Die neue Ukraine
Schmerz und Hoffnung: Künstler schaffen Werke über ihre Heimat
"Meine Ukraine – Schmerz und Hoffnung" lautet der Titel einer Ausstellung, die noch bis Donnerstag, 29. August, in der Hanns-Seidel-Stiftung (Lazarettstr. 33) zu sehen ist.
2018 hat die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) ein Projekt in der Ukraine zur Kunst im vorpolitischen Raum durchgeführt. 16 junge ukrainische Künstlerinnen und Künstler waren eingeladen, in einem einwöchigen Workshop Werke zum Thema "Meine Ukraine – Schmerz und Hoffnung" zu schaffen. Die Wahrnehmung junger Künstler zur neuen Ukraine sollte so festgehalten werden. Die Teilnehmer brachten ihre persönliche Geschichte, ihre Prägungen, Erinnerungen und Erfahrungen der postsowjetischen Vergangenheit ein, verarbeiteten aber auch aktuelle westliche Impulse. Gleichzeitig sind ihre Arbeiten von zahlreichen Brüchen im Land und ihren eigenen Biografien geprägt. Daneben war Ziel des Projekts, einen Zugang zur Identitäts- und Wertediskussion unter Jugendlichen zu schaffen.
Mit den so entstandenen Werken sind bereits mehrere Ausstellungen in der Ukraine erfolgt, eine Dauerausstellung schmückt das zentrale Bürger-Dienstleistungs-Büro in Kiew. Während der Ausstellung der Werke in der Port-Creative-Hub Galerie in Kiew entstanden Film- und Bilddokumentationen und ein Ausstellungsverzeichnis.
Wende und Konflikt
"Ungewöhnlich" nannte die Stiftungsvorsitzende Prof. Ursula Männle dann auch Projekt und Ausstellung bei der Vernissage von Reproduktionen der Werke. "Unsere politischen Berichte und Analysen, Konferenzen und Delegationen sind voller Fakten und Informationen. Allerdings fehlt hier das Gefühl, was es heißt, in einem Land zu leben, das einerseits seine demokratische Wende feiert, anderseits aber mit dem Konflikt um die Krim belastet ist. Um auch dieses Gefühl einer emotionalen Ambivalenz zu vermitteln, sich diesem über die Kunst zu nähern, haben wir dieses Projekt gemacht und wollen Sie gerne daran teilhaben lassen – Schmerz und Hoffnung zugleich. Wir brauchen diese Werke, um über sie Zugang zur Wertediskussion in der Ukraine zu finden."
Miteinander reden
Der ukrainische Generalkonsul Yuriy Yarmilko bezeichnete das Projekt als "Kulturdiplomatie", das die Beschäftigung mit seinem Land über ein neues Format ermögliche. Künstlerin Marichka Yurchak definierte das Kunstprojekt als "Mittel zur Untersuchung unseres heutigen Lebens" und "Möglichkeit der Therapie, die heutige Welt mit anderen Augen wahrzunehmen". Künstler Roman Khrushch hob das soziale Element des Zusammenwirkens hervor, und Künstlerin Maryana Kosyka dankte der Stiftung für das Projekt, das ambitionierte und talentierte junge Künstlerinnen und Künstler zusammengebracht habe. Daniel Seiberling, HSS-Projektleiter in der Ukraine, sagte, dass das Projekt als Austausch-Medium sein wichtigstes Ziel schon erreicht habe: miteinander zu reden, statt übereinander.
Die Kunstwerke sind noch bis Donnerstag, 29. August, jeweilsvon 10 bis 17 Uhr, am Donnerstag von 10 bis 12 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei!
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