"Die gegenseitige Unterstützung gehört zum Geist unserer Schule"
Ein Interview mit der Schulleiterin Cornelia Kripp-Renz und dem 2. Konrektor Christian Albrecht der inklusiven Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein
Liebe Frau Kripp-Renz, lieber Herr Albrecht, Corona hat auch die inklusive Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein fest im Griff. Wie wirkt sich die Situation auf Ihre Schule aus?
Cornelia Kripp-Renz und Christian Albrecht: Wir sind eine staatlich genehmigte Schule und damit gelten für uns alle staatlichen Regelungen und Vorgaben genauso wie für jede andere bayerische Schule: Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung, Abstand halten, häufiges Händewaschen und Lüften.
Wir sind eine inklusive Schule für Kinder und Jugendliche mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Die größte Herausforderung in Zeiten der Pandemie ist für uns, auch die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu erreichen. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um mit allen Kindern und Jugendlichen in Zeiten von Teilschulschließungen und Quarantäneregelungen in Kontakt zu treten und gleichzeitig Individualität zu gewährleisten? Welche Methoden und Tools können Lehrkräfte entwickeln und anwenden, um das Lernen aller Schülerinnen und Schüler in Zeiten der Pandemie zu ermöglichen?
Unsere Lehrkräfte arbeiten hier eng zusammen und sind in einem kontinuierlichen Dialog, um dem Schulalltag im Zeichen der Pandemie gerecht zu werden. Das klappt hervorragend! Diese Zusammenarbeit stärkt unseren Zusammenhalt.
Mit der Teilnahme am bundesweiten Projekt B-FAST (Bundesweites Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu Covid-19 Anwendungsbereich Schulen und Kitas, Anm. d. Red.) wollen wir dazu beitragen, die Schließung von Kitas und Schulen in der Coronavirus-Pandemie zu verhindern. Fast alle Schülerinnen und Schüler und fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen bei den regelmäßigen Testungen mit. Wir freuen uns, dass wir damit einen Beitrag für die Gesellschaft leisten können.
Die Aktion Sonnenschein besitzt das einzige Beratungszentrum mit Schwerpunkt Montessori-Pädagogik und Inklusion in ganz Bayern. Ist hier während der Coronazeit die Nachfrage und das Bedürfnis nach Unterstützung gestiegen?
Wir haben derzeit sehr viele Beratungsanfragen, vor allem aber auch Anfragen für Schulplätze in allen Jahrgangsstufen. Sicherlich belasten Schulschließungen sowie Kontaktbeschränkungen die Kinder und Jugendlichen. Nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder erleben die Corona-Krise als eine Ausnahmesituation und empfinden sie vielfach als verstörend oder gar bedrohlich. Es ist nun unsere Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler bei der Bewältigung dieser Erlebnisse zu begleiten und zu unterstützen.
Die Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein ist eine Schule mit Kulturprofil, Kreativität spielt eine besondere Rolle. Haben Sie trotz Corona etwas in Planung?
Alle wichtigen Projekte zur Berufsvorbereitung gehen weiter. Auch in diesem Jahr konnten wir für die Jugendlichen der 9. Klassen einen Drechsel-Workshop anbieten.
Wir haben am 20.11.2020 am bundesweiten Vorlesetag teilgenommen und regelmäßig kommt ein Vorleser mit wunderbaren Geschichten in unsere Klassen.
Unser Mon-Theater findet im Online-Format statt. Erste Ergebnisse sind bald auf unserer Homepage zu sehen.
Unsere alljährliche Weihnachtspäckchen-Aktion der Gruppe „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ konnte auch dieses Jahr stattfinden. Die Eltern und Schülerinnen und Schüler unserer Schule beteiligten sich mit über 200 liebevoll gepackten Weihnachtspaketen, die an bedürftige Kinder und Jugendliche in und um München verteilt werden, wie z.B. an Kirchengemeinden oder den Verein IGePS (Interessen Fairtretung Gesundheit, Pflege und Soziales, Anm. d. Red.). Wir freuen uns, dabei helfen zu können, Kinderaugen zum Strahlen zu bringen.
Wie ist es um die Personalsituation bestellt, wenn Lehrer oder Schüler positiv getestet wurden oder als Kontaktpersonen in Quarantäne mussten?
Alle herausfordernden Vertretungssituationen bewältigen wir gemeinsam mit höchster Flexibilität und größter Einsatzbereitschaft. Interne Ressourcen sind in Krisenzeiten nötiger als sonst, um eine gesundheitsförderliche Lernumgebung für alle zu schaffen. Das gute Miteinander und die gegenseitige Unterstützung gehören zum Geist unserer Schule. Wir sind eine große Schulfamilie!
Wie wirken sich die Corona-Maßnahmen auf das inklusive Lernen und das Miteinander aus?
Auch in Zeiten von Corona versuchen wir, unseren gemeinsamen Alltag lerndienlich zu gestalten. Wir halten zusammen und sind im Dialog mit den Lernenden. Unsere Arbeit fußt auf einem ganzheitlichen Menschenbild und zielt auf die Entwicklung des ganzen Menschen mit Herz, Kopf und Hand. „Das innerste Problem unserer Pädagogik besteht darin, jedem Kind das zu geben, was seine Gegenwart jeweils verlangt.“ (Maria Montessori)
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