Die Städte für ihre Bewohner erhalten
Symposium zum Thema Grundrecht Wohnen
Die Stiftung "Weiter-Denken. Protestantische Kultur und Stadtgesellschaft" lädt am Dienstag, 7. Mai, zu einem Symposium zum Thema Grundrecht Wohnen ein. Der Titel der Veranstaltung lautet "Weil gutes Wohnen Recht ist. Wer investiert in soziale Verantwortung?". Beginn ist um 18 Uhr im Haus der Architektur (Waisenhausstr. 4).
Neue soziale Frage
Wohnen hat sich in den Metropolen zur neuen sozialen Frage entwickelt. Nachdem seit den 1990er Jahren die Lösung der Wohnraumbeschaffung mehr und mehr an den Markt übergeben wurde, wird heute deutlich, dass hier zunehmend konkurrierende Interessen aufeinander prallen: Es geht um den Grundkonflikt zwischen Wohnung als unabdingbarem Gebrauchsgut und Wohnung als Kapitalanlage.
Der Wachstumsdruck auf die Städte hat, zusammen mit den Folgen der Finanzkrise und der verstärkten Investition in Immobilien, eine Situation ausgelöst, die in den letzten Jahren eskaliert ist. Der Bodenwert steigt rapide, Boden und Wohnraum werden knapp und ein Verdrängungswettbewerb hat begonnen. Es geht daher darum, Städte für ihre Bewohner zu erhalten.
Klare Position
Die Stadt in ihrer Tradition als Ort der gesellschaftlichen Vielfalt ist in Gefahr. Das haben auch die Planer erkannt, und positionieren sich, wie der Bund der Deutschen Architekten, klar gegen eine marktkonforme, rein auf Kosten und Zahlen ausgerichtete Architektur und Stadtplanung. Denn die Gesetze des Marktes können eine Debatte über Werte und wichtige Grundfragen des menschlichen Daseins nicht ersetzen.
In dieser Situation besinnen sich Städte und Bürgerinitiativen erneut auf Aussagen des Grundgesetzes und auch der Länderverfassungen zur Gemeinwohlorientierung von Grund und Boden. Fragen einer neuen Gemeinnützigkeit werden heute ebenso diskutiert wie die Abschöpfung leistungsloser, durch öffentliche Planung und Infrastrukturinvestitionen ausgelöster Bodenwertsteigerungen.
Blick nach Wien
Der suchende Blick geht nach Wien, der Stadt, die die längste und entschiedenste Tradition gemeinnützigen Wohnungsbaus hat und diese gerade mit einer neuen Bauordnung aktualisiert und verstärkt. Der erschrockene Blick richtet sich auf Berlin, in der eine Bürgerinitiative die "Enteignung" großer Immobilienkonzerne fordert und sich dabei auf das Grundgesetz und die Berliner Verfassung beruft.
Welche neuen Maßnahmen werden heute deutschland- und europaweit in den großen Städten diskutiert? Was können sie leisten? Fragen wie diese werden auf dem Symposium gestellt. Die Begrüßung übernehmen Anna Hanusch (Vorsitzende des Stiftungsrates) und Lydia Haack (Vorsitzende des Bundes Deutscher Architekten Bayern). Es diskutieren: Peter Kraus (Landtagsabgeordneter in Wien, Vorsitzender des Gemeinderatsausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung), Stephan Reiß-Schmidt (ehem. Leiter der Stadtentwicklungsplanung bei der LH München, Münchner Initiative für ein soziales Bodenrecht), Rouzbeh Taheri (Initiative "Spekulation bekämpfen – Deutsche Wohnen & Co enteignen") sowie Susanne Wartzeck (Präsidium des Bundes Deutscher Architekten). Moderiert wird die Veranstaltung von Christiane Thalgott (ehemalige langjährige Stadtbaurätin der LH München).
Anmeldung und Infos
Anmeldungen werden erbeten an: Stiftung Weiter-Denken c/o Evangelische Stadtakademie München, per Mail an info@evstadtakademie.de, oder telefonisch unter (089) 5490270. Weitere Infos unter www.stiftung-weiter-denken.de im Internet.
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