"Damit kann ich bei meinen Enkeln punkten"
Von 0 bis 99: Candy-Crush-Saga statt Rummy Cup
Der moderne Touchscreen macht dem traditionellen Brettspiel im heutigen digitalen Zeitalter Konkurrenz. Technische Fortschritte lösen einen beachtlichen Boom von Medienspielzeugen aus. Verschwindet demzufolge der Sinn vom Spielen in einer virtuellen Welt oder ändert sich lediglich das Spielverhalten?
Ein Spieleabend mit Freunden oder Familie in warmer Atmosphäre wirkt wie Balsam für die Seele. Spiegelbildlich benötigt „der Zocker“ nur seinen PC, Headset und Facecam zum Glücklichsein. Die immateriellen und sozialen Werte wie gemeinsames Vergnügen und Denken verlieren ihren hohen Stellenwert von früheren Zeiten. Unterschiedslos bleibt dennoch die Entwicklung der Intelligenz beim Spielen: Motorische, kognitive und emotionale Reize werden sowohl alleine als auch in der Gruppe beansprucht und gefördert. Die Spielmöglichkeiten scheinen sich wegen des Online-Angebots sogar auszudehnen. Egal wo und wann – das Handy als Spielfreund ist stets zur Hand. Angesichts der unterschiedlichen Affinität zum Internet gestaltet sich die generationenübergreifende Freizeitgestaltung schwierig. Dem gegenüber haben Brett- oder Kartenspiele keine Altersbegrenzung und verbinden somit alle Generationen. Der griechische Philosoph Platon behauptet sogar: „Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr.“ Ob nun die Geselligkeit vordergründig ist oder nicht: Hauptsache, Spielen macht Spaß.
"Der Gewinn liegt auf der Hand"
Die alte Generation: Sigrid Wagner, Ehrenamtliche im ASZ Pasing, 72 J.
Spielend Konzentration und Freude steigern: Wohl dem, der „Spielen“ kann, auch das will gelernt sein. Schöne Erinnerungen an Spieleabende im vertrauten Kreis mit Freunden oder Familie hat nicht jeder, Gemeinsamkeit, die alle eingebunden hat. Aber es ist nie zu spät. Mein Appell an alle Jung-, Mittel- und Alt-Senioren: Nutzt die Zeit und vertreibt Einsamkeit, Alleinsein und die ernsten Lebensfragen. Lasst eure Sorgen und ernste Gedankenketten mal unterbrechen. Gebt euren Fähigkeiten nach Lust und Laune neuen Schwung. Jetzt habt ihr Zeit dazu. Im ASZ Pasing heißt der große Renner Rummy Cup. Jeden Dienstag ist hier die Hölle los. Feste Spielgruppen lassen den Anfängern aber kaum eine Lücke, und wenn, dann sind "alte Hasen" oft weniger hilfreich und nachsichtig. Aber jeder verdient eine Chance und sollte den Anfang wagen. Daher: Rummy Cup für Anfänger im geschützten Rahmen, das neue Angebot im ASZ Pasing. Hier zerstreuen sich Bedenken und Unsicherheit. Die Regeln sind einfach. Ehrgeiziger Siegerwillen ist nicht gefragt. Frust wird mit Humor und Zuspruch verkraftbar. Ziel ist es, mehr Mut und Selbstvertrauen zu gewinnen; nur Übung macht den Meister. Der Gewinn liegt auf der Hand: Den Nachmittag froh beschließen und Freude mitnehmen. Das ist mein Ziel. Unbezahlbar, daher kostenlos. Übrigens: Als Großmutter habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mit Rummy Cup auch bei meinen Enkeln punkten kann. Es dauert nur etwas, bis sich die Augen vom Smartphone lösen. Intelligenzfördernde Beschäftigung hin oder her: Ich hoffe, sie erinnern sich an gemeinsame schöne Spielstunden.
"Wir waren viel draußen"
Die mittlere Generation: Christine Bauer, Buchhalterin, 56 J.
Um ehrlich zu sein, musste ich erst einmal meine Kinder fragen, was „Candy-Crush-Saga“ überhaupt ist. Ich habe zuvor noch nie davon gehört. Jetzt weiß ich, dass es sich dabei wohl um ein äußerst erfolgreiches Handyspiel handeln muss. Interesse daran, es selbst auszuprobieren, habe ich jedoch nicht. Mir gefallen traditionelle Spiele besser: die, für die man kein Handy oder einen PC braucht. Als Kind hatten wir beispielsweise immer riesigen Spaß daran, „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ zu spielen. Ein simples Spiel, für das man keinerlei Hilfsmittel - geschweige denn ein elektronisches Gerät - benötigt. Und natürlich waren wir viel draußen, haben „Verstecken“ und „Jägerball“ gespielt: die einfachen Dinge, die angesichts der heutigen Möglichkeiten beinahe langweilig erscheinen. Spielt ein Kind heutzutage überhaupt noch „Verstecken“? Ich hoffe es jedenfalls und ich habe auch den festen Vorsatz, diese Spieltraditionen mit meinen Enkelkindern fortzuführen. Ich bin mir sicher, dass sie dabei mindestens so viel Spaß haben werden wie ich.
"Man gewinnt und verliert gemeinsam"
Die junge Generation: Niklas, Gymnasiast, 11 J.
Das Handy ist eigentlich schon ein täglicher Begleiter im Alltag von uns Schülern. Jeder in meiner Klasse hat ein Handy. Kaum ist der Unterricht aus, spielen wir gleich mit unseren Handys, meistens Clash Royal. Diese Art Strategiespiel spielt man online gegen ganz Europa. Die Spielzüge bestimmt man durch „Touchen“ des Fingers am Display. Leider reden meine Freunde im Zug nicht viel, sondern schauen nur aufs Handy. Das finde ich gar nicht toll, denn wenn wir uns unterhalten, dreht sich alles nur um das Handy-Spiel. Speziell wie sehr sie das Spiel auf die Palme bringt, wenn sie einmal verlieren. Ich spiele nicht so intensiv mit meinem Handy, sondern lieber mit meiner Play Station 4. Im Unterschied zum Handy-Spiel kann ich hier zum Beispiel FIFA17 vor einem größeren Bildschirm, dem Fernseher und gemeinsam mit meinen Freunden über mehrere Controller spielen. Außerdem sind meine Freunde und ich oft im Wald und spielen “Haus bauen” oder “Goldwäscher”. Unsere Fantasiespiele in der Natur sind eine super Abwechslung zu den digitalen Spielen. Ich bin aber auch Mitglied einer Fußballmannschaft. Man gewinnt und verliert hier gemeinsam und nicht alleine wie es bei Handy-Spielen der Fall ist. Mir ist wichtig, dass man sich beim Handy auskennt, aber dazu muss ich nicht so viel Zeit damit verbringen. Es wird mir ohnehin beim Handy-Spielen schnell langweilig - ich brauche Abwechslung, meine Freunde und die Natur.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH