Das Haus der Zukunft
Vom Wohnraum zum Wohnassistenten?
PC, Laptop, Smartphone und Tablet – in den letzten Jahren hat die Technik einen Quantensprung gemacht. In Kombination mit dem Internet hat eine digitale Revolution eingesetzt, die viele Bereiche des Alltags erfasst. Im Büro geht ohne E-Mails nichts mehr und durch Video-Konferenzen werden Unternehmen rund um den Globus miteinander verbunden. Schön, dass einige Bereiche von dieser Entwicklung noch nicht erfasst werden. Dieser Gedanken kommt dem einen oder anderen Verbraucher, welcher sich von der Digitalisierung zunehmend überfordert fühlt. Auch das Zuhause beginnt sich immer stärker zu verändern.
Anfangs waren es eher kleine Schritte, welche Digitalisierung und IT in Richtung Wohnraum gemacht haben. Gerade im Hinblick auf die Smart Home Technik hat sich die Entwicklung in den vergangenen Jahren deutlich beschleunigt. TV-Geräte mit einer direkten Verbindung zum Internet ermöglichen den Abruf von Programmen on Demand. Und dank Smartphone lässt sich inzwischen sogar die Kaffeemaschine steuern. Moderne Wohnraumkonzepte gehen über die bisherige Entwicklung aber deutlich hinaus. Entwicklern geht es um eine Steigerung der Energieeffizienz, mehr Sicherheit und Wohnkonzepte, die Platzmangel und Komfort unter einen Hut bringen sollen.
Genügsamkeit in Sachen Energie
Über Jahrhunderte spielten Fragen zur Wärmedämmung eines Hauses keine Rolle. Im Kamin loderte ein Feuer, die Fenster waren einfach verglast. Mit der zunehmenden Stadtentwicklung und des – infolge der Industrialisierung – Bevölkerungsanstiegs in den Ballungszentren mussten sich Städte neu erfinden. Heute wird Energie oft zentral hergestellt und in Haushalte geliefert (Fernwärme). Oder Eigenheimbesitzer setzen auf Erdöl und Erdgas.
Eine Folge dieses Trends ist der Ausstoß an Klimagasen. Mittlerweile gehen moderne Wohnkonzepte dahin, die Energieeffizienz zu steigern. Ein Weg führt über die Nutzung regenerativer Energie, wozu:
- Sonnenenergie
- Windkraft
- Wasserkraft
- Erdwärme
gehören. Auf der anderen Seite bedeutet Energieeffizienz, dass der Energieverbrauch reduziert wird. Hier geht es um die richtige Dämmung – um Transmissionswärmeverluste zu reduzieren. Aber: Die Digitalisierung ist in der Lage, dieses Vorhaben zu unterstützen. Und kann die Wohnung der Zukunft energieeffizienter machen.
Das Haus der Zukunft kombiniert, um die Ansprüche an einen niedrigen Energieverbrauch zu erfüllen:
- regenerative Energiequellen
- herausragende Dämmeigenschaften
- intelligente Verbrauchssteuerung
miteinander. Und solche Konzepte existieren bereits heute – in Form der Passiv-/KfW-Häuser. Das Passivhaus vereint besondere Dämmeigenschaften mit dem Konzept des Wärmetauschers auf eine Weise, dass klassische Raumheizungen nicht mehr benötigt werden. In Zertifizierungsvorschriften – etwa denen des Passivhaus Instituts – ist ein Heizenergieverbrauch vorgesehen, welcher 1,5 Litern Heizöl je qm entspricht. Damit liegt das Passivhaus beim Heizenergieverbrauch etwa auf dem Niveau des KfW 40-Standards.
Was auf dem Papier ausgezeichnet klingt, ist in der Praxis allerdings sehr viel schwieriger umzusetzen. Immobilien, die alle erforderlichen Kriterien für das Passivhaus oder das KfW Effizienzhaus 40 und 40 Plus erfüllen, sind in den Baukosten erheblich teurer als herkömmliche Immobilien. Eine Tatsache, der sich auch die Politik bewusst ist – und die daher zu Förderungen greift. Letztere gibt es zum Beispiel über die KfW. In deren Effizienzförderungen gibt es für das Erreichen der hohen Standards Zuschüsse in fünfstelliger Höhe.
Interaktivität mit den Bewohnern
Mehr Energieeffizienz durch Digitalisierung und Vernetzung erreichen – ist nur eine Seite der Medaille. In den letzten Jahren tauchen im Zusammenhang mit modernen Wohnkonzepten immer wieder Projekte auf, in denen es um die Interaktion zwischen Wohnung/Eigenheim und den Bewohnern geht. Was bis vor wenigen Jahren undenkbar schien und als reine Fiktion galt, wird inzwischen zunehmend realer.
Digitale Assistenten
Sogenannte digitale Assistenten übernehmen bereits heute in vielen modernen Immobilien wichtige Funktionen. Bisher sind solche Systeme häufig in Verbindung mit dem Smartphone/Tablet im Einsatz und hier als:
- Cortana
- Siri
- Alexa
bekannt. Benutzt werden diese Assistenzsysteme unter anderem zur Navigation, dem Abrufen von Informationen oder der Kontaktaufnahme (Anwählen von Kontakten durch die Sprachsteuerung).
Eine Auswertung zur Nutzung digitaler Assistenten deckt allerdings ein wichtiges Detail auf: Die Systeme werden heute schon benutzt, um Haus- und Unterhaltungstechnik zu steuern. Mit 19 Prozent war der Anteil dieser Nutzung – im Vergleich mit anderen Nutzungsarten – zwar noch gering.
Allerdings steigt die Akzeptanz solcher Systeme ständig. Ein Grund, warum digitale Assistenten immer häufiger zum Einsatz kommen, ist der Zuwachs an Komfort. In den nächsten Jahren ist hier sicher mit weiteren Entwicklungen zu rechnen.
Smarte Haushaltsgeräte: Wenn der Kühlschrank einkauft
Assistenzsysteme sind ein sichtbarer Teil der Smart Home Entwicklung. Etwas verdeckt hält die Vernetzung in den Bereichen Haushalts- und Unterhaltungsgeräte Einzug. Hier können für die Zukunft ganz unterschiedliche Anwendungen denkbar sein. Auf der einen Seite wird die Kaffeemaschine der Zukunft mit dem Wecker kommunizieren. Und sobald dieser Bewohner sanft aus dem Schlaf holt, wird Kaffee frisch zubereitet. Oder – um beim Wecker zu bleiben – ist dieser mit einem Wearable (Smartwatch) verbunden und findet selbständig – anhand der Bioparameter – den besten Zeitpunkt zum Wecken heraus, da der richtige Zeitpunkt des Aufstehens
Denkbar sind fürs Haus der Zukunft noch ganz andere Anwendungen. Der Kühlschrank prüft selbständig das Ablaufdatum für Lebensmittel und löst selbständig eine Bestellung aus. Oder Wearables setzen einen Notruf übers Festnetz ab, wenn die Vitalfunktionen plötzlich verrückt spielen.
Smart Home Technologie: Digital wohnen
Smart Home läuft immer wieder Gefahr, nur auf Unterhaltungselektronik und vernetzte Haushaltsgeräte zusammengekürzt zu werden. In der Praxis geht die Entwicklung in diesem Bereich sehr viel weiter. Smart Home Systeme setzen in vielen Bereichen, wie der:
- Heizungssteuerung
- Lichtsteuerung
- Haussicherheit
an. Sehr einfach ist die Heizungssteuerung, welche sich bereits über den Austausch des Thermostats bewerkstelligen lässt. In anderen Bereichen – wie der Lichtsteuerung – ist mitunter ein etwas größerer Aufwand erforderlich. Es macht sich daher bezahlt, den Aspekt Smart Home bereits in der Planungsphase für eine neue Immobilie mit auf die Agenda zu setzen. Zumal die Integration entsprechender Lösungen zu den werterhöhenden Faktoren gehört. Darüber hinaus lässt sich für Smart Home Modernisierungen mitunter auch eine staatliche Förderung bekommen. Die Mittel können für unterschiedliche Maßnahmen beantragt werden , sei es „Energieeffizient sanieren“, „Energieeffizient bauen“ oder auch „Altersgerecht umbauen“.
Sicherheit vor Eindringlingen
Sicherheit ist eines der großen Themen, wenn es um die eigenen vier Wände geht. Vor allem die, die Opfer eines Einbruchs wurden, fühlen sich im Eigenheim oft nicht mehr sicher . Mit der Digitalisierung bieten sich auch hier neue Möglichkeiten für das Haus der Zukunft.
Auf der einen Seite geht es um die Überwachung – mittels vernetzter Sensoren, welche mit dem Handy in Kontakt stehen. Auf der anderen Seite sind für die Zukunft auch neue Schüsselmechanismen denkbar. Fingerabdrucksensoren sind in Smartphones schon lange im Einsatz. Aber auch Stimmenerkennung oder Retina/Iris-Scanner sind als Bestandteil neuer Schließsysteme in jedem Fall für Immobilien denkbar.
Fazit: Das Haus der Zukunft wird digital
Wie werden Häuser in 20 Jahren oder 30 Jahren aussehen? Mit dieser Frage setzen sich Wissenschaftler und Wirtschaft auseinander. Es geht um die Frage, wie Platzmangel und Privatsphäre unter einen Hut passen. Auf der anderen Seite geht es um technische Lösungen zu Fragen der Energieeffizienz, dem Wohnkomfort und der Sicherheit in den eigenen vier Wänden. In den letzten Jahren ist die Entwicklung in diesen Bereichen sehr schnell vorangeschritten. Wahrscheinlich ist eine starke Nutzung digitaler Assistenten, welche sprachgesteuert viele Bereiche der Haustechnik kontrollieren. Und es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem stärkeren Einsatz von Smart Home Systemen kommen. Diese ermöglichen schon heute mehr Energieeffizienz und lassen sich zu einem Sicherheitsnetz für die eigenen vier Wände kombinieren. Das Haus der Zukunft wird in jedem Fall eines sein – digital.
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