Dr. Wolfgang Heubisch, FDP
- geboren am 13. Juli 1946
- bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst
- geschieden, 3 Kinder
- gehört seit 2008 der Regierung Seehofer an
- erhielt 2003 das Bundersverdienstkreuz am Bande
- 2005 Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft
"Wir Liberale haben dem Freistaat seit 2008 einen Modernisierungsschub verpasst. Bayern steht so gut da wie noch nie in seiner Geschichte. Mit einer historisch niedrigen Arbeitslosigkeit, einem Haushalt ohne Schulen und einem erstmaligen Abbau des Schuldenstands, einem Höchststand an Studienanfängern, einer flexibleren Schulstruktur, einem flächendeckenden Ganztagsschulangebot und einer vier Mal so hohen Kinderbetreuungsquote."
Der Werbe-Spiegel, der Sendlinger Anzeiger und das SamstagsBlatt haben eine Politiker-Reihe, genannt „Aug' in Aug' mit der Politik“, ins Lebens gerufen, bei der sich Entscheidungsträger mit einem kurzen Statement zu einem bestimmten Thema äußern können.
Ist es sinnvoller die Rentenbeiträge zu senken oder die Rücklagen aufzustocken?
"Die FDP will die Bürger entlasten, deshalb werden die Beiträge zur Gesetzlichen Rentenversicherung ab Januar 2013 auf 18,9% gesenkt. Das ist der niedrigste Beitragssatz seit 1995! Damit entlasten wir Bürger und Unternehmen um über sechs Milliarden Euro."
Besitzen Sie einen Organspendeausweis?
"Ja, denn ich möchte im Ernstfall helfen, Menschenleben zu retten. In Deutschland stirbt alle acht Stunden ein Mensch auf Grund eines fehlenden Spenderorgans. Deshalb ist es so wichtig, dass der aktuelle Transplantationsskandal nicht zu einem Vertrauensverlust in die Medizin führt."
Bundeswehreinsatz an der syrischen Grenze – Einmischung oder Bündnissolidarität?
"Bündnissolidarität. Auch in der NATO müssen sich die Partner aufeinander verlassen können. Der Bundestag sollte aber unbedingt an der Entscheidung beteiligt werden."
Strebt Bayern zu Recht eine Klage gegen den Länderfinanzausgleich an?
„Ja, die Klage auf Initiative der bayerischen FDP ist richtig, weil das aktuelle System keine Anreize setzt und die soliden Länder bestraft. Wir sind solidarisch, wollen aber nicht, dass das Geld der bayerischen Steuerzahler in Berlin zum Fenster rausgeworfen wird.“
Sind Senioren überrepräsentiert?
„Ich selbst bin ja der älteste Minister im Kabinett und finde es toll, wenn sich ältere Menschen engagieren. Das gilt für die Politik ebenso wie für jeden ehrenamtlichen Einsatz. Als liberaler Wissenschaftsminister ist mir sehr daran gelegen, den Senioren ein Studium zu ermöglichen, denn lebenslanges Lernen hilft, dauerhaft fit zu bleiben.“
Gewalt gegen Frauen: Sollte der Staat mehr Geld in Präventionsmaßnahmen investieren?
„Leider ist dieses Problem zu komplex, als dass man die Frage mit wenigen Sätzen beantworten könnte. Gewalt gegen Frauen ist leider ein sehr aktuelles Thema, dem sich Politik und Gesellschaft stellen müssen. Um betroffenen Frauen zu helfen, unterstützt die Staatsregierung die Frauenhäuser und Notruftelefone mit jährlich 1,4 Millionen Euro. Die bayerische FDP setzt sich dafür ein, die Kapazitäten in diesen Einrichtungen zu erweitern.“
Was erwarten Sie von Papst Franziskus?
„Ich freue mich über die Wahl eines außereuropäischen Papstes. Ich wünsche mir von ihm, dass er die katholische Kirche endgültig ins 21. Jahrhundert führt. Das betrifft insbesondere die Rolle der Frauen in der Kirche, aber auch den Umgang mit Homosexualität und Verhütung."
Ist der Entertainer Stefan Raab ein angemessener Moderator für das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück?
„Man sollte ihm auf jeden Fall eine faire Chance geben und nicht immer vorher schon alles schlecht reden. Er kann auf jeden Fall frischen Wind in die Diskussion bringen und wie mit seiner Sendung „Absolute Mehrheit“ eine neue Zielgruppe für politische Sendungen ansprechen. Natürlich darf das TV-Duell durch Raab nicht zum Klamauk werden, aber ich halte ihn für seriös genug, diese Bühne nicht zur Selbstdarstellung zu nutzen.“
Haben Sie mit Ihren Eltern, Großeltern oder Verwandten über die NS-Zeit und den 2. Weltkrieg gesprochen?
„Detailliert wurde darüber eigentlich nie gesprochen, sondern nur ganz allgemein darüber, was für eine schwere Zeit das damals gewesen ist.“
Soll die Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen ausgeweitet werden?
„Ich bin gegen die Ausweitung der Videoüberwachung, weil ich nicht möchte, dass irgendwann jeder Schritt jedes Bürgers aufgezeichnet wird. Benjamin Franklin hatte Recht: Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren! Wir Liberale wollen mehr Sicherheit ohne Überwachung. Deshalb haben wir die Anzahl der Polizisten in Bayern erhöht, damit gerade an den Brennpunkten eine stärkere Präsenz möglich ist.“
Welches Buch würden Sie anderen weiterempfehlen?
"Ich lese derzeit von Peter Merseburger die Biographie 'Theodor Heuss. Der Bürger als Präsident', die sich ganz besonders mit seinem Leben vor und während des Dritten Reiches auseinandersetzt. Außerdem habe ich von Eckhard Henscheid das Buch 'Verdi ist der Mozart Wagners' auf dem Nachttisch liegen. Die richtige Lektüre zum 200. Geburtstag von Wagner und Verdi, ein echter Henscheid."
Mangelnde KiTa-Plätze: Was möchten Sie in Ihrem Stadtteil/Stimmkreis konkret unternehmen, um Betreuungsplätze zu schaffen?
"Gemeinsam mit der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag habe ich mich in den vergangenen viereinhalb Jahren für den Ausbau der Kinderbetreuung eingesetzt und erreicht, dass Bayern vom Schlusslicht bei den Betreuungsangeboten in die Spitzengruppe vorgerückt ist. Zuletzt haben wir im Bildungsfinanzierungsgesetz eine große Qualitätsoffensive beschlossen. Ich hoffe, dass die Stadt München in Zukunft das gleiche, dringend gebotene Engagement an den Tag legt."
Sprachreformen an der Uni Leipzig: Ist die Einführung ausschließlich weiblicher Titel sinnvoll?
„Ich halte davon gar nichts. Dieser Unsinn hat auch nichts mit Frauenförderung zu tun, denn die setzt bei den wirklichen, leider für viele Frauen existierenden Problemen an. Daher haben wir Liberale den Ausbau der Kinderbetreuung in Bayern vorangetrieben und so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert. Ich will, dass Frauen überall die gleichen Chancen haben, aber dafür brauchen wir weder Quoten noch Verunstaltungen unserer Sprache.“
Sind Sie zufrieden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in München?
„Ich bin grundsätzlich zufrieden. Baustellen sind zwar ärgerlich, aber nicht zu vermeiden, wenn wir das Netz gut in Schuss halten wollen. Das wichtigste Projekt für die Zukunft ist die zweite Stammstrecke, denn die S-Bahn ist heute schon völlig überlastet. Außerdem kann ich mir die Verlängerung der U5 bis Pasing und der U6 bis Martinsried gut vorstellen. Darüber hinaus sollten auf einigen Linien Taktverdichtungen in den Stoßzeiten geprüft werden.“
Hand aufs Herz - 16 ehrliche Antworten von Wolfgang Heubisch
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