Die Wärmenetze verbinden
München und Pullach kooperieren bei der Geothermie
Die Stadtwerke München (SWM) und die Innovative Energie für Pullach (IEP) wollen im Bereich der Geothermie kooperieren. Eine entsprechende Absichtserklärung ist am Freitag im Beisein der Pullacher Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund unterzeichnet worden. Unter anderem wollen beide Partner in naher Zukunft ihre Wärmenetze verbinden und so die Möglichkeit schaffen, Fernwärme auszutauschen.
Helge-Uve Braun (SWM) erklärte: "Für die SWM bedeutet diese Zusammenarbeit einen weiteren Schritt hin zu unserem Ziel, München bis 2040 zur ersten deutschen Großstadt zu machen, in der Fernwärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.“
Die IEP wiederum könne durch den Netzzusammenschluss ihre Geothermieanlage besser ausnutzen und nicht benötigte Wärme ins Netz der SWM einspeisen. Bei Wartungsarbeiten könne die IEP die benötigte Wärme aus dem Netz der SWM beziehen und somit möglicherweise ganz auf die Unterstützung durch fossile Energieträger beim Betrieb der Anlage verzichten. "Neben dem ökologischen Effekt würde das die Wirtschaftlichkeit der Pullacher Geothermie weiter verbessern", sagte IEP-Geschäftsführer Helmut Mangold, "das ist ein klassischer Fall von Synergie."
Die IEP könne dann sowohl im Sommer als auch im Winter Wärme an die SWM liefern und somit im Jahresdurchschnitt etwa das Doppelte ihrer derzeit erzeugten Menge absetzen. Durch die im Frühjahr 2011 erfolgreich durchgeführte dritte Geothermiebohrung und die damit erfolgte Kapazitätserweiterung sei sowohl ein weiterer Ausbau der Pullacher Wärmeversorgung als auch eine Wärmelieferung an den Partner München möglich.
Gemeinsam weitersuchen
Das zweite Feld der beabsichtigten Kooperation betrifft die gemeinsame Suche nach Thermalwasservorkommen südlich von Pullach und deren spätere Erschließung. Anfang 2018 sollen zusammen mit der Erdwärme Grünwald (EWG) seismische Untersuchungen folgen, um weitere Thermalwasserquellen zu finden.
Da Thermalwasser pro 100 Meter Tiefe um rund drei Grad heißer wird und die Vorkommen südlich von Pullach deutlich tiefer liegen als unter dem Stadtgebiet München, rechnet man im zu untersuchenden Gebiet mit Fördertemperaturen von über 120 Grad – im Gegensatz zu rund 90 Grad in München. „Bei vergleichbaren Bohrkosten würde diese Temperaturdifferenz rund die doppelte Energieausbeute einer Bohrung in München liefern und die Partner damit auf dem Weg zur Energiewende weiter voranbringen“, so Helge-Uve Braun, „noch dazu mit einer sehr guten Wirtschaftlichkeit.“
Ökonomische Vorteile sieht auch Helmut Mangold für die IEP: „Neben der steigenden Versorgungssicherheit durch weitere Bohrungen würden diese auch den Betrieb unserer Geothermieanlage noch wirtschaftlicher machen und die Investition der Gemeinde über Generationen hinweg absichern.“
Sowohl Mangold als auch Braun betonten, dass die Kooperation grundsätzlich auch anderen Kommunen offenstünde. „Der Klimawandel ist grenzenlos, also sollten auch die Anstrengungen für den Klimaschutz grenzenlos sein“, so Mangold. „Die interkommunale Zusammenarbeit im Raum München bietet sich durch die Vielzahl der Projekte und der Entwicklungsmöglichkeiten sowie das mittlerweile reichlich vorhandene Knowhow geradezu an.“
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