Den Staub weggeblasen
Turmschreiber präsentieren sich mit neuen Gesichtern und neuem Elan
1959 gegründet sind die Turmschreiber eine durchaus altehrwürdige Literatenvereinigung. Doch genau das war in den letzten Jahren auch das Problem der Gruppe. Man stellte sich – trotz Frauenanteil – einen Kreis ergrauter Herren vor, die in ihrem Kämmerlein betuliche bayerische Texte aufs Papier bringen. Kabarettist Jürgen Kirner, der der Schriftstellervereinigung seit Februar dieses Jahres angehört, bringt es auf den Punkt: „Die ältere Generation denkt: ,Das zöpfelt an allen Ecken und Enden‘, und die Jungen kennen die Turmschreiber gar nicht."
Frischer Wind
Das soll sich jetzt ändern: Am Dienstag stellte die Gruppe an ihrem Gründungsort, dem Türmstüberl im Isartor, ihre neuen Mitglieder vor. Und diese stehen so gar nicht für Beschaulichkeit. Die Neuzugänge kommen aus allen Bereichen des kulturellen bayerischen Lebens, die nur irgendwie mit dem geschriebenen, gesprochenen oder gesungenem Wort zu tun haben. Da stehen der bekannte Schriftsteller Friedrich Ani und die Autorin Monika Bittl neben der streitbaren Politologin Michaela Karl, dem Kabarettisten Otti Fischer und dem Liedermacher Konstantin Wecker. Auch der bayerische Barde Wilhelm Raabe alias "Tiger Willi", "Fonsi" Christian Springer sowie die Sachbuchautorin Gunna Wendt, die Drehbuchautorin Karin Michalke und der Leiter des Stadtarchivs München, Michael Stephan, sind nun Mitglieder. Und das ist längst nicht die gesamte bunte Mischung. Allen ist gemeinsam, dass sie frischen Wind in die Autorengruppe bringen. Und alle sind auf persönliche Einladung der Autorenvereinigung hin beigetreten, denn einfach einen Aufnahmeantrag auszufüllen, ist bei den Turmschreibern nicht möglich. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist immer auch, dass sich die betreffende Person bereits literarische Verdienste erworben hat.
Gespannt darf man auf die diesjährige Verleihung des Bayerischen Poetentalers sein, jener Auszeichnung der Turmschreiber, die bereits seit 1961 alljährlich an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben wird, die sich um Kunst und Kultur in Bayern herausragende Verdienste erworben haben. Am Freitag, 4. November, um 19 Uhr findet das Ereignis im Künstlerhaus (Lenbachplatz 8) statt. Die Preisträger decken heuer ein besonders breites Spektrum ab. Es sind der Mundartdichter und Satiriker Helmut Eckl, der Sportler Markus Wasmeier, der das Bauernhof- und Wintersportmuseum Schliersee aufgebaut hat, der Fernsehregisseur und Drehbuchautor Jo Baier (u.a. „Rauhnacht", „Schwabenkinder" und „Stauffenberg"), und die Münchner Saitentratzer, die internationale Folklore, echte bayerische Volksmusik sowie festliche Werke der barocken und klassischen Literatur zu ihrem Repertoire zählen. Die Verleihung findet im Rahmen eines kurzweiligen Programms statt
Eintrittskarten gibt es bei München Ticket und allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie der ikf-Tickethotline (089)58999812 und unter www.ikf-kultur.de.
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