Der Tunnel, die Luft und ein Halleluja
Erste Messergebnisse der Schadstoffbelastungen rund um Luise-Kiesselbach-Platz liegen vor
Die Hartnäckigkeit des Bezirksausschusses (BA) 7 hat sich ausgezahlt: In der vergangenen BA-Sitzung wurden erste Ergebnisse der Schadstoffmessungen rund um den Luise-Kiesselbach-Platz vorgestellt. BA-Mitglied Alfred Nagel entlockte diese Tatsache ein freudiges "Halleluja!".
Sechs Monate an acht Stellen
Es sind erste, vorläufige Zahlen, die das städt. Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) dem Gremium präsentierte. Gemessen wurde im Zeitraum von 3. Januar bis 30. Juni dieses Jahres an insgesamt acht Stellen. Der Halbjahresmittelwert lag beim Feinstaub dabei zwischen 21 und 23 Mikrogramm pro Kubikmeter, beim Stickstoffdioxid zwischen 26 Mikrogramm pro Kubikmeter an der Garmischer Straße und 39 Mikrogramm pro Kubikmeter am Heckenstaller Park. Der gesetzliche Grenzwert liegt in beiden Fällen bei - höheren - 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Einen Einschnitt gab es bei der Feinstaubbelastung: Hier wurde der Grenzwert an 10 bis 14 Tagen überschritten.
Ursprünglich sollte es erste Ergebnisse erst im Sommer kommenden Jahres geben. Das hatte für dicke Luft im BA gesorgt, der sich damit nicht abfinden wollte. "Es ist uns und unseren Bürgern ein großes Anliegen, zu erfahren, wie es an den Autobahnzufahrten mit der Belastung bestellt ist", hatte BA-Vorsitzender Günter Keller bereits in der Juli-Sitzung gesagt. Und: "Wir können unseren Bürgern hier draußen nicht zumuten, noch zehn Monate zu warten." Die BA-Mitglieder hatten deshalb einstimmig die Bekanntgabe der Monatsmittelwerte gefordert. Nun liegen ihnen die Halbjahresmittelwerte vor, die laut RGU aussagekräftiger seien.
"Nicht so dramatisch wie befürchtet"
"Ich bin froh, dass die gemessenen Schadstoffwerte des ersten halben Jahres nicht so dramatisch ausfielen, wie es nach den früheren Berichten zu befürchten war. Aber Entwarnung bedeuten diese Werte noch nicht", so Günter Keller. "An manchen Stellen im Stadtbezirk liegen die Werte nur knapp unter den Schwellwerten. Wir müssen nun das zweite Halbjahr abwarten – hier haben wir den Haupt-Urlaubsverkehr und die Nebel-Wetterlagen und wir können nur hoffen, dass sich die Werte nicht verschlechtern." Und das RGU weist darauf hin, dass sich das Ergebnis der Messungen auf das direkte Umfeld des Tunnels beziehe. Die "Entwarnung" könne nicht generell auf München übertragen werden.
Der BA müsse an dem Thema dran bleiben und dafür sorgen, dass die Bürger gut informiert werden. "Und nicht zuletzt müssen wir dafür sorgen, dass die tägliche Verkehrslawine nicht immer weiter zunimmt, sondern Stadt und Land müssen den Pendlern bessere Anreize geben, auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen", fordert Keller.
"Münchner Umweltzone weiterentwickeln"
"Die Zwischenergebnisse der Messungen am Luise-Kiesselbach-Platz haben ergeben, dass der Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid voraussichtlich eingehalten wird. Bei den Feinstaubwerten sieht es noch besser aus, hier ist die Wahrscheinlichkeit noch höher, dass sie eingehalten werden. Der Tunnel und die weiteren Baumaßnahmen haben somit eine lokale Verbesserung für die Luft erreicht", bewertet Münchens Umweltreferentin Stephanie Jacobs die Ergebnisse. "Für die Gesamtsituation in München sind aus meiner Sicht zwei Aspekte entscheidend: Die Autohersteller müssen endlich die Diesel-Fahrzeuge im Echtbetrieb sauber kriegen und der Bund muss seine Plakettenverordnung novellieren, so dass wir die erfolgreiche Münchner Umweltzone weiterentwickeln können", so Stephanie Jacobs weiter.
Das positive Zwischenergebnis der Messungen sei auf den Tunnel selbst und auf die weiterführenden baulichen Maßnahmen im Umfeld des Tunnels zurückzuführen, wie etwa Schallschutzwände. Diese würden sich ebenfalls auf die Ausbreitung der Luftschadstoffe auswirken, die von den Autos augestoßen werden, verlautet es weiter aus dem RGU.
Weitere Messungen
Mit Beginn des kommenden Jahres will die Stadt zusätzlich eigene ergänzende Stickstoffdioxid-Messungen im Stadtgebiet durchführen. Günter Keller ist froh über diese Ankündigung und betont: "Wir brauchen eine oder zwei weitere auch in unserem Stadtgebiet."
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