Die „Stehauf-Männle“
Ursula Männle, Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung
Mit 17 Jahren ....
… wollte ich Mathematik studieren. Und was daraus geworden ist: An meinem Gymnasium unterrichtete Schwester Columba, die meinte: „Politik ist unweiblich!“ Das hat mich angestachelt, mich für Politik zu interessieren. So habe ich dann nach dem Abitur Soziologie, Politikwissenschaft und neuere Geschichte studiert. Davor und währenddessen habe ich mich politisch engagiert, im RCDS, in der JU, der CSU und später der FU. Nach dem Studium wollte ich eigentlich gerne in der Entwicklungshilfe arbeiten. Dort wurde ich aber abgelehnt, da ich weder Ärztin, Hebamme noch Krankenschwester war. Und so wurde ich zunächst wissenschaftliche Assistentin an der Akademie für Politische Bildung und später Professorin an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen. Eigentlich wollte ich nie „unterrichten“. Dennoch hat mir gerade diese Arbeit immer großen Spaß gemacht.
In der Politik wurde ich bei Positionen und Mandaten mehrmals übergangen. Ich habe einmal scherzhaft gesagt, dass Frauen nur über die „Leichen der Männer“ in der Politik etwas werden: Nämlich dann, wenn einer stirbt und dadurch ein Platz frei wird. Ich war Nachrückerin auf der Bundestagsliste, zwei männliche Abgeordnete starben und so zog ich dann 1979 zum ersten Mal in den Bundestag ein. 1980 war’s aber schon wieder vorbei. Nach diesem einem Jahr war ich mir aber sicher: Politik ist wirklich meine Passion.
Weil ich immer nur etappenweise im Bundestag bzw. Landtag war und auch als Staatsministerin nur relativ kurz im Amt, war ich froh, dass ich auch außerhalb der Politik einen Beruf ausüben konnte. Das halte ich nach wie vor für wichtig, genauso wie einen langen Atem. Denn wenn man etwas wirklich will, muss man dafür kämpfen. Die SZ hat mich vielleicht auch deswegen mal als „Stehauf-Männle“ beschrieben. Einen wichtigen Teil meiner politischen Agenda habe ich vor allem den Frauen gewidmet. Frauen müssen sich in der Politik engagieren, schließlich machen sie die Hälfte der Bevölkerung aus. Und als Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung mit ihrem wichtigen Auftrag zur Politischen Bildung schließt sich dann auch der Kreis zu meiner Ausbildung.
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