„Die jungen Leute leisten eher mehr als weniger“
Was ist ein Schulabschluss während der Corona-Pandemie wirklich wert?
Wir müssen unbedingt verhindern, dass an den Schülerinnen und Schülern, die in diesem Jahr ihren Abschluss machen, ein Makel hängenbleibt. Das wäre alles andere als fair und überhaupt nicht gerechtfertigt. Diese jungen Leute haben eher mehr als weniger geleistet. Selbst wenn in dem ein oder anderen Fach das Detailwissen nicht ganz so tief ist wie es das bayerische Leistungsethos vorsieht. Die große Leistung ist doch, dass sie sich in einer weltweiten Krise, einer Pandemie wie wir sie vorher noch nie erlebt haben, enorm wichtige Kompetenzen angeeignet haben: Arbeitsorganisation, Selbstmotivation, Durch¬halte¬vermögen, um nur einige zu nennen. Deshalb ganz klar – ein Abschluss in diesem alles andere als normalen Schuljahr ist mindestens so viel wert wie in den Jahren davor oder danach.
Wie beurteilen Sie die Ausbildungs- und Zukunftschancen der "Corona-Generation?
Aus meiner Sicht haben diese jungen Menschen genau aus diesem Grund gute Ausbildungschancen und Zukunftsperspektiven. Und eigentlich möchte ich ihnen auch gar nicht das Etikett „Corona-Generation“ verpassen, weil wir sie damit auf diesen Aspekt reduzieren würden. Auch in einem Studium, einer Ausbildung oder später im Beruf gibt es Zeiten, wo nicht alles nach Plan läuft, in denen man sich durchbeißen muss. Unternehmen brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gelernt haben, mit Veränderungen und Herausforderungen umzugehen. Die Lösungswege suchen und ihre Ressourcen mobilisieren können und nicht den Kopf in den Sand stecken. Diese Resilienz, diese Widerstandsfähigkeit haben sie in der Corona-Zeit trainiert. Das wird ihnen auch in ihrem späteren Ausbildungs- und Berufsleben zugutekommen.
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