Den richtigen Weg finden
Jobmentoren, Schulsozialarbeit, und AsA an der Hauptschule in der Alfonsstraße
„Die Hauptschule ist nicht das Ende der Fahnenstange“, sagt Elisabeth Hundt, die Rektorin der Hauptschule in der Alfonsstraße. „Wenn wir den Schülern klar machen können, dass sie über die Berufsausbildung grundsätzlich auch zum Vollabitur kommen können, haben wir viel erreicht.“ Gerade in Bayern seien die Chancen über den zweiten Bildungsweg sehr hoch – auch für Hauptschüler. „Da gibt es tatsächlich einige gute Beispiele“, betont auch Franz Federmann, Jobmentor an der Alfonsschule. Dass es diese Möglichkeiten gibt, müsse den Schülern aber erst klar werden. „Jeder Schüler hat eine Chance, auch wenn viele Hauptschüler das Gefühl haben, dass sie jetzt nicht mehr weiterkommen“, weiß Federmann. „Es geht nur nicht auf dem direkten Weg. Dies denn Schülern zu vermitteln, ist unsere Aufgabe.“
Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es an der Hauptschule in der Alfonsstraße zwei Jobmentoren auf ehrenamtlicher Basis. Zusammen mit seinem Kollegen Hans Maier berät Federmann die Schüler ab der achten Klasse in allen Fragen rund um das Thema Berufswahl und Bewerbung. „Viele Schüler, die zu uns kommen, wissen noch gar nicht, was sie beruflich machen sollen.“ Die Jobmentoren versuchen zusammen mit den Jugendlichen eine Richtung zu finden, um sie später bei Bedarf in Praktika oder Lehrstellen zu vermitteln. Zudem knüpfen sie wichtige Kontakte zu Wirtschaftsbetrieben. Die Zusammenarbeit mit den Jobmentoren ist für die Schüler freiwillig. „Zu uns kommen nur diejenigen, die auch wollen“, betont Federmann, der für die Schüler einmal pro Woche zur Verfügung steht. Den Jugendlichen steht eine Broschüre mit Bewerbungstipps zur Verfügung, nach der sie ihre jeweilige Mappe zusammenstellen können. „Wer seine Unterlagen nicht vollständig zusammen hat und zu mir kommt, den schicke ich rigoros weg“, sagt Federmann. Nur so könnten die Schüler lernen, verantwortungsbewusst zu werden.
„Wir hatten früher eine große Versorgungslücke in den zehnten Klassen“, erzählt Hundt. Diese konnte die Schule dank des Jobmentorings jetzt schließen. Viele Schüler sind damals nach Angaben der Rektorin auf die Fachoberschule (FOS) gegangen. Doch, so betont die Rektorin, nur ein Prozent der M-Schüler schaffe die FOS überhaupt. Das nähmen die Schüler zwar erschrocken war, auf die FOS gingen sie aber trotzdem, „weil die Schüler keinen Plan B haben“, meint die Rektorin. Für die meisten sei eine fundierte Ausbildung erstmal besser.
Unterstützung bekommen die Schüler aber auch noch von anderer Seite, nämlich durch das sogenannte Alternative schulische Angebot (AsA) und die Schulsozialarbeit. Michael Albrecht, Lehrer der Förderschule an der Dachauer Straße, und Brigitte Wislsperger, Lehrerin an der Alfonsschule, stellen mit jeweils fünf Unterrichtsstunden das AsA-Team der Neuhauser Hauptschule. „Wir haben jeden Freitag ein Jourfix, in dem wir unter anderem die Problemfälle aufarbeiten – zusammen mit Michael Albrecht, Brigitte Wislsperger und gegebenenfalls auch mit Wolfgang Posch von der Schulsozialarbeit“, erklärt Hundt.
Wislsperger selbst sieht sich als Ansprechpartnerin für Lehrer und Schüler in Konfliktsituationen, „zum Beispiel, wenn Unterricht aufgrund einer Störung nicht möglich ist.“ Wenn es Probleme gibt, kommen die Schüler oft von selbst zur AsA. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir schon sehr lange hier an der Schule arbeiten“, betont Wislsperger. Aber natürlich gäbe es auch Fälle, in denen die Kinder oder Jugendlichen von der Schulleitung beziehungsweise den Lehrern geschickt werden. Es sei eher selten, dass man einen Schüler in Gesprächen überhaupt nicht erreicht. „Das größere Problem ist, dass wir einfach mehr Zeit bräuchten“, klagt Wislsperger.
Die Schulsozialarbeit beginnt in der Alfonsschule schon in der fünften Klasse. „Wir führen mit den Kindern ein Kompetenztraining durch“, erklärt Wolfgang Posch. „Das Ganze findet in sehr viel Gruppenarbeit statt. So erkennen wir unsere Spezialkandidaten relativ schnell.“ Es sei wichtig, frühzeitig zu erkennen, wo man Hilfe leisten muss, meint der Schulsozialarbeiter. Für die sechsten Klassen gibt es einen erlebnispädagischen Tag, „ab der der siebten Klasse bieten wir verschiedene Berufsfindungsbausteine an“, so Posch.
Gerade wenn die Probleme zu Hause sehr groß sind, tragen die Kinder und Jugendlichen sie oft in die Schule. „Darum kümmern wir uns dann zusammen mit der Schulsozialarbeit“, erzählt Wislsperger. Oft müsse man die Schüler von mehreren Seiten unterstützen. „Meistens klappt das auch ganz gut“, ergänzt Rektorin Hundt. „Nur in wenigen Ausnahmefällen funktioniert es nicht.“ Deshalb gibt es auch sehr viele Erfolgserlebnisse. „Die Kinder und Jugendlichen wissen, dass sie immer zu uns kommen können – egal ob AsA oder Schulsozialarbeit.“ Viele Schüler sind dankbar für die Hilfe und Unterstützung, die sie bekommen. „Es ist für Kinder und Jugendlichen grundsätzlich immer wichtig, dass sie eine positive Rückmeldung bekommen, wenn etwas gut läuft“, betont Wislsperger.
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