäramt und dem Vollzug des Kreisverwaltungsreferats aus, rückt jedoch auch aus, wenn die Situation es erfordert.
"Oft keine Einsicht"
Sehr zum Bedauern der Tierschutzinspektoren sind nicht alle nachlässigen Besitzer einsichtig, wenn es um die Gesundheit und das Wohl ihrer Tiere geht. Zu sehr werde das Tier als Eigentum und nicht als Lebewesen mit Bedürfnissen und Gefühlen betrachtet. "Ist keine Kooperationsbereitschaft da, wird es kompliziert", seufzt Brettmeister. "Wir haben keine Verfügungsgewalt, also dürfen wir die Tiere nicht einfach beschlagnahmen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Halter beim Amtstierarzt zu melden. Nur dieser kann - notfalls mit polizeilicher Unterstützung - dem Besitzer die Tiere wegnehmen und uns übergeben." Als zunehmende Herausforderung für die Tierschutzbeauftragten und natürlich auch für das Tierheim nennt Judith Brettmeister den Haustiertrend hin zu Exoten. "Das Internet ist zu einer Tierhandelsplattform schlechthin geworden. Es werden immer außergewöhnlichere Tiere angeboten, die oft schon wegen klimatischer Verhältnissen nicht artgerecht gehalten werden können - geschweige denn vom Platz her!" Das Problem bestehe darin, dass im Falle einer Beschlagnahmung selbst das Tierheim nur schwerlich artgerechte Verhältnisse herstellen könne und auf den hohen Arzt- und Pflegekosten sitzenbleibe.
"Bitte nicht schweigen!"
Ohne die Mithilfe aufmerksamer Bürger könnten die Tierschutzinspektoren kaum Tieren in Not helfen, gibt Judith Brettmeister zu: "Wir sind darauf angewiesen, dass Nachbarn uns melden, wenn Besitzer ihre Haustiere nicht richtig versorgen. Darum kann ich nur appellieren: Bitte in solchen Fällen nicht wegsehen und schweigen!" Sie selbst habe schon viele traurige Tierschicksal miterlebt. Spurlos gehe das nicht an ihr vorbei, aber "auch wenn man in diesem Job viel Grausames mitbekommt: Ich weiß, dass ich im konkreten Fall etwas unternommen und geholfen habe. Das ist tröstlich und in meinen Augen 'richtiger' Tierschutz."
Wer eine Tierquälerei beobachtet, kann sich Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 16 Uhr unter Tel. (089) 921000-33 oder per Mail an inspektoren@tierschutzverein-muenchen.de an die Tierschutzinspektoren wenden. Notfalls kann auch das Veterinäramt München unter Tel (089) 23336313 verständigt werden. Angegeben werden sollten Name und Telefonnummer, die Anschrift des Tierhalters, die Tierart, die Form der Tierquälerei und die genauen Beobachtungen. "Falls es weitere Zeugen gibt, sollte uns auch deren Name und Telefonnummer vermittelt werden. Selbstverständlich werden die Namen der Hinweisgeber aus Datenschutzgründen nicht weitergegeben!", versichert Brettmeister. Eines möchte sie zum Schluss betonen: "Wir möchten Tieren in Not helfen, sind aber nicht für Nachbarschaftsstreitigkeiten zuständig! Daher bitte nur ernst gemeinte Hinweise durchgeben."
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