Bosnischer Volkstanz, Cevapcici und Fußball

Während der Vorbereitungen zum „Spiel der Woche“, das regelmäßig im Rahmen der Initiative „Fairplay München“ durchgeführt wird, verfolgte der FC Bosna i Hercegovina den Wetterbericht mit großer Spannung: Sollte Kälte und Regen dem geplanten Event einen Strich durch die Rechnung machen? Die Erleichterung am vergangenen Sonntag war groß, denn Petrus schenkte sonniges Herbstwetter, so dass der Fußballclub die knapp 200 Zuschauer und seine Gäste, den TSV Turnerbund München, mit einem schönen Rahmenprogramm begrüßen konnte. Bereits der Einmarsch wurde festlich mit Bannern gegen Gewalt und Rassismus begangen. Als Zeichen der Verbundenheit und Zusammengehörigkeit erklangen zum ersten Mal bei einem „Spiel der Woche“ die bayerische und die bosnische Hymne. Und zur Halbzeit wurde fröhlich getanzt.

Wahre Organisationstalente

Der FC Bosna i Hercegivina ist in der Bezirkssportanlage Thalkirchen heimisch. Gegründet wurde der Verein 1993 und für das 20-jährige Jubiläum, das im November gefeiert werden soll, sind die Vorbereitungen bereits in vollem Gange. Aktuell befindet sich die Mannschaft in einer Findungsphase, es wird nun stark auf junge Spieler gesetzt, an denen es in den letzten Jahren gemangelt hatte. Doch der Zulauf ist nun wieder enorm: Seit Januar 2013 konnten insgesamt 29 junge Talente gewonnen werden, worüber sich Vizepräsident Edis Mulaosmanovic besonders freut: „Wir haben nun viele junge Leute im Verein, die uns nicht nur in Sachen Fußball, sondern auch durch ihre Kreativität bereichern. Die Zusammenarbeit funktioniert auch super. Jung und Alt geben bei uns eine gute Mischung aus Tradition und Moderne ab.“

Für das „Spiel der Woche“ zeigten alle Vereinsmitglieder ihr organisatorisches Talent und legten sich mächtig ins Zeug. Binnen kürzester Zeit wurden für das Match ehrenamtlich Werbe-Flyer vom hauseigenen Grafiker erstellt, eine Lautsprecheranlage besorgt und eine Grillstation aufgebaut, an der die Besucher die klassische Bratwurst, Getränke, aber auch bosnische Köstlichkeiten wie Cevapcici genießen konnten. Zudem freuten sich die Zuschauer über eine überraschende und zuckersüße Showeinlage: Die Kinder des KUD Bosančica München, einer bosnischen Folklore-Tanzgruppe, führten in der Halbzeit traditionelle Volkstänze in original bosnischer Tracht auf und zauberten Spielern und Besuchern ein Lächeln ins Gesicht. „Der Verein hat sofort verstanden, worum es beim Spiel der Woche geht“, lobte Bernhard Slawinski vom Bayerischen Fußball-Verband, der sich ganz besonders über die kulturelle Einlage freute.

Langjährige Zusammenarbeit

Der TSV Turnerbund blickt auf eine langjährige und bewegte Geschichte zurück. Gegründet wurde der Verein im Jahr 1882 als Turnverein alter jahnischer Prägung. Erst im März 1920 kam die Abteilung Fußball hinzu. Diese musste sich in den Folgejahren allerdings gleich zwei Mal neu aufbauen, da alle Fußballer gleichzeitig den Verein verließen, um einen eigenen Verein zu gründen. Daraus entstanden 1921 der FC Eintracht München und 1951 der SC München. Dem Fußball des Turnerbundes und dem Ehrgeiz der Mannschaft sollte dies jedoch kein Abbruch tun: „Unser größter Erfolg ist der Aufstieg in die Kreisklasse und dort sind wir jetzt in der fünften Saison“, erklärt Sascha Hecken, Technischer Leiter. „Im Jahr 2002 waren wir noch in der B-Klasse und seit circa zehn Jahren entwickeln wir uns stetig ein Stückchen weiter.“ Besonders stolz ist er auf die „lange Zugehörigkeit sehr vieler Spieler, die schon als Jugendliche dem Verein beigetreten sind“.  Auch das Engagement derer Eltern macht den Turnerbund München zu einem starken Verein mit Teamgeist. „Zusätzlich konnte durch eine Neuorganisation im Juniorenbereich mit Hilfe fleißiger Mitglieder eine exzellente Basis für die Zukunft geschaffen werden“, freut sich Sascha Hecken.

Das Saisonziel der ersten Mannschaft lautet neben der dauerhaften Beherzigung von „Fairplay“ der Klassenerhalt im einstelligen Tabellenbereich.

Ehrlichkeit der Spieler

Mit dem „Spiel der Woche“ war auch Schiedsrichter Chritos Sofis, Obmann vom SV Aubing zufrieden: „Ich hatte bei nur drei gelben Karten einen durchaus positiven Eindruck.“ Zudem lobte er die Fairness der Spieler: „In einer Situation war die Frage, ob es Ecke für Bosna oder Abstoß für den Turnerbund geben sollte. Auch als Schiedsrichter kann man nicht überall sein, manchmal ist die Sicht versperrt und dann ist man sehr froh, wenn die Spieler ehrlich sind. Die Nummer 11 von Bosna, Semir Velagic hat zugegeben, am Ball gewesen zu sein. So gab es Abstoß für den Turnerbund.“

Beide Mannschaften erhielten als Preis für ihre Fairness von BFV-Funktionär Bernhard Slawinski Eintrittskarten für den TSV 1860 München. „Mir liegt viel daran, dass die Mannschaften diesen Preis gemeinsam einlösen. Auf diese Weise kann ein Austausch der Vereine und möglicherweise eine gute künftige Zusammenarbeit entstehen.“