"Den Jungen etwas zutrauen!"
Pater Notker Wolf und die Maler Innung sehen die gesellschaftliche Verantwortung des Handwerks
"Strengt sich einer in der Gemeinschaft nicht an, müssen die anderen für ihn arbeiten - das ist nicht gerecht." Jeder muss also seinen Beitrag zur Gemeinschaft leisten, findet Pater Notker Wolf. Er war bis vor kurzem als Abtprimas der Benediktinischen Konföderation in Rom höchster Repräsentant des Ordens mit weltweit 20.000 Mönchen und Nonnen. Auf Einladung der Maler und Lackierer Innung München sprach er vor den Handwerkern über die Besonderheiten ihrer Berufstätigkeit.
"Der Abt ist nicht das Kloster!"
Vor allem die Beziehung zwischen Meistern, Gesellen und Lehrlingen sei wichtig, so Wolf. Er findet, dass der Meister eine Vorbildfunktion für die Gesellen und Lehrlingen habe und diese besonders gefördert werden sollen. "Junge Menschen formen und ihre Talente entdecken" sei auch aus christlicher Sicht die Aufgabe der Meister. Aber auch eine Strategie, wie Planungen von jedem realistisch umgesetzt werden können, sei wichtig. Auf das Miteinander komme es an, ist Notker Wolf überzeugt: "Wichtig ist, dass auch die alten, erfahrenen Meister von den Jungen lernen, Neues zulassen und sich selbst weiterentwickeln. Die Meister müssen den Jungen etwas zutrauen!" Die Meinung jüngerer Kollegen müsse erst einmal genauso viel gelten wie die der Erfahrenen, betonte Wolf: "Der Abt ist nicht das Kloster!"
Bodenhaftung und Erfahrung
Uli Faßnacht, der Obermeister der Innung, unterstrich, dass die Mitgliedsbetriebe ihre Gesellen und Lehrlinge beruflich gut ausbilden. Er wünscht sich, dass sich mehr junge Leute auf handwerkliche Berufe konzentieren als auf die schulische oder akademische Laufbahn: "Ich würde mir auch bei viel mehr Politikern eine erfolgreiche abgeschlossene Lehre, bevorzugt eine Handwerkslehre, als Prägung und Erfahrung für die politische Karriere wünschen." Das würde, so Faßnacht, der Politik wieder mehr "Bodenhaftung" geben.
Gesellschaftliche Bedeutung
Pater Notker Wolf und Obermeister Faßnacht sprechen dem Handwerksbetrieb nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Bedeutung zu. Als ein weiteres Beispiel dafür nannte Wolf Afrika. Hier sei das Handwerk vorbildlich eingebunden, wenn immer mehr Handwerkerschulen gebaut werden, um die Wirtschaftsstruktur in diesen Ländern zu verbessern.
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