"Die ganze Welt ist Bühne"
Über Schein und Sein in der Kunsthalle München
Ist Realität nichts als Inszenierung? Sind wir nur Schauspieler in unserem eigenen Leben? In einer Zeit, in der soziale Netzwerke unsere Gesellschaft regelrecht zur Selbstdarstellung treiben, gibt es da überhaupt noch diese "eine" Realität?
In der Kunsthalle München stellt die Ausstellung "Inszeniert – Spektakel und Rollenspiel in der Gegenwartskunst", in Kooperation mit der Sammlung Goetz, diese Fragen: Die Ausstellung versammelt nahezu 90 Werke, von Fotografie über Medienkunst bis zu Installationen, die thematisieren, wie Illusionen entstehen und welche Strategien Künstler verwenden, um sich und ihre Welt zu inszenieren. Matthew Barney, Stan Douglas und Nan Goldin sind nur einige wenige der mehr als 20 namhaften internationalen Künstler, die sich mit dem Illusionismus der Bühne und der Bedeutung des Zuschauers auseinandersetzen und ganz grundlegende Fragen nach Identität und Rollenmodellen stellen.
Andere Künstler wie Hans-Peter Feldmann, mit seinem Schattentheater aus Spielzeug- und Nippesgewimmel, oder Hans Op de Beeck, bei dem sich Plastikflaschen zu Hochhäusern auftürmen, faszinieren gerade durch den Kontrast: Sie deillusionieren, legen die eigene Inszenierung offen und lassen den Zuschauer dadurch hinter die Kulissen blicken.
Inszenierung. Illusion. Deillusion. Abnormalität. Verwandlung. Identität. Die zwischen 1972 und 2013 entstandenen Exponate bilden einen Querschnitt des Wechselspiels zwischen Kunst und Bühne der Gegenwart. "Die ganze Welt ist Bühne; und alle Frauen und Männer sind bloße Spieler", philosophierte William Shakespeares schon 1599. In der Kunsthalle München (Theatinerstraße 8) kann man bis 6. November die Wahrheit dieser Sätze für sich ergründen und sein eigenes Verständnis von Realität definieren.
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