Die Balkantage 2012
Eine Frau kämpft für Gerechtigkeit und Integration
Vom 13. bis 18. November werden in München wieder die Röcke gerafft, Folklore getanzt, und eifrig Pita gebacken. Denn: Die Balkantage sind zurück! Initiiert von der Hilfsorganisation "Hilfe von Mensch zu Mensch e.V." wird die erfolgreiche Zusammenarbeit und Integration der aus dem Balkanraum stammenden Menschen in ganz Bayern und insbesondere München zelebriert. In drei verschiedenen Räumlichkeiten wird wieder getanzt, geschmaust, gelacht und gefeiert. Und das bereits zum sechsten Mal mit großem Erfolg.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen Vorträge, Lesungen, kulturelle Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen zu historischen, politischen und wissenschaftlichen Themen rund um den Balkan. Zudem werden Bazare ausgerichtet, traditionelle Tänze vorgeführt, Konzerte veranstaltet und wunderbar kulinarische Köstlichkeiten verspeist. Auch sehr zu empfehlen sind die Balkanfilmtage: Hier wird eine Auswahl an preisgekrönten Filmen von und über den Balkan gezeigt, wie z.B. „In the Land of Blood and Honey” von Angelina Jolie. Dabei geht es um eine junge Liebe, die sich in der Zeit des bosnisch-serbische Bürgerkrieges bewähren muss. Vom 13. bis 18. November darf man es sich im Gabriel Filmtheater gemütlich machen und sich von der balkanischen Kultur verzaubern lassen.
Aus Herzblut geboren
Doch die Balkantage wären nicht entstanden ohne Sadija Klepo, die Gründerin des Vereins "Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.", die von klein auf von einer Sache überzeugt war: Die Menschen zu vereinen, egal woher sie kommen und was sie für eine Vergangenheit haben. Sie selber stammt aus Bosnien und ist 1992 aus dem Kriegsgebiet mit ihrem Ehemann und den drei Kindern geflohen. Wenn einer weiß, wie man sich fühlt, in ein fremdes Land zu kommen, ohne Orientierung und ein Fünkchen Hoffnung, dann sie.
"Ein Flüchtling ist ein Mensch ohne Persönlichkeit", so Sadija Klepo, die 1954 in Jablanica in Bosnien-Herzegowina geboren wurde und als Diplomjournalistin nach Deutschland kam. In ihrer Asyl-Unterkunft angekommen, machte sich die 38-Jährige sofort wieder auf die Socken, denn auf die faule Haut legen, kam für Sadija Klepo nicht in Frage. Also macht sie sich auf den Weg, weg von ihrer Notunterkunft im damaligen Westerwald, hinein in den nächsten Zug in die Gemeinde Windeck. Mit dem Satz "I'm a refugee, I want to do!" bietet sie dem damaligen Bürgermeister ihre Unterstützung an. Im Oktober 1992 gründete sie dann den Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch e.V." und ist seit jeher die Anlaufstelle für alle Heimatlosen und Vertriebenen.
20-jähriges Jubiläum
In seiner 20-jährigen Geschichte hat sich der Verein von einer Hilfsinitiative für bosnische Flüchtlinge zu einer über die Grenzen Europas hinaus reichenden humanitären Organisation entwickelt. Was 1992 mit Spendenaufrufen und Hilfstransporten begann, ist heute ein vielfältiges und weit verzweigtes Netzwerk mit Aktivitäten für Kinder, Jugendliche, Familien und ältere Menschen. 20-jähriges Jubiläum feiert der Verein dieses Jahr. Und die Zahl der Asyl-Suchenden nimmt täglich zu. Pro Monat flattern mehr als 100 Fälle in die Asylberatung des Vereins, mehr als Hunderte befinden sich in der Erstaufnahmestelle und in der Krippe werden über 100 Kinder betreut.
Für mehr Zusammenhalt
Sadija Klepo hat klare Vorstellungen, wie ein Emigrant in die Gesellschaft eingegliedert werden müsse: "Sprache ist der erste Schritt zur Integration! Denn wer die deutsche Sprache nicht beherrscht, fühlt sich wie ein Gefangener seiner selbst." Ob noch etwas in puncto Eingliederung getan werden kann? Ja, sagt Sadija Klepo: "Jeder redet heutzutage von bürgerschaftlichem Engagement, aber keiner macht mehr was." Der Zusammenhalt fehle. Das, was in ihrem Land eine Selbstverständlichkeit sei, sei bei uns eine Rarität. Im Krieg sehe man, was im Leben wirklich wichtig ist, so Sadija Klepo. Was sich die Journalistin für die Zukunft wünscht, ist klar: Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und für die Rechte der Flüchtlinge eintreten. Chancengleichheit, Aufnahme und Verbundenheit!
Der Eintritt für die Balkanfilmtage beträgt regulär 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Der Festivalpass kostet 25 Euro. Die Bazare, Tanzvorstellungen, Vorträge, etc, sind kostenlos. Weitere Informationen zu den Balkantagen sowie eine Übersicht über das Programm gibt es unter www.balkantage.org. Tickets für die Konzerte können u.a. bei München Ticket gesichert werden.
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